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Bildrechte: J. McKay

Forschungsschiff "Polarstern"Regenwald in der Antarktis entdeckt

01. April 2020, 17:14 Uhr

Kaum vorstellbar, aber in der eisigen Antarktis wuchs vor 90 Millionen Jahren Regenwald. Das haben Forscher mithilfe der "Polarstern"-Expedition herausgefunden. Die Studie hilft dabei, den aktuellen Klimawandel zu verstehen.

Gerade schwimmt das Forschungsschiff Polarstern festgefroren im Eis der Arktis durch das Nordmeer. Bei einer der letzten Missionen davor war es genau am anderen Ende der Welt. Und dort, in der Antarktis, machte ein internationales Wissenschaftlerteam unter Leitung des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) außergewöhnliche Entdeckungen.

Im Schnitt zwölf Grad plus in der Antarktis

Die Forscher stießen im Amundsenmeer in der Westantarktis in rund 30 Metern Tiefe unter dem Meeresboden auf Spuren von Nadelhölzern und Baumfarnen. Die Analysen ergaben, dass es dort zur mittleren Kreidezeit im Schnitt um die zwölf Grad warm gewesen sein muss, sodass ein gemäßigter Regenwald wachsen konnte. "Der Fund hat uns sehr überrascht", sagte der AWI-Geologe Johann Klages.

Damit stehe auch fest, dass die Antarktis zur damaligen Zeit eisfrei gewesen sein muss, was bis jetzt nicht sicher war.

Wir wussten nur, dass die Kreidezeit eine der wärmsten Zeiten war, aber hatten keine Hinweise aus der Gegend Nahe des Südpols.

Johann Klages, Geologe am Alfred-Wegener-Institut

Prof. Werner Ehrmann, Leiter des Instituts für Geophysik und Geologie der Universität Leipzig, wirkte mit bei der Planung und Vorbereitung der Polarstern-Expedition und befand sich auch im Februar und März 2017 mit an Bord des Forschungsschiffes. Ehrmann war bei der Auswertung der Sedimentproben im Labor beteiligt.

Wir waren schon sehr überrascht, als wir beim Öffnen und Säubern der Bohrkerne die ersten Wurzelröhren entdeckten. Das kannten wir aus antarktischen Bohrkernen bisher nicht, und das hatten wir auch nicht erwartet. Meine Analysen belegen für die Sedimente, in denen wir die Wurzelröhren antreffen, eine Dominanz des Tonminerals Kaolinit. Dieses Mineral treffen wir auch rund um Leipzig im Zusammenhang mit den Braunkohleflözen an.

Prof. Werner Erdmann, Leiter Institut für Geophysik und Geologie Uni Leipzig

Die Forscher waren auf der "Polarstern" in der Antarktis unterwegs. Bildrechte: J.P. Klages

Kohlenstoffdioxid spielt extrem wichtige Rolle

Ein Rätsel war bisher, wie in diesen Breiten mit vier Monaten Polarnacht ein Regenwald gedeihen konnte. Die Lösung scheint offenbar in einer damals extrem hohen Konzentration von Kohlenstoffdioxid in der Luft zu liegen.

Die Studie verdeutlicht, welch hohes Potenzial das Treibhausgas Kohlendioxid als Energielieferant besitzt und welche Kühleigenschaft die heutigen Eisschilde haben.

Johann Klages

Aber wieso kühlte es danach in der Antarktis so stark ab. "In unseren Klimasimulationen konnten wir darauf noch keine zufriedenstellende Antwort finden", sagt der Co-Autor der Studie Gerrit Lohmann. Weitere Forschung ist also nötig.

Die Ergebnisse der Forschung wurden jetzt im Fachmagazin "Nature" veröffentlicht. Und das sogar als Titelthema - unter Wissenschaftlern ein Ritterschlag.

cdi/dpa

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