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VerkündigungssendungDas Wort zum Tag bei MDR SACHSEN | 28.11. - 04.12.2022

Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Pfarrer Michael Markert, am Sonntag Pater Bernhard Venzke.

Sonntag, 04.12.2022

Sonnabend, 03.12.2022: Wunschlos

Wunschlos glücklich. Wer ist das nicht gern? Und sei es auch nur für Stunden. Aber in diesen Tagen vor Weihnachten ist wunschloses Glück irgendwie schwierig. Die Kinder haben vielleicht ihre Wunschzettel schon kunstvoll fertiggestellt und tragen ein Bild davon die ganze Zeit aufgeregt im Herzen. Wünschen lässt etwas schon anfangen, was noch gar nicht da ist.

Und wenn man keine Wünsche hat? "Wir schenken uns nichts. Wir haben alles." Ich habe das immer mal wieder gehört. Und manchmal habe ich das auch selbst gedacht, wenn ich nach meinem Wunsch gefragt wurde. Aber ist das wunschloses Glück? Und wäre das Glück, wenn ich nur noch schenken, aber nichts mehr wünschen könnte?

Vielleicht sind die Wünsche und Sehnsüchte einfach zu groß für einen Zettel. Dass endlich Frieden wird und dass Kinder überall unbeschwert aufwachsen könnten; dass Menschen lernen, in Gerechtigkeit miteinander zu leben. Ich spüre diese Wünsche aus den vielen Päckchen von Weihnachten im Schuhkarton, aus den Spenden für Misereor und Brot für die Welt. Und ich spende selbst.

Die Adventszeit erinnert in der geistlichen Tradition der Kirche auch an die großen Hoffnungen auf Verwandlung der Welt. Bereitet dem Herrn den Weg, das Reich Gottes steht vor der Tür, ein Leben, in dem meine tiefen Wünsche zählen. Jesus hat immer wieder die Kinder als Beispiel hingestellt, für die Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit des Wünschens, für ihre Nähe zum Reich Gottes. Weil mit der Hoffnung etwas schon anfängt. Vielleicht gelingt es ja auch mir, einen kleinen Anfang zu finden, der auf den Zettel passt. In der Hoffnung, dass er groß wird.

Freitag, 02.12.2022: Stollen

Auf dem Handwagen steht ein Korb voller Kostbarkeiten. So sehe ich meine Großmutter noch losgehen, es ist nicht weit bis zur Backstube der Bäckerei Fischer. Im Dezember wurde Stollen gebacken. Das war ein großes Vorhaben in Zeiten der knappen Versorgung. Der erste Akt war, all die Zutaten zu bekommen, die in den Teig hinein müssen, damit er nach dem handgeschriebenen Rezept hergestellt werden kann. Das bedeutete immer wieder Ausschau zu halten im Konsum.

Zum Glück hatten meine Großeltern Bekannte in der Bundesrepublik, die gern am Ende die fehlenden Mandeln, Rosinen, Zitronat und Orangeat im Paket schickten. Dann mussten alle Zutaten vorbereitet und abgemessen, die Mandeln geschält und die Rosinen ausgelesen werden, dass keine Stiele mit im Stollen sind. All diese  Sachen wurden am vereinbarten Tag in die Backstube gebracht, dort in der Bäckerei zum Teig fertiggestellt und gebacken.

Es war jedesmal aufregend, ob er dann richtig aufgegangen war. Bei einer Nachbarin waren in einem Jahr alle Stollen schliff. Die fertigen Stollenlaibe trugen Stollenmarken mit dem eigenen Namen. Sie mussten vorsichtig wieder nach Hause transportiert, nur leicht gebuttert und gezuckert werden und dann noch bis zum Weihnachtsfest ruhen.

Ein Stollen ist das Steckkissen für das Jesuskind. So ist es in meiner Erinnerung hängengeblieben. Das Zarteste und Kostbarste, das in unser Leben kommt; Licht und Freude vom Himmel, Süße und Fülle des Lebens. Gott selbst gibt sich in diesem Kind. Die Vorbereitung ist wichtig: Mit unseren menschlichen und begrenzten Mitteln soll schließlich ein Gleichnis entstehen. Stollen ist nicht einfach Kuchen. Der Geschmack von Weihnachten soll Mund und Sinne erfüllen.

Meine Oma hat auch einen Stollen verpackt und an die Bekannten im Westen geschickt. Ob der Geschmack von Weihnachten wohl angekommen ist?