Relevanz auch in Bezug auf DemenzSoziale Isolation lässt das Gehirn schneller altern
Bei Menschen, die wenig soziale Kontakte haben und älter als 50 Jahre sind, nimmt die Struktur der grauen Hirnsubstanz stärker ab als bei Menschen, die weniger isoliert sind.
Die graue Hirnsubstanz ist wichtig, weil sie alle Hirnfunktionen sowie sämtliche Funktionen des zentralen Nervensystems steuert. Eine aktuelle Studie der Universitätsmedizin Leipzig in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften hat untersucht, wie sich die Substanz bei rund 1.900 Menschen entwickelte.
Dabei wurde die soziale Isolation der Teilnehmenden mittels eines standardisierten Fragebogens erfasst. Die Gehirnleistung der Menschen wurde anhand einer Reihe kognitiver Tests für Gedächtnis, Aufmerksamkeit und mentale Flexibilität ermittelt – außerdem wurde die Gehirnstruktur via MRT beobachtet. Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass Menschen, die ihr soziales Netz bewahren oder ausbauen, ihre Gehirnstruktur und Denkleistung besser erhalten als solche, die sozial isoliert leben.
"Die Ergebnisse untermauern die Relevanz sozialer Isolation für Demenz, eine schwere Erkrankung, an der weltweit viele Millionen Menschen leiden. Die Studie bietet wichtige Informationen für den Erhalt der Gesundheit der Bevölkerung und das individuelle Wohl der Menschen. Darüber hinaus können wir durch unsere Erkenntnisse auf die Bedeutung hinweisen, soziale Isolation effektiv zu bekämpfen und präventiv gegen Demenz vorzugehen", sagt die Wissenschaftlerin PD Dr. Witte, Letztautorin der Studie.
Die Forschenden hoffen nun, den Zusammenhang zwischen sozialer Isolation und kognitiver Gesundheit besser zu erforschen. Gesellschaftliche Werte wie Gemeinschaft und Solidarität könnten ein wichtiger Hebel sein, um unser kognitives Altern zu verlangsamen.
Die Studie Impact of social isolation on grey matter structure and cognitive functions: A population-based longitudinal neuroimaging study im Journal eLife gibt es hier zum Nachlesen.