Collage aus sieben Büchern zum Thema Feminismus
Diese sieben Bücher sind sehr empfehlenswert für alle, die sich für Feminismus interessieren. Bildrechte: MDR/Ann-Kathrin Canjé

Empfehlungen Zu Weihnachten verschenken: Die 7 besten Bücher über Feminismus

12. Dezember 2023, 04:00 Uhr

Über Feminismus lässt sich hervorragend am Weihnachtstisch diskutieren und dafür braucht es die nötige Grundlage. Egal, ob Sie ein Geschenk zum Einstieg ins Thema suchen oder Literatur für Menschen, die sich schon tiefer mit feministischen Theorien auseinandergesetzt haben – mit diesen sieben Büchern machen Sie nichts verkehrt. Sei es Liv Strömquists Graphic Novel "Der Ursprung der Welt", Britney Spears' Memoir "The Woman in Me" oder Margarete Stokowskis Klassiker "Untenrum frei".

Sachbuch/Essay: Margarete Stokowski – "Untenrum frei"

Margarete Stokowski hat in "Untenrum frei" anhand ihrer eigenen Biografie gezeigt, warum wir in Sachen Gleichberechtigung noch nicht so weit sind, wie viele vielleicht hoffen. Kombiniert mit diversen feministischen Gedanken – etwa von Simone de Beauvoir oder Laurie Penny – zeigt Stokowski auf humorvolle wie einprägsame Weise, wie sexistisch unsere Gesellschaft auch heute noch ist. In sieben Kapiteln analysiert sie zum Beispiel die Frauenbilder, die durch Jugendmagazine wie "Bravo" und "Instyle" damals so wie heute geprägt wurden – ganz drastisch ist da die Anektote über "100 Flirttipps für Mädchen", die Bravo 2015 online veröffentlichte.

Das Buch "Untenrum frei" von Margarete Stokowski neben Weihnachtsdeko.
Margarete Stokowski zeigt in ihrem Buch, wie ein Ausweg aus sexistischen Strukturen möglich sein kann. Bildrechte: MDR/Ann-Kathrin Canjé

Sie definiert ihr Verständnis von (intersektionalem) Feminismus, beleuchtet Normen, die in unserer Gesellschaft vorherrschen, klärt über alltägliche Übergriffe auf oder erläutert, warum sich ein aktiver Umgang mit Sprache lohnen kann. Es sind vor allem Stokowskis persönliche Erfahrungen, die den Text so nahbar machen und Strukturen enttarnen, in denen Frau* sich selbst wiederfindet. Stokowskis Text kann ein Einstieg für alle sein, die sich fragen, warum es feministische Menschen überhaupt braucht und sich noch nie gewundert haben, warum der Gameboy eigentlich GameBOY heißt. Den Lesenden gibt sie außerdem zwei Gefühle an die Hand, die ihrer Meinung nach von Nöten sind, um ein selbstbestimmtes Leben führen zu können: Wut und Gelassenheit.

Das Buch eignet sich für Feminismus-Einsteigerinnen.

Angaben zum Buch Margarete Stokowski: "Untenrum frei"
Rowohlt Verlag
256 Seiten
ISBN: 978-3-498-06439-6
Gebundene Ausgabe: 20 Euro
Taschenbuch: 14 Euro

Graphic Novel: Liv Strömquist – "Der Ursprung der Welt"

Mal in schwarz-weiß, mal in bunt springen die verschiedenen Kapitel in Liv Strömquists Comic "Der Ursprung der Welt" die Lesenden während der Lektüre an. Und an den Ursprung einer von Männern gemachten Welt – an den geht Strömquist sehr genau ran, indem sie zeigt, wie Frauen und ihr Genital im Laufe der Geschichte von Männern dominiert und beeinflusst wurden. Die Comics stellen Männer wie den Theologen Augustinus, den Psychoanalytiker Sigmund Freud oder den Autor Jean-Paul Sartre in für manche völlig neuem Licht dar. Strömquist gelingt es, pointiert die Lesenden zum Lachen zu bringen und gleichzeitig AHA-Momente zu haben. In kurzen Kapiteln zeigt sie eindrücklich, wie Männer über Frauenkörper bestimmen wollten. Egal, ob es um die Bezeichnung des weiblichen Geschlechtsorgans, den weiblichen Orgamus oder das Thema Menstruation ging.

