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MDR KLIMA-UPDATE | 15. September 2023Arbeiten unter Hochspannung: Die Batteriewirtschaft in MitteldeutschlandAusgabe #106 vom Freitag, 15. September 2023

15. September 2023, 11:00 Uhr

Die Uhr tickt: Immer mehr Extremwetter-Ereignisse machen deutlich, wie dringend wir ein Ende der fossilen Treibhausgas-Emissionen brauchen. Doch für die Energie-Revolution der Erneuerbaren braucht es Speichertechnologien. Wie steht es also um die Batteriewirtschaft in Mitteldeutschland?

von Kristin Kielon

Ein herzliches Hallo in die Runde,

ich bin mir nicht sicher, ob Sie es mitbekommen haben, aber wir haben den meteorologischen Herbstanfang mit dem Wechsel in diesen September schon passiert. Merkt man gar nicht, oder? Die vergangenen Tage haben sich ja eher nach Hoch- als nach Spätsommer angefühlt. Aber ich will nicht meckern, denn andernorts hatten die Menschen weit größere Probleme als das Schwitzen. Denn gefühlt reiht sich derzeit ein Extremwetter-Ereignis an das nächste: Erst gab es in Spanien und Griechenland, dann auch in Hongkong, Brasilien und zuletzt Libyen sintflutartige Regenfälle. In dem nordafrikanischen Land gibt es Tausende Todesopfer zu beklagen. Es sind tatsächlich Opfer des Klimawandels.

Als Leser oder Leserin dieses Newsletters muss ich es Ihnen wahrscheinlich gar nicht erklären, aber man kann es nicht oft genug wiederholen: Je wärmer die Atmosphäre ist, desto mehr Wasser verdunstet. Die Atmosphäre wird immer feuchter und es fällt in kürzerer Zeit mehr Regen. Je mehr Treibhausgase wir also emittieren, desto schneller wird das, was wir heute noch Extremwetter nennen, der Normalzustand sein.

Es ist also höchste Zeit, die Treibhausgas-Emissionen auf null zu senken. Damit das klappt, braucht es die Energiewende. Wobei, es ist eigentlich keine Wende, sondern eine Revolution. Aber kann die funktionieren? Können wir uns wirklich ausschließlich aus erneuerbaren Quellen mit Energie versorgen - nur mithilfe von Sonne und Wind? Dieser Frage geht unsere neue ARD Wissen-Dokumentation "Die Revolution der Erneuerbaren" nach. Schauen Sie unbedingt mal rein, den ersten Teil der Doku finden Sie in der ARD Mediathek. Am Montag folgt noch ein zweiter Teil. Der läuft am Abend auch im Ersten, falls Sie klassisches Fernsehen bevorzugen.

Mir gefallen die Dokus vor allem, weil sie einen hoffnungsvollen Grundton haben. Als Publikum bekommt man direkt Lust, Teil des Wandels zu werden und gewinnt den Glauben daran (zurück), dass der auch gelingen kann. Und solche positiven Botschaften sind ja rund um die Klimakrise eher selten.

Doch sie zeigen auch auf, wo es noch hakt: Denn alle Technologien, die wir brauchen gibt es noch nicht. Ein großes Problem sind Speicher- und Batterietechnologien. Doch wo ein Problem ist, dort sind auch Menschen, die versuchen, es zu lösen - und so ist ein ganzer Wirtschaftszweig um die Batterietechnik entstanden. In diesem Klima Update schauen wir uns genauer an, wie es darum in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bestellt ist.

Aber erstmal zur...


#️⃣ Zahl der Woche:

2.573,79

… Kilometer mit nur einer Akkuladung sind der neue Guinness-Weltrekord für das reichweitenstärkste Elektroauto der Welt (Greatest distance by electric vehicle, single charge (non-solar)). Aufgestellt haben ihn Studierende der Technischen Universität München mit ihrem Eigenbau. Bei der Konstruktion des Fahrzeugs setzten die jungen Ingenieurinnen und Ingenieure vor allem auf eine durchdachte Aerodynamik und auf Leichtbau. Der eingebaute Akku leistet 15,5 Kilowattstunden.

