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Vorläufiges WahlergebnisWahl in Schweden: Rechter Block knapp in Führung

12. September 2022, 09:18 Uhr

Am Sonntag haben die Menschen in Schweden ein neues Parlament gewählt. Hohe Bandenkriminalität und die rasant gestiegenen Energiepreise haben den Wahlkampf in dem skandinavischen Land dominiert. Nachdem erste Prognosen das linke Wahlbündnis vorn sahen, liegt nach Auszählung von 93 Prozent der Stimmen nun der rechte Block knapp in Führung. Die rechtsradikalen Schwedendemokraten sind zweitstärkste Kraft – ein Novum.

Schweden hat am Sonntag ein neues Parlament gewählt. Es zeichnet sich jedoch ein Wahl-Krimi ab. Aktuell sind 93 Prozent der abgegebenen Stimmen ausgezählt. Nach Angaben der Wahlbehörde kommen die rechten Oppositionsparteien derzeit auf eine denkbar knappe Mehrheit im Parlament Auf sie entfielen 175 der 349 Sitze. Die Mitte-Links-Partei kommt momentan auf 174 Sitze.

Die Wahlbehörde erklärte, ein endgültiges Ergebnis frühestens werde am Mittwoch erwartet. Es müssen noch die Stimmen aus dem Ausland und die Briefwahlunterlagen ausgezählt werden.

Rechtsradikale Schwedendemokraten momentan zweitstärkste Kraft

Zuvor waren erste Prognosen von einem knappen Sieg der Sozialdemokraten von Magdalena Andersson ausgegangen. Zweitstärkste Kraft dürften die rechtsradikalen Schwedendemokraten mit einem Stimmenanteil von mehr als 20 Prozent werden – ein Novum in der Geschichte Schwedens.

Knapp 7,8 Millionen Menschen in dem skandinavischen EU-Land konnten mit ihren Stimmen eine neue Zusammensetzung im Reichstag von Stockholm festlegen.

Beide politischen Lager vor der Wahl gleichauf

Damit bestätigten sich die Umfragen kurz vor der Wahl, die das linksgerichtete Lager um die Sozialdemokraten und den konservativ-rechten Block einschließlich der rechtspopulistischen Schwedendemokraten zufolge nahezu gleichauf sah. Angesichts der schwierigen Mehrheitsverhältnisse wird mit einer langen und komplizierten Regierungsbildung gerechnet.

Nato-Antrag und Klimaschutz keine Wahlkampfthemen

Bislang regierte Andersson allein in einer Minderheitsregierung. Sie wurde erst im November 2021 als Nachfolgerin ihres Parteikollegen Stefan Löfven und als erste Frau überhaupt zur Ministerpräsidentin von Schweden gewählt. Dabei hatte sie gleich große Entscheidungen zu treffen: Pandemie, NATO-Beitritt, Inflation.

Viele Schweden halten die frühere Finanzministerin für äußerst glaubwürdig. Während ihrer Amtszeit stellte das skandinavische EU-Land Mitte Mai im Zuge des Ukraine-Kriegs ebenso wie Nachbar Finnland einen Antrag auf eine Mitgliedschaft in der Nato. Das spielte im Wahlkampf jedoch kaum eine Rolle. Auch der Kampf gegen die Klimakrise wurde in den Fernsehdebatten nur am Rande thematisiert.

Vor allem die stark gestiegenen Energiepreise und die grassierende Bandenkriminalität im Land prägten den Wahlkampf. Gerade letztere sei eine "Epidemie", sagte Andersson. So gibt es in Schweden seit längerem immer wieder tödliche Schießereien sowie vorsätzlich herbeigeführten Explosionen.

Tabubruch: Rechtsruck in Schweden

Die verschärfte Bandenkriminalität machten sich besonders die rechtspopulistischen Schwedendemokraten zunutze. Die einwanderungsfeindliche Partei unter ihrem Parteivorsitzenden Jimmie Åkesson konnte sich bei den vergangenen Wahlen kontinuierlich steigern.

Das hat zu einer Verschiebung der politischen Lager im Reichstag geführt. So näherten sich die konservativen Moderaten, die Christdemokraten und die Liberalen den zuvor außen vor stehenden Schwedendemokraten immer mehr an.

Für die aktuellen Wahlen gingen sie ein Bündnis mit den Schwedendemokraten ein und brach damit ein Tabu. Das führte dazu, dass die Zentrumspartei in das linksgerichtete Lager herüberwanderte. Sollte das Rechtslager die Mehrheit behalten, würde die rechtsradikale Partei erstmals an der Regierung in Stockholm beteiligt sein.

MDR, dpa, AFP (lmb)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 11. September 2022 | 12:00 Uhr