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KältewelleRussland: Wie Profis gegen den Wintereinbruch kämpfen

10. Februar 2021, 10:07 Uhr

Nicht nur in Deutschland zeigt sich der Winter aktuell von seiner frostigsten Seite. Auch Russland bekommt rekordverdächtige Minustemperaturen zu spüren. Nachdem der letzte Winter eher warm und schneearm ausgefallen war, rechnen die Meteorologen in Moskau in den nächsten Tagen mit Temperaturen unter -20 Grad Celsius sowie starken Schneefällen.

Um Glatteis zu vermeiden, greifen die kommunalen Dienste in Russland gerne auf einen chemischen Cocktail aus Salzen zurück. Bildrechte: imago images/ITAR-TASS

Wenn sich der Winter in Moskau austobt, hat auch die russische Metropole mit den Folgen zu kämpfen. Zwar ist man in Russland an Minusgrade und Schnee gewöhnt und hat die Infrastruktur entsprechend ausgerichtet, doch auch hier bedeutet der Wintereinbruch Einschränkungen für die Menschen und fordert alle Kräfte der kommunalen Dienste, um die Stadt am Laufen zu halten.

Schüler bekommen Kältefrei

Bereits Ende vergangener Woche wurden die Moskauer vor der außergewöhnlichen Kälte gewarnt, die die russische Hauptstadt in diesen Tagen erreicht. Mancherorts sollen die Temperaturen bis auf -30 Grad Celsius sinken. Da kann es schon mal passieren, dass bei solcher Kälte nicht jedes Auto anspringt. Wer kann, der bleibt sowieso zu Hause – auch in Russland. Für Schulkinder gibt es sogar Kältefrei. Fallen die Temperaturen unter -25 Grad, können Vorschul- und Grundschulkinder zu Hause bleiben. Schüler höherer Klassen müssen ein dickeres Fell mitbringen, Abiturienten etwa können erst bei -31 Grad zu Hause bleiben.

Auch in Russland stellt der Wintereinbruch die Menschen immer wieder vor Herausforderungen. Bildrechte: imago/Russian Look

28.000 Mitarbeiter für den Winterdienst

Auch verkehrstechnisch stellen Schneefälle und niedrige Temperaturen eine große Herausforderung für die Städte dar. Denn bei Weitem nicht jede russische Stadt kann einen solchen Winterdienst vorweisen, wie ihn die Hauptstadt hat. Alleine Moskaus Straßendienste zählen nach eigenen Angaben 28.000 Mitarbeiter sowie 6.500 Fahrzeuge. Bei Wintereinbruch werden sie konzentriert eingesetzt, um die auch so schon schwierige Verkehrssituation in der Metropole unter Kontrolle zu bekommen. Um die Straßen sauber zu halten, kommt dabei massenhaft eine feuchte oder flüssige Mischung aus Kochsalz und Kalziumchlorid zum Einsatz. Bei Temperaturen unter -7 Grad Celsius wird noch ein Granulat aus Natriumformiat beigefügt, das schnell in feste Schnee- und Eisschichten eindringen und diese verflüssigen kann, gleichzeitig jedoch korrosionsarm ist und die Autos nicht angreift.

Kommt zu viel Chemie zum Einsatz?

Wer jedoch schon mal im Winter im verschneiten Moskau unterwegs war, kennt die Schattenseiten von gestreuten und gespritzten Straßen. Schnell verwandelt sich dann der weiße Schnee in einen dreckigen Matsch, der nicht nur die Autos komplett bedeckt, sondern auch von Fußgängern das eine oder andere Paar Schuhe als Opfer fordert. Im Winter 2018/2019 hat die Onlineplattform Openmedia.io veröffentlicht, dass die Moskauer Behörden 324.000 Tonnen Streumittel für umgerechnet rund 80 Millionen Euro eingekauft haben. Damit sollten insgesamt 36 Millionen Quadratmeter Straßen glatteissicher gemacht werden, was neun Kilogramm Streumittel pro Quadratmeter entspricht.  

Nach starken Schneefällen verwandeln sich die Straßen der russichen Hauptstadt in Matschpisten. Bildrechte: imago/ITAR-TASS

Viele Bürger halten solche Mengen für stark übertrieben. Regelmäßig beschweren sich die Menschen über den maßlosen Einsatz der chemischen Schmelzmittel und fordern deren Verbot. Doch das ist offenbar nicht so einfach. Seit Jahresanfang hat die russische Großstadt Tscheljabinsk im Südural einen entsprechenden Versuch gestartet, musste ihn aber schon nach einem Monat wieder einstellen. Denn im Laufe des Januar ist die Anzahl der Unfälle in der Stadt um 20 Prozent gestiegen. Das Unternehmen, das für den Winterdienst zuständig ist, musste für den schlechten Zustand der Straßen eine saftige Geldstrafe zahlen und ist wieder dazu übergegangen, großzügig Chemikalien auf die Straßen zu kippen.    

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 09. Februar 2021 | 19:30 Uhr

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