Montag, 26.10.2020: Fliegen auf Sicht
Wenn ein Flugzeug ohne Radar unterwegs ist, dann ist das heikel. Mal klare Sicht, mal Nebelbänke oder dichte Wolken. Alles kommt auf die kurzfristige und richtige Entscheidung des Piloten an, und das in jedem Moment. Wir fliegen auf Sicht, heißt es in diesen Tagen oft.
Niemand kann so genau sagen, wie sich die Pandemie weiter entwickelt. Wie gefährlich sie wirklich ist. Wie sie sich auswirken wird, wenn noch mehr Menschen davon betroffen sind. Infektionszahlen geben Auskunft. Hochrechnungen sind möglich und künftige Szenarien können geplant werden. Aber insgesamt kann immer nur von Tag zu Tag neu entschieden werden, je nach aktueller Situation. Es ist Aufgabe von Politik und Medizin, Entscheidungen zu treffen, es ist aber auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, sich nicht spalten zu lassen und auf einem Sinn zu bleiben bei allem Widerstreit der Einschätzungen und Meinungen. Niemand hat klare Sicht bis zum Horizont.
Das Bibelwort für diese Woche klingt wie ein Rezept:
"Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich: Gottes Wort halten, Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott."
Der Satz ist nicht die Lösung für alle Probleme, ist aber ein Leitsatz für das Fliegen auf Sicht. Gottes Wort halten: Die 10 Gebote als pauschale Leitsätze sind weitgehend anerkannt. Mögen wir ihnen auch nicht immer gerecht werden, schaffen sie doch eine Grundlage zur Verständigung darüber, was in der konkreten Situation gut oder schlecht ist. Nicht töten. Nicht lügen. Nicht auf Kosten anderer leben. An der Seite der Alten bleiben; um nur einige zu nennen.
Liebe üben: Die besten Regeln nutzen nichts, wenn sie nicht mit Liebe gefüllt werden. Nicht Verurteilung des anderen hilft weiter, sondern die Frage, was braucht mein Nächster am meisten. Praktische Hilfe, Zuspruch, Stärkung, Trost. Auch der vermeintlich Starke. Und demütig sein vor deinem Gott. Beim Fliegen auf Sicht wird man demütig. Nicht alles überblicken wir. Gottvertrauen, Grundvertrauen ins Leben. Wissen, dass man selbst die Welt nicht retten kann, nur das Beste tun, was in der eigenen Macht steht.
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