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Schon zu DDR-Zeiten engagierte sich Christoph Arenhövel in der Kirche für den Umweltschutz. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Porträt"Wir können uns ein Stückchen fairer verhalten"

28. Juli 2023, 10:18 Uhr

Christoph Arenhövel möchte, dass sich was ändert im Bistum Erfurt. Ökologische und fair gehandelte Produkte waren in den Kirchgemeinden selten Thema genauso wie die Nachhaltigkeit. Das änderte sich mit einer Projektgruppe, die sich für mehr biologische Vielfalt in Pfarrgärten, Mehrwegflaschen im Pflegeheim oder Recyclingpapier in der Verwaltung einsetzte. Als katholischer Christ fühlte er sich bereits zu DDR-Zeiten verpflichtet, sich für die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen. Ein Porträt.

An der Ilm bei Ehringsdorf nahe Weimar liegt das Paradies für Christoph Arenhövel. In den Auenwiesen macht er sehr oft Spaziergänge: "Ich nehme alles wahr, was hier singt, was blüht und freue mich über jeden Vogel, der neu dazu gekommen ist. In der Natur fühle ich mich immer sehr wohl." Inzwischen begleiten ihn die Enkel, der Funke ist auf sie übergesprungen – sie sind naturbegeistert, allesamt.

Im Paradies an der Ilm bei Weimar

Christoph Arenhövel mit seinem Enkel in den Auenwiesen an der Ilm Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Diesen idyllischen Ort kennt der 69-Jährige noch völlig anders – völlig vermüllt. Die kirchliche Umweltgruppe, die er als Katholik zu DDR-Zeiten gemeinsam mit anderen in Oberweimar initiierte, traf sich an den Brauereiteichen zu Pflegeeinsätzen. Ein bisschen beargwöhnt fühlten sie sich dabei, wie sich Arenhövel erinnert: "Ja, das war immer ein bisschen am Rande der Beobachtung der Staatssicherheit, das ist klar. Aber es haben sich immer mehr Menschen auch getraut, über Uranbergbau in Ronneburg – und was weiß ich – zu berichten.“

Politische Wende in der DDR durch kirchliche Umweltbewegung angestoßen

Kirchlich organisierte Gruppen forderten in der DDR mehr Umweltschutz. Bildrechte: Privat

Er und seine Mitstreitenden verstanden sich als Teil des so genannten konziliaren Prozesses – einer weltweiten Bewegung der christlichen Kirchen zum Schutz der Erde. Aus dem Engagement für die Schöpfung wurde aus seiner Sicht auch ein Impuls für die Veränderung eines ganzen Landes: "Ich selber glaube – und viele andere auch – dass dieser konziliare Prozess der Kirchen für Frieden, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung mit zur politischen Wende beigetragen hat. Das glauben wir ganz sicher."

öko+fair vor Ort: Engagement für Umweltschutz im Bistum Erfurt

Bienen im Weimarer Pfarrgarten Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Der studierte Biologe will jetzt – im Ruhestand – den Umweltschutz in seinem Bistum aktiv voranbringen. Er freut sich über die Bienenvölker im Weimarer Pfarrgarten. Die werden von Gemeindemitgliedern wie Jürgen Bergedieck gepflegt. Ein kleiner Beitrag, der Natur mehr Raum zu geben, angesichts der gewaltigen Veränderungen, die bereits eingetreten sind, wie Arenhövel betont: "Es gibt die Krefelder Studie, da hat man festgestellt, dass binnen drei Jahrzehnten ungefähr 70, 75 Prozent der Insekten verloren gegangen ist. Und das ist natürlich alarmierend. Auch weil sich das ja in der Nahrungskette, bei den Insektenfressern dann fortsetzt – bei den Vögeln, Fledermäusen und anderen." So habe die Kirchgemeinde entschieden, etwas zu unternehmen: "Auch wenn das immer nur ein kleiner Tropfen ist." Christoph Arenhövel findet es wichtig, dass Papst Franziskus bereits seit seiner Antrittsrede mehr Umweltschutz vehement anmahnt.

Unterwegs in Weimar Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Christoph Arenhövel möchte, dass sich was ändert in seinem Bistum. Deshalb engagiert sich der Weimarer in der Initiative "öko+fair vor Ort". Die ökologischen und sozialen Kriterien dafür arbeitete er in einer Projektgruppe mit aus. Dementsprechend wird nun der Kaffee für Gemeindefeste beschafft. Auch auf Mehrwegflaschen, LED-Lampen und Recyclingpapier wird geachtet. Den Kriterien zu folgen, dazu haben sich acht Einrichtungen im Bistum, etwa Pflegeheime, Kirchgemeinden oder Bildungshäuser selbst verpflichtet: "Wir können uns ein Stückchen fairer verhalten, indem wir eben diese Produkte kaufen, die vielleicht manchmal etwas teurer sind, aber wo wir ein gutes Gefühl haben, dass die Erzeuger auch fair und gerecht behandelt wurden."

Kleine Schritte auf einem weiten Weg

Christoph Arenhövel sieht darin Anfänge, kleine Schritte, die nicht überfordern. Als Christ sieht er sich und seine Kirche in der Pflicht, mehr zur Bewahrung der Schöpfung zu unternehmen: "Wir sollen geschwisterlich, fürsorglich miteinander umgehen, Verantwortung zeigen. Und je mehr das begreifen, je mehr versuchen, das auch ein Stückchen umzusetzen, umso besser wird es uns in der Zukunft gehen. Aber das ist noch ein weiter Weg."

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | Glaubwürdig | 27. Mai 2023 | 18:45 Uhr

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