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Corona-Forschung aktuell: 23. NovemberOxford/AstraZeneca: Sind 70 Prozent ein Erfolg für den Corona-Impfstoff?

02. Dezember 2020, 13:05 Uhr

Auch die Universität Oxford meldet gemeinsam mit ihrem Partner AstraZeneca einen Erfolg beim Test des Corona-Impfstoffs mit einer siebzigprozentigen Wirksamkeit. Das Infektionsrisiko von Kindern und Jugendlichen in Schulen wird von Kinderärztinnen und -ärzten indes geringer eingeschätzt.

Leere Klassenzimmer durch Corona? Aktuelle Forschung zeigt, dass die Krankheit nicht an Schulen verbreitet wird. Bildrechte: imago images/imagebroker

Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse über Corona

Die Corona-Beschränkungen in Deutschland bleiben in Kraft und könnten sogar verschärft werden. Gleichzeitig steigen die Chancen, dass es noch in diesem Jahr erste Impfungen gegen das Virus geben könnte. Auch daneben finden Forscher immer mehr über das Coronavirus und seine Ausbreitung heraus. MDR Wissen verschafft Ihnen hier den Überblick über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse.

Corona in französischer Nerzfarm

Sars-CoV-2 ist erstmals in einer französischen Nerzfarm nachgewiesen worden. Betroffen sei ein Hof im Norden des Landes, auf dem tausende Nerze leben. Die Tiere müssten jetzt getötet werden. Vorher gab es bereits Fälle in den Niederlanden und Dänemark. In Dänemark wurde dabei sogar eine mutierte Variante des Virus festgestellt. Die gilt als besonders gefährlich, weil künftige Impfstoffe möglicherweise nicht darauf anspringen.

Infektionsrisiko in Schulen möglicherweise geringer als gedacht

Kinder und Jugendliche zeigen bei einer Sars-CoV-2-Infektion häufig weniger Symptome als Erwachsene. Gerade deshalb wird unter ihnen eine hohe Dunkelziffer an Infizierten vermutet, die das Virus unerkannt weitergeben können. Eine neue Studie sagt aber, dieses Risiko sei deutlich geringer als bisher angenommen, so die "Passauer Neue Presse". Die Studie wird heute im Laufe des Tages von Kinderärztinnen und -ärzten vorgestellt.

Unterdessen wurde auch in Dresden die zweite Phase der Studie "SchoolCoviDD19" abgeschlossen. Bei der Untersuchung der TU Dresden und des Universitätsklinikums wurde bestätigt, dass Schulen keine sogenannten silent hotspots seien, also kein stiller Infektionsherd. "Wir gehen durchaus davon aus, dass angesichts der aktuell stark steigenden Infektionszahlen insgesamt auch die Infektionen unter Schülern und Lehrern steigen werden", so Jakob Armann, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin und Mitbetreuer der Studie. "Allerdings legen die Daten der Studie nahe, dass nicht die Schulen als Quelle und Ausbreitungsort der Pandemie fungieren."

In zwölf der über 2.000 in den Schulen entnommenen Seren konnten im Frühjahr Antikörper nachgewiesen werden, so die Mitteilung der TU Dresden. Das entspricht einer Seropositivität von unter einem Prozent. Diese Zahl änderte sich bis zum Beginn der Herbstferien nicht. Schulschließungen sehen die Wissenschaftler daher "allenfalls als allerletztes Mittel", so Studienleiter Professor Reinhard Berner, Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Dresden.

Nach Abschluss dieser zweiten großen Testreihe an allen 13 Schulen wird es in Abhängigkeit vom Infektionsgeschehen eine dritte Erhebung Ende 2020 oder Anfang 2021 geben.

Prof. Reinhard Berner, Uniklinikum Dresden

 

Oxford-Impfstoff zu 70 Prozent wirksam

Für den von der Universität Oxford zusammen mit dem Pharmaunternehmen AstraZeneca entwickelten Corona-Impfstoff liegen erste Ergebnisse einer kombinierten Studie vor. Der Impfstoff wurde an Probandinnen und Probanden im Vereinigten Königreich und Brasilien getestet. Die Tests ergaben eine Wirksamkeit von neunzig Prozent bei einer kombinierten Phase-II- und III-Studie in Großbritannien und 62 Prozent bei einer Phase-III-Studie in Brasilien – zusammengerechnet liegt die Wirksamkeit bei siebzig Prozent. Zudem seien keine schweren Nebenwirkungen festgestellt worden.

Marylyn Addo, Leiterin der Sektion Infektiologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, bewertet dieses Ergebnis positiv: "Es handelt sich hierbei nun um den ersten Vektor-Impfstoff, der eine gute Wirksamkeit zeigt. Keiner der geimpften Probandinnen und Probanden entwickelte eine schwere Covid-19-Infektion und der Hauptprüfer der Studie sieht erste Hinweise, dass durch diese Impfung möglicherweise sogar asymptomatische Infektionen verringert werden können." Ihre Aussage beziehe sich dabei auf die entsprechende Pressemitteilung, Daten müssen abgewartet werden.

Gerd Fäktenheuer, Leiter der Infektionlogie am Uniklinikum Köln, dämpft jedoch etwas die Erwartungen: "Wenn man die veröffentlichten Ergebnisse mit den bekannten Daten zu den RNA-Impfstoffen der Firmen BioNtech/Pfizer und Moderna vergleicht, so fallen mehrere Dinge auf: In die RNA-Impfstoff-Studien sind jeweils deutlich mehr Teilnehmer eingeschlossen worden. Dennoch ist die Zahl der beobachteten Infektionen in diesen Studien mit 94 beziehungsweise 95 Fällen niedriger als bei AstraZeneca. Allein diese Zahlen sprechen dafür, dass der AstraZeneca-Impfstoff etwas weniger effektiv sein könnte als die beiden RNA-Impfstoffe."

Immerhin ist der Oxford-Impfstoff damit wirksamer als eine typische Grippeimpfung, deren durchschnittliche Wirksamkeit sich zwischen vierzig und sechzig Prozent bewegt. Das liegt vor allem daran, dass sie nur bei jedem zweiten älteren Menschen anschlägt.

Auf diese Altersgruppe wiederum haben sich die Forschenden beim Oxford/AstraZeneca-Impfstoff konzentriert. Eine in der vergangenen Woche veröffentlichte Studie bescheinigt der Impfung eine gute Wirksamkeit als auch Verträglichkeit insbesondere bei älteren Menschen. So traten in der Studie mit zunehmendem Alter weniger Nebenwirkungen auf.

Die Versuche mit dem auf einem sogenannten Vektorvirus basierenden Kandidaten, der auch unter den Bezeichnungen AZD1222 oder ChAdOx1 nCoV-19 bekannt ist, mussten im September kurzfristig unterbrochen werden. Ein Studienteilnehmer war an einer Entzündung des Rückenmarks erkrankt. Bei der Untersuchung des Falls zeigte sich jedoch, dass kein Zusammenhang zu dem Impfstoff bestand.

ChAdOx1 nCoV-19 wird aus einem Virus hergestellt, bei dem es sich um eine geschwächte Version eines Erkältungsvirus (ChAdOx-Adenovirus) handelt, das genetisch so verändert wurde, dass es beim Menschen nicht wachsen kann, so die Universität Oxford. Sie bewertet die Ergebnisse in ihrer Mitteilung als Durchbruch. Auch die EU setzt große Hoffnungen auf das Präparat, dass schnell zu produzieren und einfach zu lagern ist. Sie hat sich bereits im Sommer 300 Millionen Dosen gesichert.

(flo)

MDR Aktuell

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