Für ihren Weltrekord verbrachte das Team ganze sechs Tage und Nächte in einem Hangar auf dem Flughafen München - so lange dauerte die Rekordfahrt. Der vorherige Rekord von 1.608,54 Kilometern war zwar schon nach vier Tagen geknackt, aber da der Akku des Elektroautos "muc022" noch nicht leer war, fuhr das Team einfach weiter bis nach 99 Stunden Fahrzeit der neue Rekord auf dem Tacho stand. Der Verbrauch lag demnach bei nur 0,6 Kilowattstunden auf 100 Kilometer. Zum Vergleich: Extrem sparsame Serienfahrzeuge verbrauchen rund 13 Kilowattstunden auf 100 der gleichen Distanz.

Dynamische Zeiten für einen wachsenden Industriezweig 

Ohne Energiespeicher und modernste Batterietechnologie wird es nicht klappen mit der Energierevolution. Denn klar, die Sonne scheint nicht immer und auch der Wind weht manchmal nicht. Das ist ja auch einer der großen Kritikpunkte an den Erneuerbaren. Deshalb braucht es Puffer-Technologien - zumindest für eine Übergangszeit. Riesige Batterien quasi, die die erzeugte Energie speichern und bei Bedarf freigeben können. An Maßstäben, wie sie für die Industrie zum Beispiel nötig sind, wird aber weltweit noch intensiv geforscht und entwickelt.

Doch das ist ja nur eine Seite der Medaille. Denn auch bei den Nutzenden steigt der Bedarf für leistungsfähige Batterien: Unsere Autos, unsere Alltagsgegenstände, die Heizung - all das soll ja elektrifiziert werden. Ohne effiziente Akku-Batterien kann das nicht gelingen. Die Technologie ist für die Energiewende also zentral.

Es ist also wenig verwunderlich, dass es sich bei der Speicher- und Batterietechnologie um ein hoch dynamisches Feld in der Forschung und auch der Wirtschaft handelt, in dem viel passiert. Ein großer und vielversprechender Industriezweig ist da in den vergangenen Jahren bereits herangewachsen. Da wollen natürlich auch Unternehmen in Mitteldeutschland mitspielen. Und so gründen sich unter anderem Start Ups in diesem Cluster - mehr oder weniger erfolgreich. Einige suchen sich ihre Nische, aber auch größere Player haben Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen als Standorte für sich erschlossen. Vor allem die vielfältige Forschungslandschaft ist ein Argument, das für die Region spricht.

Beim Thema Batterieherstellung denken hierzulande viele Menschen sicherlich zuerst an den chinesischen Batterie-Riesen CATL und das Werk im thüringischen Arnstadt. Das Unternehmen gehört zu den weltweit führenden Produzenten von Lithium-Ionen-Akkus und zählt zu den zehn größten Automobilzulieferern der Welt. Ganze 48 Milliarden Dollar Umsatz hat CATL im vergangenen Jahr gemacht. Doch es gibt noch mehr, weniger große und bekannte Batteriehersteller, die sich teils auch auf Wachstumskurs befinden. Natürlich erheben wir hier keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern bieten nur einen Einblick in die Branche.

Sachsen-Anhalt

Die größte Erfolgsgeschichte in Sachen Energiespeicher kommt aus Sachsen-Anhalt: Aus einem Startup haben die Gründer von Tesvolt ein bedeutendes Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gemacht. Tesvolt produziert in Wittenberg Lithium-Ionen-basierte Energiespeicher für Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft. Das Unternehmen ist nach Rekordumsätzen weiter auf Wachstumskurs: In Wittenberg soll eine neue Fabrik entstehen. Das Unternehmen ist 2014 von zwei Schulfreunden gegründet worden und ist mittlerweile eine Aktiengesellschaft und international tätig. Außerdem kooperiert Tesvolt mit der Universität Magdeburg: Sie ermöglichen eine Stiftungsprofessur für Energiespeichersysteme.

Sachsen

In Sachsen hat sich die Batteriewirtschaft mit angrenzenden Technologien im Netzwerk "Energy Saxony" zusammengefunden. Hier sind gleich mehrere Startups aus der Batteriewirtschaft zu finden.

