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In der tschechischen Hauptstadt Prag zieht die Gastronomie wieder an. Bildrechte: imago images/Frank Chmura

Urlaub in OsteuropaTschechiens Grenzen öffnen für Tourismus: Wissenswertes für den Urlaub

22. Juni 2021, 15:42 Uhr

Angesichts deutlich gesunkener Corona-Zahlen sind ab Montag die Grenzen zu Tschechien wieder für Touristinnen und Touristen geöffnet. Und die locken Sehenswürdigkeiten wie die Altstadt von Prag, die Schlossanlage Hospital Kukus, der Berggipfel Schneekoppe oder die magische Felsenstadt Adersbach. Aber wie sicher wird der Urlaub, wo kann man etwas erleben und was bieten beliebte Reiseziele, um wieder Besucherinnen und Besucher anzuziehen?

von Helena Truchla, Prag

Die Flussinsel Štvanice im Prager Stadtzentrum ist voll von jungen Menschen. Es ist kurz vor Mitternacht und der beliebte Club Bike Jesus feiert mit einem Open-Air-Konzert seine Wiedereröffnung. Livemusik in Clubs sowie Tanzen ist in Innenräumen bis Anfang Juli verboten und hier unter freiem Himmel sind - zumindest theoretisch - Besucherinnen und Besucher verpflichtet, einen Nachweis zu haben, nicht infektiös zu sein, Abstand zu halten oder Maske zu tragen. Das ist augenscheinlich nicht bei jedem der Fall und die allgemeine Stimmung erinnert deshalb an die Welt vor der Pandemie. Doch nicht ganz: Um 22 Uhr geht die Musik aus und Getränke gibt es nur noch zum Mitnehmen.

In Kneipen und Restaurants werden die Öffnungszeiten nicht begrenzt. Möglich wird dies durch eine eingeschränkte Gästezahl und auch durch die Regel, dass die Gäste entweder getestet, geimpft oder genesen sein müssen. Das Gleiche gilt für Hotels, Konzerthallen, Schwimmbäder oder den Wellness-Bereich. In Museen und Galerien genügt meistens das Tragen eines Mundschutzes (FFP2), was auch für alle öffentlichen Innenbereiche sowie für Außenbereiche, in denen es nicht möglich ist, Abstand zu halten, vorgeschrieben ist.

Prag: Punktesystem für Sehenswürdigkeiten

Die Hauptstadt Prag will mit einer eigenen Aktion Touristen anlocken unter dem Slogan: "In Prag wie zu Hause". Besucher, die mehr als eine Nacht bleiben, kriegen dafür Punkte angerechnet. Diese können dann in freien Eintritt zu Sehenswürdigkeiten umgewandelt werden. Dabei sind etwa die berühmte Prager Burg mit dem Veitsdom, Galerien, Parks, Zoos, Stadttürme und sogar das Planetarium. 

Deutsche auf dem ersten Platz

Ab dem 21. Juni dürfen sich ausländische Touristinnen und Touristen über Lockerungen der Corona-Regeln in Tschechien freuen. Trotz eingestellter Grenzkontrollen war zuvor touristisches Reisen nämlich nicht möglich. Das schmerzte die Tourismus-Branche: 2020 schrumpfte die Zahl der Gäste aus dem Ausland auf ein Viertel zusammen. Kamen 2019 noch mehr als zwei Millionen deutsche Reisende, die den größten Anteil ausmachen, waren es 2020 nur noch 810.000 - ein Rückgang von mehr als 60 Prozent. Zu den Ersten, die damals zurückkamen, gehörten die Deutschen, sagt die Direktorin der Agentur CzechTourism in Deutschland Markéta Chaloupková: "Wir glauben, dass dies auch in diesem Jahr der Fall sein wird."

Das Hospital Kukus liegt mitten im Nirgendwo. Mit seinem imposanten Schlossgarten ist es ein beliebtes Ausflugsziel. Bildrechte: feelkuks.cz

Viele der beliebten Sehenswürdigkeiten in Tschechien haben nur mit eingeschränkter Kapazität geöffnet oder andere Maßnahmen ergriffen, um das Sicherheitsgefühl zu steigern. "Desinfektionsmittel steht den Besuchern an der Kasse und bei den Toiletten zur Verfügung. In Innenbereichen muss jeder Maske tragen. Die Kapazität der Führungen wurde auf neun Besucher reduziert. Und wir haben eine Plastikbarriere an der Kasse angebracht, um den Kontakt zu verringern", erklärt Vojtěch Krátký, Sprecher vom Hospital Kukus, einem einzigartigen barocken Gebäudekomplex am Oberlauf der tschechischen Elbe. Ähnliches ist auch auf anderen Burgen und Schlössern zu erwarten.

