#blickzurück: Kalenderblatt der GeschichteDas geschah am 7. November
Inhalt des Artikels:
- 1957: Automobilwerke Zwickau starten "Trabi"-Produktion
- 1992: Politiker Alexander Dubček gestorben
- 1997: Flusslandschaft der Elbe wird als Biosphärenreservat anerkannt
- 2002: Leipziger besteigen nepalesischen Berg Num Ri
- 2020: Ausschreitungen bei "Querdenken"-Demo in Leipzig
- 2016: Anklage gegen "Gruppe Freital"
- 1989: Stefan Heym liest erstmals nach Verbot
1957: Automobilwerke Zwickau starten "Trabi"-Produktion
Am 7. November 1957 beginnt im VEB Automobilwerk Zwickau die serielle Herstellung des Kleinwagens P50, der unter dem Namen Trabant oder kurz "Trabi" verkauft wird. Von Beginn an beträgt die Höchstgeschwindigkeit pro Stunde 90 km. Doch der Trabant ("Begleiter") wird Jahr für Jahr weiterentwickelt; so werden später z.B. auch Kombis oder Lieferwagen produziert. Ab den 1970er-Jahren stagnieren die Neuerungen jedoch, da die SED-Führung Investitionen in die Automobilindustrie – im Gegensatz zur Chemie- und Schwerindustrie – nicht favorisiert. Die Weiterentwicklung zum umweltfreundlicheren Vier- statt Zweitaktmotor kommt zu spät, sodass sich nach der Wiedervereinigung kaum noch Abnehmer für den neueren Trabant finden. Am 30. April 1991 geht schließlich die Ära zu Ende – der letzte "Trabi" läuft in Zwickau vom Band.
1992: Politiker Alexander Dubček gestorben
Am 7. November 1992 stirbt der tschechoslowakische Politiker Alexander Dubček an den Folgen eines Autounfalls. Von 1968 bis 1969 ist Dubček als Erster Sekretär der kommunistischen Partei Staatsoberhaupt der Tschechoslowakei. Der Politiker propagiert einen "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" und führt weitreichende demokratische Reformen ein: So veranlasst er die Aufhebung der Pressezensur und ermöglicht die Rede-, Versammlungs- und Reisefreiheit. Dies sichert Dubček den Rückhalt in der Zivilbevölkerung – schnell gilt er als Hoffnungsträger auf einen neueren, gerechteren Sozialismus und wird so zur Leitfigur des "Prager Frühlings". Doch die Stimmung des Auf- und Umbruchs hält nicht lange an. Am 20. August 1968 marschieren Armeen der Sowjetunion, Polens, Ungarns und Bulgariens in die Tschechoslowakei ein. Dubček wird daraufhin seines Amtes enthoben und aus der Partei ausgeschlossen. 20 Jahre lang verschwindet er von der politischen Bühne, bis er 1989 in Folge der "Samtenen Revolution" zum Präsidenten der tschechoslowakischen Föderalversammlung gewählt wird. Im September 1992 kommt sein Dienstwagen von der Fahrbahn ab. Dubček erleidet schwere Verletzungen, denen er fünf Wochen später erliegt. Er stirbt mit 71 Jahren.
1997: Flusslandschaft der Elbe wird als Biosphärenreservat anerkannt
Am 7. November 1997 erkennt die UNESCO die Flusslandschaft der Elbe als Biosphärenreservat an. Ab sofort steht das knapp 400 Flusskilometer lange Gebiet, das sich über die Bundesländer Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein erstreckt, unter besonderem Schutz. Durch diese Maßnahme sollen die Lebensräume zahlreicher Tiere und Pflanzen erhalten werden, die in den Vorjahren zugunsten der Schifffahrt vernachlässigt wurden. So gibt es unmittelbar nach der Wiedervereinigung noch Pläne, die Elbe durch den Bau mehrerer Staustufen ganzjährig schiffbar zu machen. Aus Gründen des Umweltschutzes werden diese jedoch verworfen – mit Erfolg: So ist etwa der Biber, der vor Jahrzehnten fast ausgestorben war, entlang der Elbe inzwischen nun wieder heimisch.
