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Wenn Igel im Januar herumstromern... hat das nicht zwangsläufig was mit Silvester zu tun Bildrechte: Colourbox.de

Mensch und NaturIgel und Silvester: Wie sieht es in den Schutzstationen aus?

09. Januar 2023, 17:05 Uhr

Silvesterböller schrecken alle hoch. Wobei manche Menschen Lärm und Lichtgewitter genießen, viele Tiere dagegen in Fluchtmodus schalten. Wie ist das Fazit nach Silvester? Wir haben in Schutzstationen nachgefragt.

Die wohl stressigste Nacht des Jahres für Tiere ist Silvester. Die Auwaldstation Leipzig hatte, wie viele andere Wildtierstationen und Umweltschutzorganisationen auch, gemahnt, zum Jahreswechsel an das Wohl der Vögel und Igel zu denken. Nun ist Silvester längst gegessen, alle Böller gezündet, der Müll eingesammelt. Wie ist das Fazit in Vogel- und Igelschutzstationen?

Tote Vögel nach Silvester

Der Stadttaubenhilfe Weimar wurden nach eigenen Angaben am Tag nach Silvester zwei tote Tauben gemeldet. Die Wildvogelhilfe Leipzig meldet auf ihrer Facebook-Seite am 1. Januar: 1 toter Mäusebussard, 2 tote Haussperlinge, 1 toter Eisvogel, 2 verletzte Igel, 1 tote Amsel, 1 verletzte Ringeltaube, 1 tote Rabenkrähe, 1 toter Star.

Igel und Silvester – das dicke Ende fängt im Frühjahr an

Wenn der Igel aus dem Winterschlaf erwacht, geht er auf Nahrungssuche. Menschen mit Garten haben es in der Hand, eine igelfreundliche Umgebung zu gestalten Bildrechte: IMAGO / blickwinkel

Die Vogelschutzstation Altenburg sagt auf Anfrage, in den ersten drei Tagen nach Silvester seien keine kranken oder verletzten Tiere gemeldet worden. Die Igelhilfe Radebeul schreibt MDR WISSEN: "Auf Grund der milden Temperaturen ist es aktuell generell so, dass mehr Igel wach sind als sonst. Immerhin wäre es ja jetzt Zeit für den wohlverdienten Winterschlaf. Es lässt sich auch wirklich nicht sagen, ob auch die Silvesterfeuerwerke dazu beigetragen haben. Offensichtlich durch Feuerwerk hervorgerufene Verletzungen konnten wir bei den 8 Neuzugängen seit Silvester nicht feststellen." Dass die scheuen Nachttiere unter dieser Art von Lärmbelästigung litten, stehe außer Frage, sei aber nicht zu beweisen.

Ähnlich sieht man es auch in Sachsen-Anhalt, in der Igelstation Kelbra. Dort überwintern derzeit mehr als 100 Tiere, betreut von Angela Windrich. Ob Igel durch Silvesterböller aufgestört werden? Sie bezweifelt das. "Gesunde Tiere im Winterschlaf schlafen durch." Dass kranke Igel aufschreckten, das sei denkbar. Die Expertin schaut längst Richtung Frühjahr, an die Zeit, wenn all die Igel ihren Winterschlaf beenden. Dann müssen die Schützlinge wieder ausgewildert werden – die Suche nach passenden Lebensräumen gleicht offenbar einer Art Suche nach der Nadel im Heuhaufen, denn sichere Igel-Lebensräume mit ausreichendem Futterangebot sind rar. Neben unserem Umgang mit der Natur an sich, dem Flächenverbrauch, unserer Art der Landwirtschaft haben auch Otto und Lieschen Normalverbraucher eine Aktie an diesem Dilemma. Wenn nämlich zum Beispiel im Frühjahr der Garten gewienert wird, als wollten wir im Sommer darin vom Boden essen.

Vorsicht bei der Gartenarbeit, damit man nicht versehentlich Igel verletzt. Bildrechte: imago/Harald Lange

Denn Insekten finden im nach Menschensicht "aufgeräumten" Garten weder Unterschlupf noch Nahrungsangebot: Wo jedes welke Blatt weggekehrt, jede natürliche Unordnung geordnet wird und nur Pflanzen mit Blick auf die Optik und nicht mit Blick auf die Natur und ihre Bedürfnisse gepflanzt werden. Was wiederum dafür sorgt, dass das Futterangebot für Igel mau ist, und im Herbst und Winter wiederum schlecht genährte Igel gepäppelt werden müssen – damit sie Silvester 2023/2024 gesund sind, und bestenfalls wohlgenährt durchschlafen.

Laubhaufen im Garten, ob mit oder ohne Igelhaus, helfen beim Überwintern. Bildrechte: IMAGO / blickwinkel

lfw

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten | 06. Januar 2023 | 16:30 Uhr

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