Aber schauen wir zunächst auf die größeren Player: Der estnische Batteriehersteller Skeleton Technologies hat Standorte in Großröhrsdorf im Landkreis Bautzen sowie eine neue Fabrik in Markranstädt bei Leipzig. Das Unternehmen stellt Hochleistungsbatterien her und arbeitet an Superkondensatoren, die unter anderem für den Automobilbau und für Stromnetze benötigt werden. Vor wenigen Wochen verkündete Skeleton eine zweistellige Millioneninvestition in die Batterieproduktion in Sachsen.

In Pirna sitzt ein regelrechtes Traditionsunternehmen der Batterieherstellung: Litronik wurde 1990 gegründet und beschäftigt heute 350 Menschen. Das Unternehmen produziert kleine Batterien für Implantate auf Lithium-Basis.

In Leipzig hat erst Anfang des Monats die Dräxlmaier Group ein neues Batteriewerk eröffnet. Hier entstehen künftig Batteriesysteme auf Basis der 800-Volt-Technologie. Sie sind vor allem für den Einsatz in der Elektromobilität gedacht.

Thüringen

Erst im Juni hat in Hildburghausen eine Batteriefabrik des Unternehmens Lion Smart Production den Betrieb aufgenommen. Dort sollen jährlich 50.000 Batteriepacks produziert werden, die unter anderem für Elektrofahrzeuge gedacht sind. Das Unternehmen kommt eigentlich aus dem Raum München und wurde vor rund zehn Jahren als Startup gegründet. An seinem Thüringer Standort produziert es Batterien auf Lithium-Ionen-Basis.

Batterie-Recycling: Chance oder Risiko?

Bleiben wir noch etwas in Thüringen: Hier soll nämlich künftig der komplette Lebenszyklus der Batterie abgebildet werden. Das heißt, neben den Batterieherstellern, wollen sich hier auch Unternehmen ansiedeln, die sich mit Batterie-Recycling beschäftigen. In Artern im Norden Thüringens etwa will das finnische Unternehmen Fortum Battery Recycling eine Recyclinganlage für Lithium-Ionen-Batterien bauen. Schon im kommenden Jahr soll der Baustart sein. Das Unternehmen gilt als Spezialist für das Recycling kritischer Metalle in Lithium-Ionen-Batterien für Elektrofahrzeuge und industrielle Anwendungen.

Ein bisschen holpriger gestalten sich die Pläne des südkoreanischen Konzerns Sungeel, eine Recyclinganlage im Osten Thüringens zu bauen. Zunächst scheiterte der Plan in Rudolstadt, nun soll das Werk in Gera entstehen. Sungeel und Samsung Deutschland wollen als Joint Venture ab dem Jahr 2025 in der Recyclinganlage 20.000 Tonnen Lithium-Ionen-Batterien verwerten. Das entspricht Sungeel zufolge der Produktion von Batterien für rund 60.000 E-Autos.

In Sachsen-Anhalt ist das Batterie-Recycling schon in vollem Gange. Anfang August hat in Sülztal bei Magdeburg das kanadische Unternehmen Li-Cycle ein Werk zum Recycling von Lithium-Ionen-Akkus in Betrieb genommen. Hier sollen vor allem Autobatterien verarbeitet werden - bis zu 30.000 Tonnen Gesamtkapazität im Jahr will man hier erreichen.

Und natürlich ist das Thema Batterie-Recycling auch in Sachsen auf der Tagesordnung. Hier gibt es unter anderem ein Startup, das Schlagzeilen gemacht hat. Der Freistaat fördert das Unternehmen Liofit aus der Oberlausitz nämlich mit einer Millionensumme. Das Unternehmen beschäftigt sich mit dem Recycling und der Aufbereitung von Lithium-Ionen-Akkus für E-Bikes. Es arbeitet unter anderem mit der TU Bergakademie Freiberg zusammen. Die ist Teil des bundesweiten Forschungsclusters "Recycling und grüne Batterie". 

Im Süden des Freistaats kümmert sich die Nickelhütte Aue um das Recycling von Lithium-Ionen-Batterien. Auch hier ist man auf Wachstumskurs: Bis 2024 sollen die Kapazitäten deutlich erweitert werden. Das Unternehmen hat dieses Jahr sogar den Deutschen Nachhaltigkeitspreis gewonnen.

