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Eine Haubenmeise – im vergangenen Jahr bei der Stunde der Gartenvögel auf Platz 64 eingeflogen, mit 841 Sichtungen bundesweit sehr selten. Bildrechte: IMAGO / Addictive Stock

Birdrace und Stunde der GartenvögelWarum Sie im Mai auf "Vogeljagd" gehen sollten

02. Mai 2023, 17:27 Uhr

Vogeljagd im Mai? Können wir nur empfehlen. Für den Einstieg brauchen Sie Stift und Zettel oder ein Smartphone. Wenn Sie mehr "jagen" wollen, darf es auch ein gutes Fernglas sein. Und am besten nehmen Sie noch ein paar Freunde mit, oder die Familie.

Kennen Sie das auch? Früh um fünf flöten die ersten Amseln vorm Schlafzimmerfenster, dann die schnatternden Kohlmeisen (übrigens einer der Lieblingsvögel unserer Naturfilmkollegen, sie haben ihm eine wunderschöne Doku gewidmet), ein paar Spatzen fiepen dazwischen, mittags das Tirili der Stieglitze oder ein Zilpzalp mit seinem markanten Ruf, abends flitzen dann die Rauchschwalben fiepend übers Haus. Im Mai ist Hochbetrieb am Himmel, in Bäumen und Sträuchern. Man könnte sich einfach nur hinsetzen und genießen und dabei (danke für diese Studie!) sogar glücklich werden.

Auf zum großen Vogelrennen

Oder Sie machen es wie Darß Wader oder Die Avivengers und starten ein echtes Vogelrennen, das Birdrace. Ist Ihnen zu abgefahren? Ok, dann schließen Sie sich der Gruppe Uhu Lindenberg an oder Kiebitz, Kitz & Co. – das klingt schon eher nach Vögeln. Verwirrt? Lösen wir mal auf. Das sind alles Teams von vogelbegeisterten Menschen, die jedes Jahr am Sonnabend nach dem 1. Mai zum Birdrace antreten, einem Wettbewerb für Vogelfreunde, bei dem es darum geht, in einem festgelegten Gebiet – einer Stadt oder einem Landkreis – innerhalb von 24 Stunden so viele Vögel wie möglich zu entdecken. Und im Falle der oben erwähnten Kiebitze und Uhus sogar sehr erfolgreich. Diese Teams sind aus dem Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt und haben es beim Birdrace 2022 bundesweit in die Top Ten geschafft.

24 Stunden, das klingt allerdings nach einem straffen Programm. Trotzdem geht es vor allem darum, Spaß zu haben, sagt Kalle Nibbenhagen von "Ornithologie für Anfänger". Und man muss auch nicht die vollen 24 Stunden absolvieren. "Selbst bei einem Morgenspaziergang oder bei einer Runde am Abend kann man die eine oder andere Art zur Landkreisliste beisteuern," erklärt Kalle Nibbenhaben auf dem Youtube-Kanal des DDA (das ist der Dachverband Deutscher Avifaunisten, der das Birdrace seit 20 Jahren organisiert). Denn beim Birdrace geht es natürlich – Sie haben das Wort vermutlich schon vermisst – um das Thema Artenvielfalt. Geht es Buntspecht, Baumpieper und Bachstelze gut? Sind sie noch da – mehr oder weniger. "Auf diese Weise lassen sich Themen des Naturschutzes sehr gut in die Öffentlichkeit tragen, z.B. der Rückgang der Vögel der Agrarlandschaft", so der DDA.

Avifauwas?

Avifaunisten – sind Menschen, die sich für die Avifauna begeistern. Fauna (Tierwelt) kennen Sie. Avi kommt vom lateinischen Wort avis, dem Vogel. Die Avifauna ist somit die Gesamtheit aller in einer Region vorkommenden Vogelarten. Der DDA, der Dachverband Deutscher Avifaunisten, ist der Zusammenschluss aller ornithologischen Verbände in Deutschland. Wenn Sie sich eher für Insekten interessieren, dann sollten Sie sich den Entomofaunisten anschließen.