2002: Leipziger besteigen nepalesischen Berg Num Ri
Am 7. November 2002 gelingt einem mitteldeutschen Expeditionsteam die Erstbesteigung des Berges Num Ri im Himalaya-Gebirge. Der Aufstieg auf den über 6.000 Meter hohen Gipfel dauert mehr als zwei Wochen und ist technisch sehr anspruchsvoll. Die Teilnehmenden kommen aus Leipzig, Altenburg und Halle und kennen sich teilweise von früheren Expeditionen. Seit 2002 ist der Num Ri nicht noch einmal bestiegen worden.
2020: Ausschreitungen bei "Querdenken"-Demo in Leipzig
Am 7. November 2020 kommt es bei einer "Querdenken"-Demonstration in Leipzig zu gewalttätigen Ausschreitungen. Etwa 20.000 Menschen protestieren gegen die Corona-Maßnahmen. Kaum jemand hält sich an die Schutzmaßnahmen wie Mindestabstand oder das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes - mitten in der Pandemie. Als die Versammlung daraufhin aufgelöst wird, eskaliert die Situation. Es kommt es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Böller und Raketen werden gezündet, am Hauptbahnhof gibt es Schlägereien. Journalisten und Einsatzkräfte werden angegriffen. Die Demonstranten erzwingen schließlich einen Marsch über den Innenstadtring nach dem Vorbild der Friedlichen Revolution von 1989.
2016: Anklage gegen "Gruppe Freital"
Am 7. November 2016 erhebt die Generalbundesanwalt Anklage gegen die rechtsextreme "Gruppe Freital". 2015 beging diese über Monate hinweg Anschläge auf Asylbewerberunterkünfte und politisch Andersdenkende in Freital und in Dresden. Acht Mitglieder der Gruppe, sieben Männer und eine Frau, werden 2018 wegen Gründung einer terroristischen Vereinigung, versuchten Mordes, gefährlicher Körperverletzung sowie des Herbeiführens von Sprengstoffexplosionen verurteilt. Sie erhalten Haftstrafen zwischen vier und zehn Jahren. Vorausgegangen war ein einjähriger Prozess mit mehr als 70 Verhandlungstagen.
Knapp drei Jahre nach den Rädelsführern und ersten Mitgliedern der rechtsextremen "Gruppe Freital", werden im Frühjahr 2021 drei weitere Akteure wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung zu Freiheitsstrafen verurteilt. In zwei Fällen setzt der Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts Dresden diese zur Bewährung aus.
1989: Stefan Heym liest erstmals nach Verbot
Am 7. November 1989 tritt einer der bekanntesten DDR-Schriftsteller, Stefan Heym, zum ersten Mal wieder im DDR-Fernsehen auf - fast 25 Jahre nach seinem Veröffentlichungsverbot. Er liest zwei seiner "Märchen für kluge Kinder".
Heym wird 1913 in Chemnitz als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren, sein Name lautet damals noch Helmut Flieg. Um seine Familie zu schützen, legt sich der Schriftsteller zu Beginn seiner Karriere das Pseudonym Stefan Heym zu. 1933 emigriert er zunächst in die Tschechoslowakei und zwei Jahre später in die USA. Ab 1953 lebt Heym als freier Schriftsteller in Ost-Berlin, wo er aufgrund seiner kapitalismuskritischen Haltung einige Privilegien genießt. Im Laufe der Jahre gerät Heym jedoch immer wieder in Konflikt mit der SED, sodass er Tag und Nacht von der Stasi bespitzelt wird. In den 80er-Jahren engagiert er sich zunehmend in der Bürgerrechtsbewegung der DDR. Eine unerlaubte Veröffentlichung in der Bundesrepublik bringt ihm das erste Verbot durch das Ministerium für Kultur der DDR ein, 1979 folgt dann die zweite Verurteilung aus dem gleichem Grund. In Westdeutschland ist er zu dieser Zeit der meistgelesene Autor der DDR. Heym wird daraufhin aus dem Schriftstellerverband der DDR ausgeschlossen und erst 1989 rehabilitiert.
Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 31. August 2022 | 19:00 Uhr