70 Jahre CurrywurstStreet Food in Osteuropa
Currywurst ist Kult. In Deutschland fehlt sie an keinem Imbissstand. In Osteuropa kennt man sie zwar hier und da auch, doch Polen, Tschechen und Russen haben eigene Street-Food-Klassiker.
Polen: Zapiekanka - Der Kultsnack aus der Volksrepublik
Die Zapiekanka, frei übersetzt "im Ofen gebacken", ist das beliebteste Straßenessen Polens. Das halbierte Baguette ist mit Zwiebeln, Pilzen, Salami, Schinken und würzigen Saucen gefüllt und mit Käse überbacken.
Statt im Imbiss-Anhänger wird die "Street-Food-Königin" zunehmend in kleinen Restaurants verkauft – gerne im sozialistischen Stil. Denn die Zapiekanka ist eine polnische Erfindung aus den 1970er-Jahren. "Sie wurde als sozialistisches Street-Food für die arbeitende Bevölkerung entwickelt", erklärt unsere Ostbloggerin in Warschau, Monika Sieradzka. Deshalb tragen viele der Bars, in denen man Zapiekanka kaufen kann, auch sozialistische Bezeichnungen wie PRL (Volksrepublik).
Russland: Piroschki – Nahrhafte Teigtaschen
Sie gibt es nicht nur in Russland, dort ist sie aber als Street-Food noch immer sehr beliebt: die Pirogge. Aus Hefe- oder Blätterteig gemacht und u.a. mit Speck, Kartoffeln, Weißkohl, Spinat, Sauerkraut oder Fleisch gefüllt, ist eine Piroschki schon fast ein komplettes Mittagessen. Unser Ostblogger in St. Petersburg, Maxim Kireev, fand besonders leckere Exemplare in einem Laden, der seiner Ansicht nach eher aussieht wie eine Konditorei. Farbenfroh und innen – alles pink!
Ukraine: Perepitschka – ein Würstchen im Teigmantel
Natürlich gibt es auch in der Ukraine Piroggen im Imbiss. Unser Ostblogger in Kiew, Denis Trubetskoy, hat jedoch einen anderen Klassiker gekostet: die Perepitschka. Angeblich das erste Fast Food der Sowjetunion. Gelernte DDR-Bürger wird der Snack nicht ganz zu Unrecht ein wenig an die Ketwurst erinnern. Die Perepitschka gibt es an beinahe jeder Ecke der ukrainischen Hauptstadt für umgerechnet 50 Cent zu kaufen.
Ungarn: Grillcsirke – Das Grillhuhn aus dem Imbisswagen
Statt Döner oder Currywurst ein halbes Hähnchen – so mögen es viele Ungarn. Grillcsirke nennt sich in Ungarn das, was man in Ostdeutschland als Goldbroiler und im Westen als Grillhähnchen oder-hendl schätzt(e). Verkauft wird Grillcsirke, wie hierzulande auch, so gut wie immer aus einem Imbisswagen. Doch anders als in Deutschland, meint unsere Ostbloggerin in Budapest, Piroska Bakos, hat jeder Hähnchenkoch sein spezielles, meist geheimes Rezept für die Würze, mit der das Hähnchen vor dem Grillen eingestrichen wird. Serviert wird Grillcsirke mit Weißbrot und gerne auch mit ungarischer Apfelpaprika.
Litauen: Belyash – "Berliner Pfannkuchen" mit Rindfleischfüllung
Vytenė Stašaitytė, unsere Ostbloggerin in Vilnius, erinnert sich an kulinarische Erlebnisse aus ihrer Schulzeit: Damals, sagt sie, habe man sich nach dem Unterricht regelmäßig mit Snacks aus, "rollenden Schmankerl-Wagen" belohnt. Heute seien die Imbisswagen selten geworden. Beliebt sind Belyash trotzdem nach wie vor. Die kleinen, saftigen Pasteten sehen aus wie Berliner Pfannkuchen. Doch statt mit Marmelade sind sie mit Rindfleisch gefüllt. Das Fleisch im Teig wird in Öl gebrutzelt.
Das Rezept für den Belyash brachten einst Krimtataren mit nach Litauen. Auf sie geht auch eine andere Variante von Street Food zurück, dass viele Litauer noch heute gerne essen: Tscheburek. Wie Belyash ein Überbleibsel aus Sowjetzeiten. Die flache Teigtasche, die nur aus Mehl, Wasser, Salz und Ei gemacht wird, ist mit gehacktem Lamm-, Rind- oder Schweinefleisch gefüllt, aber auch mit Zwiebeln, Kartoffelbrei und Pilzen.
Und auch Kibinai, Blätterteigtaschen, die mit Fleisch und anderen Zutaten gefüllt sind und im Ofen goldbraun gebacken werden, stehen in Litauen hoch im Kurs. Sie sind nach Auskunft von Vytenė Stašaitytė auch ein idealer Begleiter zur Suppe. Kibinia sind der Vorreiter des Street Foods in Litauen. Das Gericht wurde von jüdischen Karäern ins Land gebracht.
(voq)
Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 02. September 2019 | 17:00 Uhr