In Zwickau hat die Erlos Produk­tion und Montagen GmbH sogar ein eigenes Verfahren zum Recycling von Li-Ionen-NMC-Akkus entwickelt. Dabei nutzt das Unternehmen nicht nur die Restenergie der Akkus, sondern erreicht nach eigenen Angaben eine Recyclingquote von 85 Prozent.

Enttäuschte Hoffnungen: Gescheiterte Startups

In der Welt der Startups gehört das Scheitern dazu. Und so sind nicht alle Unternehmen, die in Mitteldeutschland angetreten sind, um Batterietechnik herzustellen, auch erfolgreich damit gewesen. Darunter gibt es mindestens zwei Unternehmen, die eigentlich mal echte Hoffnungsträger waren: Jenabatteries und Blackstone aus dem sächsischen Döbeln. Jenabatteries befindet sich derzeit im Insolvenzverfahren, die 70 Mitarbeiter wurden im Juli gekündigt. Das Unternehmen war 2013 gegründet worden und entwickelte stationäre, metallfreie Batteriespeicher auf Basis der sogenannten Redox-Flow-Technologie. Das Unternehmen Blackstone dagegen kündigte an, neuartige Batterien mithilfe von 3D-Druck herstellen zu wollen und wurde sogar vom Land gefördert. Mittlerweile gibt es allerdings Stimmen, die das Ganze für einen Investoren-Betrug halten.

Ein ganzes Ökosystem um die Batterie

Neben den Unternehmen, die Batterien und Speichertechnologien herstellen und recyceln, gibt es in der Batteriewirtschaft noch ein ganzes Ökosystem um die Technologie. Auch hier finden sich einige spannende Startups aus der Region.

Die Dresdner Ingenieure von Novum machen etwa Energiespeicher berechenbar. Sie nutzen modernste Messtechnik und künstliche Intelligenz für die präzise Analyse von Leistungsfähigkeit, Ladezustand oder Lebensdauer von Batterien.

Das Startup Volytica - ebenfalls aus Dresden - lässt Batterien länger leben. Das Unternehmen ist eine Ausgründung aus dem Hause Fraunhofer und entwickelt Software, die den Lebenszyklus von Batterien verlängern soll. Das Startup hat jüngst erst 5,5 Millionen Euro in einer Finanzierungsrunde eingesammelt.

Ein Mitarbeiter der Tesvolt GmbH montiert die APU (Active Power Unit) in einem 40Fuss-Container, der als 4MWh Batteriespeicher für einen Solarpark gedacht ist. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Jan Woitas

Lithium: Die Rückkehr des Bergbaus?

Die Batteriewirtschaft könnte womöglich für ein Revival des Bergbaus in Mitteldeutschland sorgen. Denn der Rohstoff Lithium wird heute noch für die meisten Batterien gebraucht - und ganz so schnell, wird sich das nicht ändern. Und Lithium ist ein Rohstoff, den es in Mitteldeutschland gibt: Eine der größten Lagerstätten in Europa befindet sich im Osterzgebirge bei Altenberg-Zinnwald an der Grenze zu Tschechien. Schon 2011 hat die heutige Zinnwald Lithium GmbH mit der Erkundung des Territoriums begonnen. In der Lagerstätte befinden sich rund 125.000 Tonnen Lithium - genug für einen wirtschaftlichen Betrieb über 30 Jahre und etwa 20 Millionen E-Auto-Batterien. Doch in der Region ist Zinnwald Lithium umstritten, eine Bürgerinitiative will den Lithium-Abbau verhindern.

Auch in Sachsen-Anhalt ist der Rohstoff Lithium ein Thema. Im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen hat dieses Jahr eine europaweit einzigartige Lithium-Raffinerie eröffnet. Das Unternehmen AMG Lithium reinigt in dem Werk sprödes Lithiumhydroxid und veredelt es zu einem batteriefähigen Rohstoff. Bis zu 20.000 Tonnen von dem "weißen Gold" sollen künftig pro Jahr hergestellt werden.


