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KlimaDürre trotz Flut: Es müsste Monate regnen

27. Juli 2021, 14:03 Uhr

Die Böden in Mitteldeutschland sind immer noch besorgniserregend ausgetrocknet, trotz des vielen Starkregens der vergangenen Wochen auch in Mitteldeutschland. Denn der kommt meist gar nicht im Boden an. Der Grundwasserspiegel sinkt kontinuierlich ab, warnen Forscher vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig.

von Annegret Faber

Martin Schädler stapft durch das hohe Gras auf dem Versuchsfeld des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in Bad Lauchstädt. Hier simulieren die Wissenschaftler seit acht Jahren das Klima der Zukunft, indem sie unter anderem die Auswirkungen von Trockenheit auf die Bodenfeuchte in der Tiefe messen. Und die sind verheerend: "Wir haben 2013 Grundwassermessstellen eingerichtet. Damals stand das Wasser in zweieinhalb Metern Tiefe, seitdem sinkt es kontinuierlich ab. Inzwischen finden wir an diesen Messstellen, die bis in sechs Meter Tiefe reichen, gar kein Wasser mehr", sagt Schädler.

Mitteldeutschland: Extreme Wasserarmut in tiefen Bodenschichten

Das hätte er sich niemals träumen lassen, sagt er. Damals, als sie sich entschieden bis in sechs Meter Tiefe zu messen, seien sie davon ausgegangen, dass der Wasserpegel niemals tiefer sinke würde. "Interessanterweise verläuft die Abnahme, die wir seit 2013 beobachten, linear. Den Ausschlag haben also nicht nur die sehr trockenen Jahre 2018, 2019 und 2020 gegeben, sondern wir haben schon seit Jahrzehnten so eine leichte Niederschlagsschuld."

Im laufenden Jahr 2021 regnet es zwar wieder wesentlich mehr als in den Vorjahren. An der Situation im tiefen Boden in Bad Lauchstädt hat sich dadurch aber nichts verändert. "Es gibt ja große Unterschiede zwischen den Regionen. Bei uns ist nicht mehr Regen gefallen als in einem durchschnittlichen Jahr", sagt er. Gerade in Mitteldeutschland und den Regionen nördlich davon zeige sich in den tieferen Bodenschichten immer noch eine extreme Wasserarmut.

Dürremonitor: Fusion von geographischen und meteorologischen Daten

Am UFZ in Leipzig betreibt Andreas Marx das Projekt Dürremonitor. Dort zeigen mehrere Deutschlandkarten die aktuelle Bodenfeuchte in unterschiedlichen Tiefen. Die Daten werden täglich aktualisiert, sie basieren auf Rohdaten verschiedener Quellen, darunter Landnutzungsdaten von der europäischen Umweltagentur, Abflussdaten vom Bundesamt für Gewässerkunde, Oberflächendaten vom Bundesamt für Kartografie und Geodäsie und natürlich Wetterdaten vom Deutschen Wetterdienst (DWD).

"Jede Nacht importieren wir Wetterdaten vom Deutschen Wetterdienst von ungefähr 2.500 Stationen, berechnen die Auswirkungen auf die gesamte Fläche Deutschland, machen eine Qualitätskontrolle und bestimmen dann mit dem hydrologischen Modell den aktuellen Bodenfeuchtezustand", erklärt Marx.

Viele Monate langsamer Regen notwendig

Aktuell zeigt der Monitor: Gerade im Norden Sachsen-Anhalts ist das Bodenwasser-Defizit immer noch gigantisch. "Wir bräuchten noch mehrere Monate mit überdurchschnittlichem Niederschlag, um den gesamten Boden bis in zwei Meter Tiefe aufzufüllen", glaubt er. Eine Chance dazu sieht er aber erst dann gekommen, wenn die Lufttemperatur wieder kühler werde, also ab Herbst. Da sei der Boden nicht so ausgetrocknet. Das Wasser könnte besser versickern. Und er müsste langsam fallen. Starkregen werde meist einfach weggespült und dringe nicht in den Boden ein.

Ob die Böden je wieder in den alten Zustand versetzt werden? Da könnte man keine vernünftige Vorhersage machen, meint Marx. Aber eins sei sicher. Es müsste noch viele Monate regnen.

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