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KommunikationsforschungCorona-Maske? Reden Sie mehr mit den Händen

01. Februar 2021, 17:22 Uhr

Fremde Gesichter bekommt man in der Corona-Pandemie nur noch selten zu sehen. Meistens sind sie zu einem großen Teil hinter einer Maske versteckt. Das erschwert die Kommunikation. Worte werden durch Abstand und Maske geschluckt und sind nur noch schwer zu verstehen. Wissenschaftler aus den Niederlanden haben aber eine Empfehlung, wie es mit der Kommunikation – trotz Maske – besser klappen kann: Es ist alles eine Frage des Beats.

von Jessica Brautzsch

Jens Spahn tut es. Boris Johnson tut es. Angela Merkel tut es. Und Sie tun es vermutlich auch: Sie bewegen sich im Beat, bewegen Ihre Hände andauernd rhythmisch, allerdings nicht zu irgendeinem Song, sondern zu unserer Sprache und unserem Sprechen. Wenn wir reden, gestikulieren wir ununterbrochen. Manche Gesten haben eine eigene Bedeutung – wie etwa der erhobene Daumen. Andere machen wir einfach, erklärt Hans Rutger Bosker vom Max-Planck-Institut für Psycholinguistik in Nijmegen, Niederlande:

Zum Beispiel nach vorne reichen oder die Hand hoch und runter bewegen. Über diese sehr leeren Gesten wissen wir, dass sie sehr regelmäßig sind, wenn sie auftreten.

Hans Rutger Bosker, Max-Planck-Institut für Psycholinguistik

Nur warum wir diese Gesten eigentlich machen – das war bislang unklar. Bosker wollte deshalb herausfinden, welche Rolle sie beim Sprachverstehen haben. Dafür arbeitete er mit Wörtern, die sich nur in der Betonung einzelner Silben unterscheiden. Im Deutschen zum Beispiel: moDERN und MOdern. Oder PLAto und platEAU. Diese Worte wurden in einem Experiment verschiedenen Personen vorgespielt.

Es war nicht klar für den Zuhörer, wo die Betonung sein würde. Deswegen haben wir die beiden Aussprachen kombiniert mit einem Video von mir, in dem ich eine Beat-Bewegung auf die erste oder auf die zweite Silbe mache. Und dann haben wir die Leute gefragt, was sie hören.

Hans Rutger Bosker

In der Alltagskommunikation machen wir es richtig

Das Ergebnis: Die Teilnehmenden haben die Betonung eher an der Stelle wahrgenommen, wo die entsprechende Geste gemacht wurde. Und das sogar, wenn die Betonung des Wortes eigentlich ganz woanders lag. Eine simple Auf-und-Ab-Bewegung der Hand an der falschen Stelle, machte aus modERN - MODern. Es muss sich aber niemand sorgen, durch ungenaues Gestikulieren nicht mehr verstanden zu werden, erklärt Hans Rutger Bosker:

In der Alltagskommunikation machen wir es typischerweise richtig. Gesten fallen typischerweise auf die Betonungssilbe. Es ist tatsächlich ziemlich schwer, die Geste auf der falschen Silbe zu machen.

Hans Rutger Bosker

Stattdessen will Bosker ermuntern, mehr zu gestikulieren, denn das hilft dem Zuhörer zu verstehen, was man eigentlich sagen will. Das sei gerade in den aktuellen Pandemie-Zeiten äußerst wichtig.

Mit dem Mund-Nasen-Schutz, Glaswänden oder auch in einer Videoschalte, wo die Hände nicht zu sehen sind – kann es helfen. Es unterstützt die Kommunikation. Nicht nur um hervorzuheben, was wichtig ist, sondern einfach, um die Worte richtig rüberzubringen.

Hans Rutger Bosker

Hans Rutger Bosker gehört übrigens zu den Menschen, die selbst beim Telefonieren gestikulieren. Denn Gesten kann man hören – ohne sie zu sehen.

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