🗓 Klima-Termine

Freitag, 15. September – diverse Orte

Schon heute geht es wieder für den Klimaschutz auf die Straßen: Fridays for Future ruft zum Globalen Klimastreik auf. Auch in vielen Städten in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sind Protestveranstaltungen geplant. Wer also noch spontan mitdemonstrieren möchte findet die Orte und Infos hier.

15. bis 17. September – diverse Orte

Am Tag der Schiene 2023 steht eines der klimafreundlichsten Verkehrs- und Transportmittel im Mittelpunkt. Der Tag sind eigentlich ganze drei Tage, an denen sich alles um Eisenbahnen dreht: Die Eisenbahn-Unternehmen öffnen ihre Werkstore, Bahnen bieten Sonderfahrten an und Bahnhofsfeste gibt es natürlich auch. Was genau bei Ihnen los ist, erfahren Sie hier.

15. bis 23. September – Erfurt

Heute beginnt in Erfurt die Mobilitätswoche. In diesem Rahmen gibt es zahlreiche Aktionen zum Mitmachen, aber auch Vorträge oder Rad-Ausfahrten. Am Sonntag wird in der Thüringer Hauptstadt der "Autofreie Tag" begangen und am kommenden Mittwoch fahren alle Kinder kostenlos im ÖPNV. Das ganze Programm finden Sie hier.

Samstag, 16. September – Leipzig

There is no party on a dead planet! Unter diesem Motto zieht in diesem Jahr die Global Space Odyssey durch Leipzig. Eigentlich ein Demonstrationszug für club- und veranstaltungspolitische Themen, widmen sich die Tanz-Enthusiasten in diesem Jahr der Klimakrise. Denn auch die Clubszene sieht sich in der Verantwortung, sich dem klimatisch-ökologischen Kollaps entgegenzustellen. Dance for Future also. Mehr dazu hier.

Dienstag, 19. September – Online

Wie kann es uns gelingen, den Ressourcenverbrauch zu reduzieren? Welche Lösungsansätze für eine Kreislaufwirtschaft gibt es? Und wie können uns neue Technologien dabei helfen? Über diese Fragen debattieren Fachleute im Rahmen der Online-Veranstaltung Leibniz debattiert: Nachhaltige Kreislaufwirtschaft. Hier geht es in den virtuellen Veranstaltungssaal.

Donnerstag, 21. September – Jena

Die Veranstaltung "Klimakleber, Heizhammer, SUV-Wahn" beschäftigt sich mit der Frage, worum es beim Konflikt um eine lebenswerte Zukunft wirklich geht. Denn Antworten liefern die Ergebnisse der "BioMentalitäten"-Umfrage der BMBF-Nachwuchsgruppe "Mentalitäten im Fluss (flumen)" am Institut für Soziologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Diese werden vorgestellt und anschließend diskutiert. Mehr Infos dazu gibt's hier.


📰 Klimaforschung und Menschheit

Sechs von neun planetaren Grenzen überschritten

Die Menschheit hat sich seit der letzten Eiszeit in einem stabilen und sicheren Umfeld entwickelt. Doch das ändert sich gerade. Zum ersten Mal hat eine Gruppe von 29 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Belastungsgrenzen dieses sicheren Handlungsraumes quantitativ gefasst. Damit sind jetzt alle planetaren Grenzen vollständig beschrieben. Die Forschenden postulieren neun Grenzen und stellen fest: Sechs davon sind bereits überschritten. Die Widerstandskraft der Erde schwinde.

Hitze kann für Mutter und Kind zu schweren Komplikationen führen

Eine Geburt ohne Risiko für Mutter und Kind gilt in vielen Industriestaaten als Selbstverständlichkeit. Ist es aber nicht. Wie eine US-Studie jetzt zeigt, steigt zum Beispiel das Risiko für Komplikationen durch extreme Hitze – sowohl für die Mütter als auch die Kinder. In Entwicklungsländern ohne optimale medizinische Versorgung dürften diese Folgen sicher noch gravierender ausfallen. Insbesondere Frauen, die ihr letztes Drittel der Schwangerschaft in den heißen Monaten zwischen Mai und September erlebten, hätten ein höheres Risiko für "Schwere mütterliche Morbidität". Das bedeute, so die Forschenden, dass es zu Symptomen komme wie unter anderem einem vorzeitigen Blasensprung, Frühgeburten, Totgeburten oder einem allgemein niedrigen Geburtsgewicht von Babys.

