Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
Klima & UmweltMedizinPsychologieWeltraumGeschichteNaturwissenschaftBildung
Finden wir am Tag nach Silvester tote Igel auf den Straßen? Bildrechte: Nico Sonnabend

FeuerwerkSilvester: Tote Igel am Tag danach?

02. Januar 2023, 14:50 Uhr

Könnte der Igel in die Zukunft gucken, würden sich ihm auch im Winterschlaf die Stacheln vermutlich schon heute aufstellen. Samstag ist Silvester, und Silvesterböller und Igel passen nicht zusammen, genausowenig wie Feuerwerk und Vögel und andere Wildtiere. In der Auwaldstation Leipzig ist man deshalb besorgt.

Silvesterböller reißen nicht nur Silvestermuffel aus dem Schlaf, sondern auch Wildtiere. Warum das fatal ist, erklärt Annemarie Hofmann von der Auwaldstation Leipzig, die vergangenes Jahr am Morgen nach Silvester erschreckende Beobachtungen gemacht hat: Sie entdeckte überfahrene Igel am Straßenrand und vermutet, dass die Igel von der Knallerei aufgestört wurden und aus ihren Quartieren geflüchtet waren.

Wann Igel Winterschlaf halten und warum es schlecht ist, wenn sie gestört werden

Für den Biorhythmus der stachligen Vierbeiner ist es fatal, wenn ihr Energiesparmodus gestoppt wird. "Dabei werden Körpertemperatur und Herzschlagfrequenz stundenlang energieaufwendig hochgefahren", sagt Hofmann, und setzt nach: "Diese Reserven können nicht wieder aufgebaut werden." Etliche Igel überstünden dadurch den Winterschlaf nur noch mit Ach und Krach, oder brächen ihn sogar frühzeitig ab, weil alle Fettreserven verbraucht seien. Das zeige sich dann im Frühjahr in der Auwaldstation, jedes Jahr gebe es Dutzende Fundmeldungen von abgemagerten, halbverhungerten Igeln. Und für die wird es dann offenbar auch nicht mehr besser, einmal geschwächt, seien die Igel besonders anfällig, zum Beispiel für Darmparasiten, Flöhe, Zecken und Fliegenmaden. Stark befallene Igel sterben qualvoll.

Silvester "schleudert" Vögel aus den Nestern

Ähnlich geht es übrigens auch den Vögeln, die von der Böllerei aufgeschreckt werden und die dann zu Sinnlos-Flügen bis in über 1.000 Meter Höhe fliegen, um dem Lärm und Lichtblitzen zu entkommen: Energiefressende Aktionen, die außerdem noch Schlaf und Ausruhzeit beschneiden, weil dann ja neue Schlafplätze ergattert werden müssen, wenn es nicht mehr blitzt und donnert. Im ungünstigsten Fall verunglücken Vögel aber auch weil sie durch Feuerwerkslicht geblendet oder sichtbehindert orientierungslos gegen Hindernisse prallen. Darauf weist zum Beispiel der Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern e.V. hin.

lfw