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Corona-ForschungDas Hickhack um Hydroxychloroquin

06. Juni 2020, 08:00 Uhr

Forscher stehen auch in Deutschland kurz vor klinischen Impfstoff-Tests, in Leipzig soll ein Corona-Impfstoff mithilfe von Computern entwickelt werden und ein Schweizer Forscher sieht die Impfung schon im Herbst. Doch solange es noch kein konkretes Mittel gibt, wird weiter experimentiert. Unter anderem mit dem Malaria-Mittel Hydroxychloroquin. Hilft es nun, hilft es nicht? Hier der aktuelle Stand.

von Anne Sailer

Das Corona-Virus kam und mit ihm begann die weltweite Studie nach Gegenmitteln und Impfstoffen. Es geisterten Selbsttest umher, nach denen man ohne zu Husten zehn Sekunden die Luft anhalten sollte, um festzustellen, ob man gesund sei. Vitamin C in hohen Dosen wurde empfohlen, Desinfektionsmittel zu trinken – auch diese Idee hatte jemand.

Wissenschaftler hingegen befassten sich mit bereits vorhandenen Medikamenten, darunter das Malaria-Mittel Hydroxychloroquin. Der Grund:  Das Medikament wirkt auch gegen viele andere Viren, wie das Hepatitis-B-Virus, so die Forscher. Im Reagenzglas – so zeigte sich schnell – wirkte es auch gegen Sars-CoV-2.

Ich habe am Anfang gesagt: Ich glaube nicht, dass das funktioniert, weil die Dosen, die wir in der Zellkultur sehen, auf keinen Fall klinisch zu erreichen sind - sonst haben sie Nebenwirkungen. Dann kam die Studie aus Frankreich und verschiedene andere, bei denen das doch zu funktionieren scheint. Was ist jetzt die aktuelle Situation?

Alexander Kekulé, Hallenser Virologe

Die ist gar nicht so verworren wie man annehmen könnte: Zunächst zeigten schnell zusammengetragene Studien und nicht klinischen Richtlinien entsprechende Versuchsreihen nur: Das Mittel wirkt nicht, aber:

Wir haben hier Nebenwirkungen, die drastisch aussahen im EKG. Es ist ja bekannt, dass das Hydroxychloroquin für EKG-Veränderungen sorgt, das im Herz quasi die elektrische Leitungen zwischen den Vorhöfen und den Kammern verlangsamen. Das kann zu Herzrhythmusstörungen führen. Damals war das Ergebnis der ersten Publikation, dass man sagen musste: In der therapeutischen Dosis ist es auf keinen Fall zu gebrauchen, vielleicht noch in einer niedrigeren Dosis.

Alexander Kekulé

Das Medikament in kleinen Dosen vielleicht als Prophylaxe? Das Fachmagazin "The Lancet" entschied sich, die Studienlage scharf zu kritisieren und warnte nun vor den daraus zu ziehenden Schlussfolgerungen wegen der extremen Nebenwirkungen. Daraufhin nun setzte die WHO, die gerade eine klinische Studie unter dem Titel "Solidarity Trial" durchführte, diese aus, um sie nun wieder zu beginnen. Ob sich das allerdings lohnt, bezweifelt der Virologe Alexander Kekulé:

Es gibt jetzt ganz aktuell eine neue, kontrollierte Studie. Dort hat man geguckt: Wie ist es, wenn man Menschen, die im Kontakt waren mit infiziertem Haushaltspersonal - also sich möglicherweise sich anstecken könnten, - wenn man denen Hydroxychloroquin als Prophylaxe gibt. Da haben wir keinen Effekt gesehen, auch bei der niedrigen Dosierung nicht.

Eins hat uns das Virus bis jetzt jedenfalls schon gelehrt. Auch seriöse Wissenschaft sucht Antworten und muss diese nicht selten wieder ändern.

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