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Wissenschaft zum MitmachenAuf die Plätze, fertig, Wintervögel!

04. Januar 2022, 12:53 Uhr

Der NABU ruft wieder dazu auf, Deutschlands Wintervögel zu zählen. Jeder darf mitmachen. Da bin ich dabei! Aber wie zählt man die kleinen flattrigen Freunde am besten und woher weiß ich, wer wer ist? Ich bereite mich vor.

von Jennifer Schollbach

Bereits zum 11. Mal ermutigt der Naturschutzbund NABU Deutschlands Bevölkerung, in seiner großen wissenschaftlichen Mitmachaktion dabei zu helfen, eine detaillierte Momentaufnahme der Vogelwelt in den Städten und Dörfern zu machen. Die Stunde der Wintervögel findet vom 08. bis 10. Januar statt und jeder kann mitmachen. Na, da bin ich doch dabei!

Wo sind die Vögel?

Erster prüfender Blick aus dem Homeoffice – kein Vogel in Sicht. Nicht mal die sonst so laut pöbelnde Spatzen-Schar ist da. Das liegt aber vielleicht daran, dass es etwas viel verlangt ist, dass sich die kleinen Tierchen bis zum Balkon des vierten Stocks meines Hauses bewegen. Obwohl auf dem Balkon ein gut gefülltes Vogelhaus steht.

Zweiter prüfender Blick runter in den Hof zu den Nachbarn. Da sind sie – unglaublich viele laute Spatzen und ein paar Meisen. Auf die wird übrigens in diesem Jahr ein besonderes Augenmerk gelegt, weil diese im Frühjahr 2020 mit einer durch das Bakterium Suttonella ornithocola ausgelösten Epidemie zu kämpfen hatten und tausende Blaumeisen verendet sind. Wie es um sie steht, ist schwer zu sagen. Noch ein guter Grund, beim Zählen mitzumachen.

Wer flattert da rum?

Na Frau Nachbarin wird auf jeden Fall ziemlich zu tun haben, wenn die Vögel dort unten so rumwuseln. Wie soll man die denn bei dieser Hektik ordentlich erkennen, geschweige denn korrekt zählen?

Alles ganz einfach – man schaut, welche Vögel sich während einer Stunde vor der eigenen Nase tummeln und notiert den jeweiligen Höchststand der verschiedenen Arten. Laut Lars Lachmann vom NABU ist übrigens eine gewisse Fehlerquote mit eingerechnet. Eine exakte Erfassung der Vögel ist das also nicht, sondern eine Schätzung. Aber auch diese ist sehr wichtig und aufschlussreich, denn obwohl jeder zu egal welcher Uhrzeit zählen darf, haben sich über die Jahre der Erfassung eindeutige Trends entwickelt.

Die Verteilungsmuster über den Tag sind seit Jahren konstant, die Leute zählen immer zur gleichen Zeit.

Lars Lachmann, NABU Vogelexperte

Wer in der Vogelkunde noch nicht so bewandert ist, braucht sich keine Sorgen machen. Der NABU stellt auf seiner Website Zählhilfen und Wintervogel-Steckbriefe bereit. Außerdem kann man auch das Handy zücken, ein Foto machen und später in aller Ruhe herausfinden, welches Exemplar da rumgeflattert ist. Und eine weitere Möglichkeit wäre der Gesang der Vögel. Mit kostenloser App kann man sie auch daran erkennen.

Ist die Zählung beendet, kann das Ergebnis per Online-Meldeformular oder per App an den NABU übermittelt werden. Aber auch telefonisch ist das unter 0800-1157115 möglich.

Kleine Vogelkunde Kennen Sie diese Vögel?