Vögel, die Sie sehen könnten

Der Gartenrotschwanz. Heute ein seltener Gast in Gärten und Parks. Bildrechte: imago images/blickwinkel
Amselmännchen liefern sich während der Balzzeit aufregende Kämpfe und Verfolgungsjagden. Bildrechte: IMAGO / McPHOTO
Der Fitis ist ein kleiner Laubsänger und mausert sich gleich zweimal im Jahr. Bildrechte: imago images/McPHOTO
Buchfinken zwitschern in unterschiedlichen regionalen Dialekten. Bildrechte: colourbox
Rauchschwalben ernähren sich von Fliegen und Mücken, die sie im Flug schnappen. Die eleganten Flieger können bis acht Jahre alt werden. Bildrechte: IMAGO / imagebroker
Wer braucht schon Tisch und Bett? Ein Mauersegler macht alles im Flug, schlafen, fressen, fortpflanzen. Bildrechte: IMAGO / blickwinkel
Der Stieglitz, oder auch Diestelfink, ist gern in großen Gruppen unterwegs, um Sämereien aufzutreiben. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Wenn das Goldammer-Männchen singt, klingt es mit viel Phantasie so: "Wie-wie-wie hab ich die liiiieb". Bildrechte: IMAGO / blickwinkel
Feldsperlinge sind treue Gesellen und leben in lebenslangen Partnerschaften. Im Winter wärmen sie sich gerne mit anderen Feldsperlingen in den selben Nistkasten. Bildrechte: imago/blickwinkel
Rotkehlchen: War 2021 Vogel des Jahres. Bildrechte: Colourbox.de
Graugänse bewältigen an einem Tag bis zu 1.000 Kilometer. Bildrechte: Olaf Titko
Wussten Sie, dass Eichelhäher zur Familie der raben gehören? Bildrechte: colourbox
Goldammer - an der leuchtend gelben Farbe gut zu erkennen. Bildrechte: Colourbox.de
Kolkraben - sind sehr sozial und intelligent. "Kroak!" Bildrechte: IMAGO / blickwinkel
Die Türkentaube ruft ein kurzes "hu-huuu-hu". Bildrechte: colourbox
Bienenfresser. Sie reiben Bienen und Wespen am Boden, um den Stachel zu entfernen, bevor sie sie fressen. Bildrechte: Eugen Oertel

Vögel zählen: Machen Sie es sich bequem

Zu wissen, wie es um die Vogelwelt in Deutschland bestellt ist, treibt auch den Naturschutzbund Nabu um. Bereits zum 19. Mal lädt er deshalb ebenfalls im Mai, nur eine Woche nach den Avifaunisten, zur Stunde der Gartenvögel, quasi der Vogelzählung light und entspannt. Denn statt 24 Stunden einen ganzen Landkreis (ökologisch korrekt mit dem Fahrrad!) abzufahren, reicht hier eine Stunde bequem vom Gartenstuhl auf dem heimischen Grundstück, entspannt auf dem Balkon oder im Park um die Ecke.

Ziel ist es, innerhalb einer Stunde alle Vögel zu notieren, die man sieht. Mehr als 67.000 Menschen haben das im vergangenen Jahr so gemacht und dabei aus über 44.000 Gärten über 1,5 Millionen Vögel gemeldet. Die Ergebnisse liefern Aufschluss über die Entwicklung der heimischen Vogelwelt. Und da sind wir wieder bei der bedrohten Artenvielfalt – falls sie neben dem Spaß noch einen weiteren Grund gesucht haben. "Je mehr Menschen mitmachen, desto besser können unsere Ornithologen den Zustand der Vogelpopulationen in unseren Siedlungen einschätzen", sagt NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.

Links

Für das Birdrace müssen Sie sich beim DDA anmelden.
Alles, was Sie zur Stunde der Gartenvögel wissen müssen, finden Sie hier.

gp

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Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 18. August 2019 | 08:30 Uhr