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Insekt des Jahres: die Kamelhalsfliege Bildrechte: IMAGO / blickwinkel

NABU-InsektenzählungKäfer, Hummeln, Bienen: Und was treibt sich vor Ihrer Nase herum?

03. Juni 2022, 14:54 Uhr

Der Naturschutzbund Deutschland ruft wieder zum Insektenzählen auf. Das schärft nicht nur den Blick für die Natur, sondern liefert auch noch nützliche Daten für den Gesamtzustand der Insektenwelt in Deutschland.

"Moin", schreibt eine Rostocker Familie an MDR WISSEN, "die blaue Holzbiene ist in Rostock angekommen. Sie hat bereits viele Löcher in unsere tote Krüppelweide gebohrt." Da kann man fast ein bisschen neidisch werden, jedenfalls wenn man jedes Jahr wieder aufs Neue denselben Fleck Erde in Sachsen für die Sommerzählung des Naturschutzbundes unter die Lupe nimmt, und eine Stunde lang gezielt guckt und guckt und guckt und zählt. Und dann doch nur wieder die üblichen Verdächtigen findet und auf einer Liste notiert: Feuerwanzen, Hummeln, Bienen, Ameisen, allerlei Fliegenarten, den einen oder anderen Käfer, aber einfach keine blaue Holzbiene. Obwohl es die in Sachsen ja jetzt schon seit ein paar Jahren gibt, und sie auch oft in Sachsen-Anhalt und Thüringen gesichtet wird. Immerhin war das auffällige Insekt der Zählung im vergangenen Sommer überall in Mitteldeutschland in den Top 5.

Damit man mal eine Idee davon kriegen will, was man so alles finden könnte, wenn man den Blick dafür hätte, und den Namen kennen würde, lohnt sich ein Blick in die Meldekarten der vergangenen Jahre. Hier kann man nämlich auf die Meldungen anderer Leute gucken: manchmal sind es kleine, kurze Listen mit nur drei gesichteten Insektenarten, manchmal auch lange Listen mit 60 verschiedenen. Und wenn Sie in diesem Jahr Jagd auf ein paar ausgefallene Insekten machen wollen, hier eine kleine Auswahl:

Insekten, die man kennen könnte

Auch wenn sie laut brummt: Sie kommt in friedlicher Absicht: Die Blaue Holzbiene. Sie bohrt Höhlen in morsches Holz; dort zieht sie dann ihre Brut auf. Bildrechte: imago images/Panthermedia
Ich bin das Landkärtchen. Ich sauge Nektar. Im Sommer findet man mich auf Bärenklau, Wiesenkerbel, Engelwurz, Wilder Möhre und anderen weißen Doldenblütlern. Auch Ackerkratzdistel, Wasserdost und Goldrute fliege ich gern an. Eier für die nächste Generation klebe ich in Türmchenform unter Brennesselblätter. Als schwarze Raupe sehe ich ziemlich stachelig aus mit meinen vielen Dornen, die ich sogar auf dem Kopf habe. Bildrechte: IMAGO / Panthermedia
Gestatten? Schachbrett, ich bin ein mittelfgroßer Falter, der aussieht wie ein von euch Menschen gemachtes Spiel. Zum Leben brauche ich blütenreiche Wiesen auf nährstoffarmen Standorten. Blöd, wenn die vor dem juli gemäht werden, denn dann fallenmeine Eier nicht auf den Boden, wo sie hingehören. Ich trinke Nektar violetter Blüten zum Beispiel von der Flockenblume, Kratzdistel oder Skabiose.  Bildrechte: IMAGO / imagebroker
Der Nierenfleckzipfelfalter: Hier ist der Name Programm, die orangen Flecken auf den Flügeln sehen aus wie zwei Nieren, am unteren Flügelende zwei Zipfel. Er mag Honigtau, Frucht- und Baumsäfte. Allerdings ist er meistens erst ab Juli zu sehen. Bildrechte: IMAGO / blickwinkel
Gestatten, Zimtwanze! Ich habe eine Riesenverwandtschaft, weltweit gibt es 40.000 Wanzenarten, in Deutschland knapp 1.000. Ich gehöre zur Familie der Glasflügelwanzen; am liebsten ernähre ich mich von Pflanzensaft der Königskerzen, schlürfe aber auch andere. Bildrechte: IMAGO / imagebroker
Hübsch, diese Totenkopfschwebfliege! Man würde sie kaum mit den Larven in Verbindung bringen, als die sie in Baumhöhlen voller schmutzigem Wasser heranwachsen. Ausgewachsene Exemplare verzehren Pollen und Nektar und leben in Wäldern, Bruchwäldern sowie auf feuchtem Weideland, aber eben auch in Gärten bei menschlichen Siedlungen. Bildrechte: IMAGO / imagebroker
Rothalsbock-Käfer ernähren sich von Pollen und Blütenteilen wie den Staubgefäßen, Stempeln oder Blütenblättern von Dolden- oder Korbblütlern. Die Larven verpuppen sich zwei Jahre lang in totem Holz. Bildrechte: IMAGO / STAR-MEDIA
Oft gefragt in Gartenforen: Was ist das denn, ist das gefährlich? Nein, ist es nicht, das ist die Larve des Marienkäfers, die ziemlich viel Hunger hat und jede Menge Blattläuse im Garten beseitigt. Bildrechte: IMAGO / Manfred Ruckszio
Die schwarzhalsige Kamelhalsfliege ist das Insekt des Jahres. Langer Hals, große, filigrane, glasklare Flügel: So fliegt sie seit Millionen Jahren über die Erde. Um sie beim Insektenzählen zu zu treffen, müssste man sich in Baumrinden herumtreiben oder in den Baumkronen. Bildrechte: IMAGO / McPHOTO
Den Russischen Bären bitte merken für die Insektenzählung im Sommer: Dieser Nachtfalter aus der Familie der Bärenfalter wird erst im Juli aktiv. Kennzeichen: eine grellbunte Färbung, die potentiellen Fressfeinden signalisieren soll, dass er gefährlich ist. Dank dieser Färbung kann er auch am Tag auf Nahrungssuche gehen. Man trifft ihn an windgeschützten Waldwegen. Bildrechte: IMAGO / McPHOTO
PS: Auch wer die Fliegenart nicht exakt bestimmen kann: Jeder Sechsbeiner, der gesichtet wird, zählt bei der Insektenzählung. Das hier ist übrigens eine klassische Schmeißfliege. Bildrechte: Colourbox.de

Und hier können Sie ihre Ergebnisse melden, nach Ihrer Insektenzählung. Sie haben dafür Zeit vom 3. bis 12. Juni. Was brauchen Sie dafür? Eine Stunde Zeit, einen frei gewählten Fleck in der Natur, egal ob Wiese, Park, Garten, Balkon, sowie Stift, Papier, oder die ausgedruckte NABU-Zählhilfe, Lupe und Handy. Dann können Sie auch nachträglich noch über ein Bild herauskriegen, was für einen Sechsbeiner Sie da gesehen haben.

Links/Studien

(lfw)

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