Die Graphic Novel "Der Ursprung der Welt" neben Weihnachtsdeko.
Liv Strömquist geht in ihrer Graphic Novel "Der Ursprung der Welt" dem Ursprung der männlichen Deutungshoheit über die Vulva nach. Bildrechte: MDR/Ann-Kathrin Canjé

Strömquists Buch lohnt sich für alle, die längere Fließtexte abschrecken und dennoch Lust haben, sich mit dem Ursprung der strukturellen Diskriminierung von Frauen und queeren Personen näher zu beschäftigen. Philosophische, kulturgeschichtliche oder medizinischen Theorien werden hier aus feministischer Perspektive unter die Lupe genommen. Die Lektüre lohnt sich also auch für historisch interessierte Menschen.

Das Buch eignet sich für Feminismus-Einsteigerinnen.

Angaben zum Buch Liv Strömquist: "Der Ursprung der Welt"
avant Verlag
140 Seiten
ISBN: 978-3-945034-56-9
19,95 Euro

Sachbuch: Natasha A. Kelly – "Schwarzer Feminismus"

"Bin ich etwa keine Frau?" fragt die Frauenrechtlerin Sojourner Truth 1851 bei einer Rede auf einem Kongress für Frauenrechte in Ohio. Mit dieser kurzen Rede Truths beginnt der Sammelband "Schwarzer Feminismus – Grundlagentexte", den die Kommunikationswissenschaftlerin, Soziologin und Autorin Natasha A. Kelly herausgegeben hat. Nicht ohne Grund: Denn in ihrer Rede zeigt Truth, die in die Sklaverei hineingeboren wurde, wie sie als Schwarze Frau aus damaligem feministischen Denken ausgeschlossen wird, eben weil sie Schwarz ist. Truth spricht damals etwas an, was ein Jahrhundert später die US-amerikanische Juristin Kimberlé Crenshaw, deren Text ebenfalls im Sammelband veröffentlicht ist, als Konzept der "Intersektionalität" festhält und erläutert.

Das Buch "Schwarzer Feminismus" von Natasha A. Kelly neben Weihnachtsdeko und einer Lichterkette.
In ihrem Buch "Schwarzer Feminismus" vereint Herausgebrin Natasha A. Kelly bedeutende Texte der Schwarzen feministischen Bewegung, die teilweise erstmals ins Deutsche übersetzt wurden. Bildrechte: MDR/Ann-Kathrin Canjé

Auch die weiteren Texte von Angela Davis, The Combahee River Collective, bell hooks, Audre Lorde, Barbara Smith und Patricia Hill Collins greifen ineinander und bieten wichtige Perspektiven Schwarzer Denker*innen. Der Sammelband eignet sich für alle, die verstehen wollen, was intersektionaler Feminismus bedeutet, wie er gelebt werden kann und für Menschen, die Schwarze feministische Stimmen lesen möchten.

Das Buch eignet sich für Feminismus-Einsteigerinnen und Fortgeschrittene.

Angaben zum Buch Natasha A. Kelly (Hg.): "Schwarzer Feminismus"
Unrast Verlag
232 Seiten
ISBN: 978-3-89771-317-8
16 Euro

Sachbuch: Sibel Schick – "Weißen Feminismus canceln"

Für alle, die sich schon länger mit feministischen Themen auseinandersetzen, kommt Sibel Schicks Buch "Weißen Feminismus canceln – Warum unser Feminismus feministischer werden muss" genau richtig. Mit sehr genauem, analytischen Blick geht die Leipziger Autorin auf gesellschaftliche Probleme unserer Zeit ein, die uns von einer gleichberechtigten Gesellschaft noch lange entfernt halten. In ihrem Text kritisiert Schick etwa den Feminismus von Frauen wie Alice Schwarzer und Sophie Passmann oder Organisationen wie "Terre de Femmes", die in den letzten Jahren und Jahrzehnten mit rassistischen Positionen oder fragwürdigen Statements aufgefallen sind.

