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Obwohl Proxima b extrem nah an seinem Mutterstern Proxima Centauri dran ist, erhält er die gleiche Energiemenge wie die Erde von der Sonne. Bildrechte: imago/Science Photo Library

4,2 Lichtjahre entferntErde 2 gleich nebenan: "Proxima b" in Nachbar-System bestätigt

30. Mai 2020, 20:21 Uhr

Ein internationales Forscherteam hat die Existenz des Exoplaneten "Proxima b" im Nachbar-Planetensystem Proxima Centauri bestätigt. Er ist etwa so groß wie die Erde, erhält genauso viel Energie, könnte flüssiges Wasser haben und damit - zumindest rein theoretisch - auch Leben beherbergen.

Er hat etwa die Größe unserer Erde und dreht seine Bahnen um den zur Sonne nächstgelegenen Stern Proxima Centauri, der "nur" 4,2 Lichtjahre von unserer Sonne entfernt ist. Ein internationales Forscherteam hat mit Hilfe des derzeit besten Spektrographen der Welt die Existenz des potentiell bewohnbaren Exoplaneten Proxima b bestätigt.

Bereits 2016 entdeckt

Der in der Schweiz gebaute Spektrograph ESPRESSO. Bildrechte: Université de Genève

Proxima b war im August 2016 mit dem Spektrographen HARPS der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile entdeckt worden. Nun wurde die Radialgeschwindigkeit des Exoplaneten durch den viel präziseren Spektrographen ESPRESSO, der im Very Large Telescope (VLT) der ESO installiert ist, gemessen. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Astronomy & Astrophysics veröffentlicht. Der Hauptautor der Studie, Alejandro Suarez Mascareño vom Astrophysischen Institut der Kanaren, sagte dazu: "Die Bestätigung der Existenz von Proxima b war eine wichtige Aufgabe. Es handelt sich um einen der interessantesten bekannten Planeten in der solaren Nachbarschaft." Die Studienergebnisse nähren weiter die Hoffnung, dass Proxima b ein Planet sein könnte, auf dem potentiell Leben möglich wäre.

Erde noch ähnlicher

Die Lichtkurve des Planeten Proxima b gemessen mit dem ESPRESSO-Spektrographen. Bildrechte: Université de Genève

Hatten die Astronomen auf der Grundlage der älteren HARPS-Messungen die Größe von Proxima b noch auf 1,3 Erdmassen geschätzt, kamen sie mit dem dreimal genaueren ESPRESSO-Spektrographen nun auf eine der Erde noch ähnlichere Größe von nur 1,17 Erdmassen. Bestätigt wurde allerdings, dass der Exoplanet seinen Stern Proxima Centauri in lediglich 11,2 Tagen umkreist. Dabei kommt Proxima b seinem Mutterstern 20 Mal näher als die Erde der Sonne. Während der Abstand unseres Planeten zur Sonne rund 150 Millionen Kilometer beträgt, umkreist Proxima b seinen Stern in gerade einmal sieben Millionen Kilometern Entfernung.

Vergleichbare Energiezufuhr

Trotz dieser sehr großen Nähe befindet sich Proxima b immer noch in der sogenannten habitablen – also in der bewohnbaren – Zone seines Muttersterns. Der Grund: Proxima Centauri ist ein Roter Zwerg. Er hat nur zwölf Prozent der Masse unsere Sonne und sogar nur 0,17 Prozent ihrer Leuchtkraft, weshalb der ihn umkreisende Proxima b eine vergleichbare Energie wie die Erde von der Sonne erhält. Das wiederum könnte bedeuten, dass die Oberflächentemperatur des Exoplaneten das Vorhandensein flüssigen Wassers ermöglicht. Und dies wiederum wäre eine wesentliche Grundlage für die Existenz von Leben. Allerdings gibt es auch ein wesentliches Problem: Der Proxima-Stern bombardiert seinen Planeten mit 400 Mal mehr gefährlicher Röntgenstrahlung als die Erde von der Sonne erhält.

Noch viele Fragen offen

UNIGE-Astronom Christophe Lovis: Noch viele Fragen sind zu klären. Bildrechte: Université de Genève

Die Forschung hat deshalb noch viele Fragen zu klären, bevor sie sich der Annahme hingeben kann, dass auf der Oberfläche von Proxima b Leben existiert, wie Christophe Lovis, ein Forscher in der Astronomieabteilung der Universität Genf UNIGE, der mit seinen Kollegen an der Bestätigung von Proxima b mitgewirkt hat, sagte: "Gibt es eine Atmosphäre, die den Planeten vor diesen tödlichen Strahlen schützt. Und wenn diese Atmosphäre existiert, enthält sie dann die chemischen Elemente, die die Entwicklung des Lebens fördern (z.B. Sauerstoff)? Wie lange existieren diese günstigen Bedingungen schon?" Doch man werde, so Lovis weiter, all diese Fragen auch mit der Hilfe künftiger noch besserer und noch größerer Instrumente angehen.

(dn)

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