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Computergrafik von Pilzen der Spezies Blastomyces, die mit bestimmten Tumoren in Zusammenhang stehen. Bildrechte: IMAGO/YAY Images

MikrobiomMenschliche Krebstumore oft von Pilzen besiedelt - Einfluss auf Krankheitsverlauf?

11. Oktober 2022, 15:00 Uhr

Tumore bestehen aus wuchernden Zellen, die oft von Mikroorganismen wie Bakterien oder Viren besiedelt werden. Jetzt haben Forscher auch Pilze beschrieben, die sich an bestimmte Tumor-Arten heften.

Die menschliche Gesundheit hängt nicht nur von einer intakten und gesunden Umwelt ab. Auch auf das Ökosystem im Körper, also die menschliche Innenwelt kommt es an. So entdecken Forschende seit einigen Jahren viele Zusammenhänge zum Mikrobiom im Darm – also der Gemeinschaft von Bakterien und Mikroorganismen, die an Verdauung und Immunabwehr mitwirken.

Doch Mikroorganismen siedeln nicht nur in unserem Bauch, sondern auch auf Tumoren. Eine neue Studie zeigt jetzt, dass bestimmte Pilze bestimmte Tumorgewebe bevorzugen. Die Erkenntnisse könnten Fortschritte bei der Diagnostik von Krebserkrankungen bringen und möglicherweise auch bei der Therapie weiterhelfen.

Brustkrebs mit bestimmten Pilzen in Verbindung mit geringerer Überlebenswahrscheinlichkeit

Im Fachblatt Cell beschreibt das Team um Lian Narunsky-Haziza vom israelischen Weizmann Institute of Science die systematische Analyse von 17.401 Gewebe-, Blut- und Plasmaproben, die zu 35 verschiedenen Arten von Tumoren gehörten. Dabei sahen die Forschenden, dass viele Pilzarten, darunter Hefen, oft in sehr geringer Menge in fast allen Tumorgeweben vorkamen. Allerdings zeigte sich ein Zusammenhang zwischen den Vorkommen bestimmter Pilze und der Krankheitsprognose.

Fanden die Forscher etwa Malassezia globosa in Brustkrebsgewebe, so war die Sterbequote der erkrankten Patientinnen höher als bei denjenigen, deren Tumore nicht von dem Pilz besiedelt waren. Malassezia globosa war zuvor vor allem in Zusammenhang mit Bauchspeicheldrüsenkrebs untersucht worden.

Ein zweites Team um Iliyan Iliev von der Weill Cornell Medicine in New York beschreibt ebenfalls im Fachblatt Cell einen Zusammenhang zwischen dem Vorkommen bestimmter Tumore und bestimmten Arten von Pilzen. So fanden die Wissenschaftler in Magen-Darm, Lungen- und Brusttumoren meistens Candida-, Blastomyces- beziehungsweise Malassezia-Pilze. Höhere Mengen an Candida in Magentumoren waren dabei verbunden mit stärkeren Entzündungen, mehr Ablegern des Tumors und einer geringeren Überlebenswahrscheinlichkeit der Erkrankten.

Henne-Ei-Frage: Begünstigen Pilzzellen die Tumore oder die Krebsgeschwüre die Pilze?

Die Forscher fanden zudem, dass die Pilze vor allem in Gemeinschaften mit nicht konkurrierenden Bakterienspezies lebten. Daraus schließen die Forschenden, dass die Tumore das Wachstum von Bakterien und Pilzen begünstigen im Gegensatz zu anderen Lebensräumen, in denen die Parasiten um Ressourcen konkurrieren müssen.

Wie genau der Zusammenhang allerdings ist, ob Pilze, Bakterien und Viren gemeinsam die Entstehung von Krebszellen anregen oder ob fortgeschrittene Tumore wiederum die Ansiedlung von Pilzen und Bakterien begünstigen, erfordert weitere Forschung. So wollen Narunsky-Haziza und andere Forschungsteams neue Erkenntnisse gewinnen, ob sich über die Pilzzellen möglicherweise auch die Verläufe von Krebserkrankungen kontrollieren lassen.

Links/Studien

(ens)

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