Das Buch "Weißen Feminismus canceln" steht neben einer Lichterkette und Weihnachtsdeko auf einem Regal.
Das Buch der Leipziger Autorin Sibel Schick ist ein schönes Geschenk für alle, die sich für aktuelle feministische Debatten interessieren. Bildrechte: MDR/Ann-Kathrin Canjé

Anhand dieser Beispiele zeigt sie, was weißer Feminismus für sie bedeutet und wie schädlich die Äußerungen und Handlungen weißer Feministinnen sein können. Für Schick sind das eben jene Frauen, die cisgeschlechtlich, akademisiert, nicht-behindert und weiß sind, die sogenannte "Norm-Frau" die als Diskriminierungsform "nur" von Sexismus betroffen ist. Schicks Buch eignet sich für Menschen, die schon immer mal Begriffe wie TERF verstehen wollten, und auch jene, die nicht einordnen können, was weißer Feminismus denn eigentlich sein soll und warum er in Schicks Augen gecancelt gehört.

Das Buch eignet sich für Feminismus-Einsteigerinnen und Fortgeschrittene.

Angaben zum Buch Sibel Schick: "Weißen Feminismus canceln"
S. Fischer Verlag
256 Seiten
978-3-10-397549-9
25 Euro

Essay: Heide Lutosch – "Kinderhaben"

Ein Hinweis vorweg: Wer "Kinderhaben" zum ersten Mal durchliest und vorher überlegt hat, Kinder zu bekommen, hat danach vielleicht erstmal nicht mehr so viel Lust. Doch es lohnt sich, denn: Der Band bietet einen schonungslosen Reality-Check. Darin stellt sich die Leipziger Autorin Heide Lutosch feministischen Fragen rund um Elternschaft und feministische Mutterschaft. Sie erzählt, wie schlecht es ihr manchmal mit den Kindern geht. Wie sie, trotz fairer Aufgabenverteilung, an ihre Grenzen kommt und das als Auswirkung der patriarchalen Konstruktion unserer Gesellschaft sieht.

Wo die Gesellschaft sie als Mutter doch eigentlich glücklich und zufrieden sehen will, ist die Autorin es einfach nicht. Ständig findet sie sich im Zwiespalt zwischen "Bloß keine Hausfrau sein" und dennoch nicht im Müll ersticken wollen wieder. Sie arbeitet außerdem die Machtverhältnisse und Unterschiede zwischen Cis-Paaren in der Elternschaft heraus. Das zeigt auch das großartige Kapitel "Das bisschen Haushalt", in dem die Autorin herausarbeitet, dass es verschiedene Wege gibt, ein Fenster zu putzen oder Kinderklamotten auszumisten und dass dieses System, auch bei noch so viel Bemühen für Gleichberechtigung, irgendwann dazu führen kann, in alte Rollenmuster zu verfallen.

Das Buch "Kinderhaben" steht neben Weihnachtsdeko auf einem Schrank.
Das Buch "Kinderhaben" der Leipziger Autorin Heide Lutosch eignet sich als Geschenk für Eltern oder die, die es werden wollen. Bildrechte: MDR/Ann-Kathrin Canjé

Das klingt alles erstmal sehr negativ, dabei denkt Lutosch in ihrem Essay auch über Möglichkeiten nach, wie es anders laufen könnte und macht deutlich, dass sie keine "Regretting Mother" sei. "Kinderhaben" eignet sich für alle, die Kinder bekommen möchten oder eben nicht. Am Ende gibt Lutosch den Lesenden eine Liste an die Hand, die gefährlich ehrlich ist. Darauf stehen Dinge, die sie gerne vor dem Kinderkriegen gewusst hätte – allein für diese Liste eignet sich der kleine Essayband als Geschenk.

Das Buch eignet sich für alle, die sich für Feminismus interessieren.

Angaben zum Buch Heide Lutosch: "Kinderhaben"
Matthes & Seitz Berlin
103 Seiten
978-3-7518-0569-8
12 Euro

Sachbuch: Svenja Gräfen – "Radikale Selbstfürsorge - jetzt!"