Der Dompfaff frisst im Winter Vogelbeeren und wenn vorhanden, alte BRombeeren. Wer ihn im Winter fütter, sorgt für Hirse- und Leinsamen oder Sonnenblumenkerne und gehackte Nüsse. Bildrechte: IMAGO / imagebroker
Der Erlenzeisig: Die kleinen, gelbgrünen Vögel leben ganzjährig in unseren Mischwäldern. Wenn wir im Winter einen gelbgrünen Schwarm solcher Vögel sehen, dann sind das Erlenzeisige aus dem Norden. Sie lassen sich in Erlen oder Birken nieder. Bildrechte: colourbox
Die Heckenbraunelle lebt nach dem Motto: Stille Wasser sind tief. Sie sind optisch unauffällig, leben im "Untergrund", nämlich im Unterwuchs von Wäldern, in Hecken oder Gebüschen von Gärten, Parkanlagen und Friedhöfen. Ihr Liebesleben ist munter, hier legen sich Männchen und Weibchen nicht fest, mit wem und mit wie vielen sie für Nachwuchs sorgen. Ihre Nester bauen sie am Boden oder im untereb Geäst von Bäumen oder Büschen. Bildrechte: imago/blickwinkel
Ein kleiner Punk unter den Vögeln: Die Haubenmeise. Wer sie sehen will, sollte zum Winterspaziergang in einen schönen Fichten- und Kiefernwald gehen. Bildrechte: IMAGO / agefotostock
Ein Raufbold unter den Vögel und der größte Fink Europas: Der Kernbeißer. Sein scharfer Schnabel knackt sogar Kirschkerne. Normalerweise leben Kernbeißer in Laub- und Mischwäldern mit viel Kraut- und Strauchschicht. Im Winter wagen sie sich aber auch an Futterstellen in Gärten. Sie fressen Samen von Laubbäumen und Früchte wie Hagebutten, Schlehen und Traubenkirsche. Bildrechte: IMAGO / Nature in Stock
Amsel - auch Schwarzdrossel. Die Männchen sind am gelb-orangen Schnabel zu erkennen. Bildrechte: Colourbox.de
Türkentauben leben meist von Getreide, Samen und Früchten. Man sieht sie oft in der Nähe von Tierparks und Bauernhöfen auf, wo sie sich am Futter anderer bedienen. Bildrechte: colourbox
Blaumeise – ganz klar zu erkennen wegen der blauen Kappe. Im Unterschied zu den Kohlmeisen fehlt der schwarze Strich auf dem Bauch. Bildrechte: imago images/blickwinkel
Der Buchfink ist gern im Schwarm unterwegs und ernährt sich im Winter von Bucheckern, allerlei Sämereien und Beeren. Bildrechte: imago/blickwinkel
Der Buntspecht. Er ist die bei uns am häuftigsten vorkommende Spechtart. Bildrechte: Colourbox.de
Der Eichelhäher gehört zu den Rabenvögeln. Er legt im Herbst einen Futtervorrat an aus Bucheckern und Eicheln und findet meist auch alles wieder. Am Futterhaus mag er Sonnenblumenkerne, Streufutter, ganze oder gehackte Erdnüsse. Bildrechte: colourbox
Die Goldammer. An ihrem gelb-goldenen Köpfchen gut zu erkennen. Bildrechte: colourbox
Der Grünfink. So groß wie ein Sperling, aber durch die Färbung gut zu unterscheiden. Bildrechte: IMAGO/imagebroker
Der Kopf schwarz-weiß, der Bauch gelb, darauf ein schwarzer Streifen – die Kohlmeise. Bildrechte: Bernard Castelein
Der Kleiber ist ein geschickter Kletterer. Den Namen bekam er, weil er sein Nest bis auf ein kleines Loch zukleistert. Bildrechte: Colourbox.de
Das Rotkehlchen. Familie der Fliegenschnäpper. Inoffizieller Nationalvogel Großbritanniens. Bildrechte: Colourbox.de
Die Singdrossel – etwas kleiner als die Amsel. Sie sind Weichfutterfresser und mögen im Winter gern Äpfel, Rosinen oder Getreideflocken und Mehlwürmer. Bildrechte: imago images / blickwinkel
Ein Zaunkönig – früher auch Schneekönig genannt – weil er selbst im Winter laut singt. Bildrechte: imago images / McPHOTO

Der Natur näher kommen

Mit meinem Fensterplatz werde ich allerdings schlechte Karten haben, überhaupt etwas zu zählen. Also heißt es: ab in den Garten oder in den Park. In Zeiten des Lockdowns eine willkommene Abwechslung. Das scheinen sich auch bei der vergangenen Zählung – die allerdings im Frühling war – viele Menschen gedacht zu haben. Den NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller würde es nicht überraschen, wenn die Rekordbeteiligung – über 143.000 Menschen zählten 3,6 Millionen Vögel – während des gegenwärtigen Lockdowns sogar noch übertroffen würde.

Die Erfahrungen aus dem ersten Lockdown im vergangenen Frühjahr haben gezeigt, dass die Natur vor der Haustür von vielen Menschen wieder mehr wahrgenommen und geschätzt wird, wenn es nicht möglich ist, in die Ferne zu schweifen. Je mehr Menschen an der Zählung teilnehmen, desto aussagekräftiger werden die Ergebnisse.

Leif Miller, NABU-Bundesgeschäftsführer

Wie viele Vögel wir zu Gesicht bekommen, hängt übrigens stark von der Witterung ab. Die Experten des NABU konnten anhand der bisherigen Ergebnisse nachweisen, dass in kalten und schneereichen Wintern deutlich mehr Vögel in die Nähe der Menschen kommen. Ist es wärmer, finden sie auch so ausreichend Futter. Das erklärt auch, warum die Anzahl der Wintervögel in den zuletzt eher milden Wintern zurückgegangen ist.

Ich jedenfalls bin bereit. Mit dicker Jacke, einer Thermoskanne voller Tee und in freudiger Erwartung platziere ich mich auf meiner Gartenbank und harre der Dinge bzw. Wintervögel, die da kommen werden.

Vogelzählungen 2020

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