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Vom 15. bis 17. September feiern Jüdinnen und Juden Rosch Haschana, das jüdische Neujahrsfest. Bildrechte: picture alliance / dpa | Rafael Ben Ari

MDR KULTUR | 15.09.2023Schabbat Schalom: Gedanken zum jüdischen Neujahrsfest Rosch Haschana 2023/5784

15. September 2023, 13:18 Uhr

Kinder sind unsere Zukunft. Und es ist wichtig, sich ihren Bedürfnissen zu widmen und ihnen ein gesundes, glückliches und behütetes Wachstum zu ermöglichen, meint die Religionspädagogin Katia Novominski in ihrer Auslegung des Wochenabschnitts zum jüdischen Neujahrsfest Rosch Haschana, das vom 15. bis 17. September gefeiert wird.

Diese Woche fällt der Schabbat mit dem jüdischen Neujahrsfest Rosch Haschana zusammen. Von heute Abend bis Sonntagabend feiert die Welt Geburtstag. Sie wird 5.784 Jahre alt. An diesen Tagen richtet der Ewige und entscheidet über das Schicksal der ganzen Welt – über Groß und Klein, Tiere und Menschen. Er entscheidet, wer viel Glück und Gesundheit im kommenden Jahr haben wird, und wer mit Herausforderungen konfrontiert wird.

Zeit des Neuanfangs und der guten Vorsätze

Damit ist Rosch Haschana ein universelles Fest und von Bedeutung für alle auf dieser Welt. Das ist eine Zeit des Neuanfangs und auch der guten Vorsätze.

Wenn ein Festtag mit dem Schabbat zusammenfällt, dann wird nicht der "reguläre" Wochenabschnitt gelesen, sondern ein anderer. Und da Rosch Haschana an zwei Tagen begangen wird, lesen wir gleich zwei Wochenabschnitte und entsprechend auch zwei Haftarot – Zusatzlesungen aus anderen Büchern des Tanachs, der jüdischen Bibel.

In den Wochenabschnitten geht es erstmal um die Geburt unseres Stammesvaters Jitzhak und beim zweiten um die größte Prüfung seines Vaters Abraham, die wir als die Anbindung Jitzhaks bezeichnen. Bei den Haftarot dreht es sich einmal um das Gebet von Chana und die Geburt des Propheten Schmuel und am zweiten Tag um einen Abschnitt aus dem Buch Jeremiah, wo Gott der Urmutter Rachel, die ständig um ihre Kinder weinen soll, verspricht, dass diese zurück in ihr Land kehren werden. 

Das sind erstmal sehr viele verschiedene Inhalte, und unsere Weisen haben sich natürlich etwas dabei gedacht, als sie diese ausgewählt haben.

Einen interessanten Gedanken bringt Rabbiner Naftali Silberberg aus Brooklyn, New York, ins Spiel, und ich meine, dass wir viel daraus lernen können.

Werte und Normen weitergeben

Wenn man alle Abschnitte zusammen betrachtet, dann fällt es einem auf, dass sie ein gemeinsames Leitthema haben – es geht überall um Kinder und darum, wie wichtig es ist, Kinder zu haben und diese dann richtig zu erziehen. Dazu gehört auch die Weitergabe von moralischen Werten und Normen, die die Grundlage für ein glückliches und erfolgreiches Zusammenleben bilden.

Diese Textauswahl lässt uns erstmal stutzig werden. Wenn wir so einen wichtigen Tag haben, an dem Gott die Welt richtet, sollte man dann nicht eher etwas über Sünden und Tugenden lesen? Oder darüber, wie man zu einem besseren Menschen wird? Oder vielleicht über die wichtigsten Gebote, als eine Art Einstimmung auf das kommende Jahr? Wieso ausgerechnet das Kinderthema?

Die Kinder sind unsere Zukunft

Eine mögliche Antwort lautet wie folgt: Wir sind in einer besonderen Zeit, in der wir unsere Prioritäten für das neue Jahr neu sortieren sollen. Wir sollen genau abwägen, wo wir unsere Energie einsetzen. Die Kinder sind unsere Zukunft – die Zukunft unserer Familien, unserer Gesellschaft, der gesamten Welt. Sich ihren Bedürfnissen zu widmen und ihnen ein gesundes, glückliches und behütetes Wachstum zu ermöglichen, sollte uns allen eine besondere Angelegenheit sein. Das ist eine sehr wichtige und vor allem gemeinsame Aufgabe. Dafür wünsche ich uns allen viel Kraft und Erfolg!

In diesem Sinne Schabbat Schalom und Schana Tova umetuka – ein glückliches und gesegnetes Neues Jahr!

Zur Person: Katia NovominskiKatia Bruria Novominski, geboren 1985 in Kiew, aufgewachsen in Dresden, ist studierte Gymnasiallehrerin für Physik und Russisch. Vor 20 Jahren fing sie mit jüdischer Jugendarbeit in Sachsen an, später arbeitete sie sechs Jahre im Vorstand der Jüdischen Gemeinde in Dresden und leitete Bildungsprojekte bei der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST). Sie war Geschäftsführerin der Jüdischen Kultusgemeinde Karlsruhe, anschließend Leiterin der Repräsentanz der Jewish Agency for Israel in Berlin, jetzt ist sie tätig als Geschäftsführerin des Bundes traditioneller Juden in Deutschland (BtJ), Rebbetzin der jüdischen Gemeinden in Halle und Dessau, Religionslehrerin in Sachsen-Anhalt und – das ist ihr am wichtigsten - Ehefrau von Rabbiner Portnoy und Mutter von vier Söhnen.

Schabbat Schalom bei MDR KULTURDie Sendung bezieht sich auf die jüdische Tradition, die fünf Bücher Moses im Gottesdienst der Synagoge innerhalb eines Jahres einmal vollständig vorzulesen. Dabei wird die Thora in Wochenabschnitte unterteilt. Zugleich ist es häufige Praxis, die jeweiligen Wochenabschnitte auszulegen.

Bei MDR KULTUR geben die Autorinnen und Autoren alltagstaugliche Antworten auf allgemeine Lebensfragen, mit denen sie auch zur persönlichen Auseinandersetzung anregen. Zugleich ist "Schabbat Schalom" eine Einführung in die jüdische Religion, Kultur und Geschichte.

"Schabbat Schalom" ist immer freitags um 15:45 Uhr bei MDR KULTUR zu hören sowie online abrufbar bei mdr.de/religion.

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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR | 15. September 2023 | 15:45 Uhr

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