Wissen-NewsNachtigall-Männchen imitieren Gesang ihrer Rivalen zum eigenen Vorteil
Nachtigall-Männchen singen während der Paarungszeit nicht nur um die Wette, sondern passen ihren Gesang auch an die Rivalen an. Das können sie, weil zwei Bereiche in ihrem Gehirn direkt zusammenzuarbeiten scheinen.
Möglicherweise Duell, möglicherweise Verhandlung, auf jeden Fall diplomatisch: Nachtigall-Männchen singen in der Paarungszeit um die Wette, um potentielle Partnerinnen anzulocken und ihr Revier zu verteidigen. Um die eigenen Chancen zu erhöhen, passen die Männchen die eigenen Gesänge an die ihrer Rivalen an. Das hat eine Forschungsgruppe am oberbayerischen Max-Planck-Institut für biologische Intelligenz bei Beobachtungen in Deutschland und Gambia herausgefunden.
Ein ähnliches Verhalten gebe es bei Menschen, die auch viele Merkmale ihrer Stimme wie Lautstärke oder Tonhöhe im Laufe eines Gesprächs an die Gesprächspartner anpassen. Dieses Verhalten helfe uns, sinnvolle Unterhaltungen zu führen. Bei Nachtigallen bestehen "Unterhaltungen" aus Pfeiflauten unterschiedlicher Tonhöhe mit einem breiten Frequenzspektrum. Forschende zeichneten die Gesangsduelle mehrerer Nachtigallen während der Paarungszeit in deren Brutgebieten in Deutschland auf und analysierten sie. So konnten sie zeigen, dass die Vögel ihre Gesangsstrophen gezielt als Reaktion auf den Gesang rivalisierender Nachbarn singen.
Je schneller, desto präziser
Am genauesten imitierten die Nachtigallen die Gesangsfrequenz ihrer Konkurrenten, wenn sie unmittelbar auf deren Gesänge antworteten. Erfolgte die Antwort mit etwas Verzögerung, seien sie weniger präzise gewesen. Das deute darauf hin, dass die Frequenzanpassung mit Hilfe eines speziellen Schaltkreises im Gehirn erfolgt. Vermutlich bestehe eine direkte Verschaltung zwischen dem Gehirnbereich, in dem der gehörte Gesang verarbeitet wird, und dem Bereich, der für die Gesangsproduktion zuständig ist.
Die Reaktion funktionierte auch im Winterquartier in Gambia mit künstlich abgespielten Tönen. Nachtigallen können also den Gesang nicht nur zur Balz, sondern zeitlich flexibel anpassen. Als nächstes möchte das Team herausfinden, wie genau die Kommunikation im Gehirn zwischen den beiden Bereichen funktioniert.
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