Klimawandel: Warum die Gletscher schneller schmelzen als erwartet

Gletscher auf Meereshöhe gehen schneller zurück, als es Forschende prognostiziert haben. Aber woran liegt das? Eine neue Untersuchung zeigt jetzt, dass der mögliche Grund im Eis eingeschlossene Luft ist. Denn offenbar zerfließt Gletschereis, das aufgrund seiner Entstehung Luftblasen enthält, doppelt so schnell wie Eis ohne Lufteinschlüsse.

Repowering: Austausch von Windrädern kann Stromerzeugung deutlich steigern

Obwohl der Ausbau der Erneuerbaren Energien vorangehen muss, stockt es beim Bau neuer Windkraftanlagen - das Tempo nimmt nur langsam zu. Doch Abhilfe könnte zwischenzeitlich offenbar das sogenannte Repowering schaffen - also der Austausch alter Windräder durch moderne und leistungsfähigere Anlagen. Denn während die durchschnittliche installierte Leistung der alten Windkraftanlagen bei 1,01 MW liegt, erreichen die 2023 installierten Anlagen im Schnitt 4,2 MW, die bezuschlagten Anlagen, die in den kommenden Jahren gebaut werden, sogar durchschnittlich 5 MW.

Klimawandel verändert das Gesicht von Europas Bergwäldern

Der Klimawandel verändert das Aussehen der Wälder. In Europa heimische Baumarten könnten verschwinden oder nur noch in höheren Gebirgslagen zu finden sein. Das ist das Ergebnis einer Analyse von Forschenden aus Italien. Sie haben Wälder in verletzlichen Bergregionen in den Apenninen und italienischen Alpen kartographiert und Modelle entwickelt, wie diese Gebiete im Jahr 2050 aussehen könnten. Das Verbreiterungsgebiet vieler Bäume wird sich laut den Prognosen verkleinern. Einige Arten, wie die Zerreiche oder die europäische Lärche, dagegen könnten über die derzeitige Baumgrenze hinauswachsen.


📻 Klima in MDR und ARD

👋 Zum Schluss

... müssen wir schon einmal über die kommende Woche sprechen. Denn zu all den Terminen, die ich Ihnen schon mitgegeben habe, kommt noch ein weiterer: Nächste Woche ist Woche der Klimaanpassung. Es geht also um die Frage, wie wir auf das sich verändernde Klima reagieren sollen. Dabei gibt es vor allem auch viel Rat und Hilfe für Hausbesitzerinnen und -besitzer - zum Beispiel beim Thema Gebäudebegrünung, Starkregenvorsorge oder Solarenergie. Aber auch für alle anderen lohnt es sich, hier einen Blick ins Programm zu werfen. Ich werde mir zum Beispiel mal anhören, wie ich meinen Garten klimafreundlicher machen kann.

Ich kann aber auch verstehen, wenn Ihnen das jetzt alles etwas zu viel wird. Tatsächlich habe ich auch den Eindruck, dass dieser September extrem vollgestopft mit spannenden Terminen ist. Das Wetter fühlte sich also noch nach Sommer an, im Terminkalender ist dagegen schon stressiges Vorweihnachts-Feeling. Zum Runterkommen höre ich da ganz gern mal einen Podcast. Und deshalb entlasse ich Sie hier mit einer Podcast-Empfehlung: "Hitze - Letzte Generation Close-Up" beschäftigt sich mit den Aktivistinnen und Aktivisten der Letzten Generation, ihren Motiven, Gedanken und Erlebnissen. Der Podcast ist ein sehr interessanter Einblick in die Gruppe, über die ja derzeit wirklich fast alle eine starke Meinung haben.

Weniger extrem in ihren Aktionsformen sind da die Klimaaktivistinnen und -aktivisten von Fridays for Future. Falls Sie das unterstützenswert finden und auch laut werden wollen für das Klima, dann schauen Sie doch heute noch spontan beim Globalen Klimastreik vorbei.  

Ein schönes Spätsommer-Wochenende wünscht Ihnen,

Kristin Kielon


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Schreiben Sie uns an klima@mdr.de.