In ihrem Buch "Radikale Selbstfürsorge jetzt – eine feministische Perspektive", begleitet die in Leipzig lebende Autor*in Svenja Gräfen die Lesenden dabei, ihren eigenen Gefühlen mit mehr Wertschätzung zu entgegenen und die eigenen Bedürfnisse ernster zu nehmen. Anhand Gräfens persönlicher Erfahrungen wird zugänglich gemacht, warum es im Alltag auch Pausen braucht, warum die Selbstfürsorge-Industrie nicht immer das Mittel zum Zweck ist und wie der Begriff "Selbstfürsorge" ganz grundsätzlich neu verstanden werden kann. Gefühle anerkennen und ihnen Raum geben, sie zuzulassen, in einer Welt, in der das eigentlich nicht vorgesehen sei – das ist der Autor*in wichtig. Für Gräfen ist diese Praxis dann: "nicht nur ein rebellischer Akt, sondern letzlich antikapitalistische und feministische Praxis."

Das Buch "Radikale Selbstfürsorge" neben Weihnachtsdeko.
Gerade zu Weihnachten ist das Buch über "Radikale Selbstfürsorge" ein ideales Geschenk. Bildrechte: MDR/Ann-Kathrin Canjé

Svenja Gräfens Sachbuch eignet sich erstens für Menschen, die sich oft keine Pausen gönnen und Weihnachten ganz erschöpft am Festtagstisch sitzen, weil sie noch am 24. die letzte Arbeitsaufgabe finalisiert haben. Zweitens für Feminist*innen, deren Rückenhaare sich beim Wort "Selbstfürsorge" aufstellen, die aber eigentlich dringend mal eine Pause bräuchten und drittens für Menschen, die Illustrationen lieben, weil das Buch eben solche der Leipziger Illustratorin "Slinga" enthält.

Das Buch eignet sich für Feminismus-Einsteigerinnen und Fortgeschrittene.

Angaben zum Buch Svenja Gräfen: "Radikale Selbstfürsorge – jetzt! Eine feministische Perspektive"
eden books
200 Seiten
978-3-95910-332-9
15,50 Euro

Autobiografie: Britney Spears – "The Woman in Me"

Zugegeben: Britney Spears Memoir "The Woman in Me" ist kein literarisches Meisterwerk, aber ein authentisches. Zum ersten Mal, seitdem die Vormundschaft durch ihren Vater beendet ist, spricht Britney Spears nicht mehr nur auf Instagram, sondern jetzt erstmals in ihrem Buch. Darin berichtet sie von ihrem Leben, ihrer Karriere und wie es überhaupt dazu kam, dass andere Menschen für 13 Jahre über ihr Leben bestimmen konnten, ohne dass die Popikone etwas dagegen tun konnte. Dabei dreht sich das spannendste Geheimnis, das sie lüftet, wohl um ihre Beziehung zu Justin Timberlake und wie mies er sie behandelt haben soll. Was die meisten wohl nicht überraschen dürfte: welchem Sexismus und Bodyshaming Spears schon seit ihrer Jugend ausgesetzt war.

Das Buch "The Woman in Me" von Britney Spears neben Weihnachtsdeko.
Britney Spears gilt für viele als feministische Ikone. Nicht nur für Fans ist ihre Autobiografie ein schönes Weihnachtsgeschenk. Bildrechte: MDR/Ann-Kathrin Canjé

Anhand ihres Beispiels, auch wenn es ein prominentes ist, lässt sich schablonenhaft erkennen, wie es in den letzten Jahren um die Rolle der Frau in der Gesellschaft bestellt war und ist. Spears, die letztlich versuchte, aus dem Bild des braven Popmädchens auszubrechen, wurde immer nur mit neuen Schlagzeilen und Papparazzi-Fotos bestraft. Dabei hat sie sich versucht, zu wehren, wie zwischen den Zeilen ihrer Memoiren zu lesen ist. Etwa, in dem sie sich die Haare abrasierte, während die ganze Welt dabei zusah. Aber das System, das sie im Griff hatte, war zu stark. Das Buch eignet sich nicht nur für Britney-Fans der ersten Stunde, sondern alle, die in Spears' Aufbegehren der letzten Jahre und der Inszenierung ihres Körpers auf Social Media ein feministisches Vorbild sehen.

Das Buch eignet sich für alle, die sich für Feminismus interessieren.

Angaben zum Buch Britney Spears: "The Woman in Me - Meine Geschichte"
Übersetzt von Karsten Petersen, Karlheinz Dürr, Astrid Gravert, Sylvia Bieker, Anke Wagner-Wolff
Penguin Verlag
200 Seiten
978-3-328-60297-2
25 Euro

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Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 17. Januar 2023 | 17:10 Uhr

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