Die für Besucherinnen und Besucher zugänglichen Räumlichkeiten der Plzeňský Prazdroj in Pilsen, "Geburtsort" der Biersorten Pilsner, werden regelmäßig desinfiziert. Die Brauerei ist für Reisende aus Deutschland von großem Interesse. "Unsere Reservierungsabteilung wird jetzt buchstäblich mit Fragen und Anrufen überschwemmt", sagt der Pressesprecher Zdeněk Kovář. Die beliebte "Gambrinus-Route", die durch den Produktionsbereich führt, bleibt jedoch vorerst zu.

Die Adersbach-Weckelsdorfer Felsenstadt in Nordost-Böhmen begrenzt die Besucherzahl auf 400 pro Stunde. "Wir wollen Warteschlangen am Felsen und Verkehrszusammenbrüche vermeiden", erklärt Kateřina Menšíková, die für Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Auf dem Gipfel des höchsten tschechischen Berges, der Schneekoppe, werden sogar Schutznetze installiert - wegen der erwarteten Besucherzahlen. Denn mehr als die Hälfte der Menschen in Tschechien möchte dieses Jahr Urlaub zu Hause verbringen. Vor allem aus Angst vor Ansteckung, aber auch, weil sie damit Geld einsparen möchten, ergab eine Umfrage der Zeitung Mladá fronta Dnes. 

Mehr Geld an der Kasse lassen

Allerdings wird auch Urlaub in Tschechien teurer. "Wir rechnen mit etwa fünf bis zehn Prozent Preiserhöhung", so der Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes, Václav Stárek. Vor allem das Nationalgetränk Bier ist davon betroffen. "Während des Covid-Jahres sind die Preise mehr gestiegen als in den beiden vorangegangenen Jahren zusammen", sagt Petr Menclík, Direktor des Bezahlsystems Dotykačka gegenüber dem Nachrichtenportal Seznam Zprávy. 

Die größte "Preisflexibilität" ist in beliebten touristischen Zielen wie Prag, Brünn (Brno), Karlsbad (Karlovy Vary) oder Krumau (Český Krumlov) zu erwarten, die viele Gäste anziehen - und eben die benötigt die Branche jetzt dringend. "Wir rechnen damit, dass mindestens zehn Prozent der Beherbergungsbetriebe nicht mehr öffnen und auch etwa 30 Prozent der Restaurants komplett schließen werden", sagt Stárek. Andere kämpfen gerade ums Überleben und melden dabei auch Probleme bei der Suche nach geeignetem Personal. "Selbst Studenten mit Schwerpunkt Tourismus und Gastronomie (die früher als Arbeitskräfte zur Verfügung standen, Anm. d. Red.) bewerben sich nicht so richtig", ergänzt Stárek.

Das gilt es zu beachten (Stand: 18. Juni 2021)Nachweise zum Corona-Status etwa für Hotels oder Restaurants:
- ein negativer Covid-19-Test (ein PCR-Test ist für sieben Tage gültig, ein Antigentest für drei Tage)
- oder eine Bestätigung der Genesung von Covid-19, die nicht älter als 180 Tage ist
- oder ein Impfzertifikat (22 bis 90 Tage nach der Impfung)
- oder ein Corona-Schnelltest vor Ort, verfügbar in vielen Supermärkten.

Bei der Einreise müssen Touristinnen und Touristen nachweisen, dass sie gegen Corona geimpft, negativ getestet oder genesen sind, eine Online-Einreiseformular muss ausgefüllt werden. Beim Impfstatus reicht es, wenn die erste Impfung mehr als 22 Tage zurückliegt. 

Die epidemische Lage ist gut. Die sogenannte landesweite 7-Tage-Inzidenz lag am 15. Juni je 100.000 Einwohnern bei 11. In Deutschland lag sie am selben Tag laut Robert Koch-Institut knapp unter 14.

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Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN | 16. Juni 2021 | 19:00 Uhr