So finden Sie es herausLohnt sich ein Brunnen in meinem Garten?
Die trockenen Sommer der vergangenen Jahre haben Gartenbesitzer mit Schlauch und Gießkanne auf Trab gehalten. Könnte ein Brunnen die Lösung sein? Ob Wasser zum Gießen oder kühles Nass für Pool und Gartendusche - warum nicht das Grundwasser anzapfen? Wir erklären, wann sich ein Brunnen lohnt.
- Ein Brunnen kostet viel Geld. Deshalb erst prüfen: Lohnt sich das?
- Der Bau eines Brunnens muss bei der unteren Wasserbehörde angezeigt werden. Die Entnahme von Wasser ist limitiert.
- Ein Brunnenbau ist aufwändig. Der Garten verwandelt sich vorübergehend in eine Großbaustelle.
Pflanzen, die Trockenheit vertragen, sind eine Lösung für immer heißere Sommer. Eine andere Möglichkeit ist ein eigener Zugang zum Grundwasser: Auf immer mehr privaten Grundstücken werden Brunnen gebohrt, wie Brunnenbaufirmen berichten.
Ein Brunnen im Garten ist erst einmal kostspielig: Jeder gebohrte Meter kostet Geld. Zwischen 3.000 und 6.000 Euro müssen fürs Anlegen eines Gartenbrunnens eingeplant werden. Dazu kommen noch die laufenden Kosten für den Betrieb der elektrischen Pumpe. "Ob sich das wirklich lohnt, sollte sich jeder genau durchrechnen", sagt Brunnenmeister Matthias Schreier. Mit seinem Sohn Sebastian betreibt er das Handwerk seit Jahrzehnten. Er vergleicht das Geschäft mit Weihnachten: "Kurz vorm Fest stürmen alle los und holen sich die Weihnachtsbäume. Wenn es schönes, warmes Wetter ist und alles vertrocknet, rufen alle an und wollen Brunnen". Die Auftragsbücher der Springbrunnenfirma in Nermsdorf im Weimarer Land seien voll. Die Firma bohrt Brunnen mit Firmenpartnern in Thüringen, aber auch in angrenzenden Bundesländern.
Brunnen lohnen sich für große Gärten mit viel Obst und Gemüse
Oft sei es günstiger, vor allem bei kleinen Gärten mit Trinkwasser zu gießen, sagt Schreier. Dazu könne ein Gartenwasserzähler eingebaut werden, mit dem der Kunde keine Gebühren für Abwasser bezahlen muss. Ein Gartenbrunnen lohnt sich nach Schreiers Erfahrung erst bei Gärten ab einer Größe von 2.000 Quadratmetern. Und dann sei ein Brunnen auch nur sinnvoll, wenn viel Obst und Gemüse bewässert werden muss. Nach Angaben der Bundesfachgruppe Brunnenbau rechnet sich ein Gartenbrunnen, wenn er die Baukosten binnen fünf Jahren wieder hereingeholt hat. Jeder Bauherr sollte also die erwartete Ersparnis mal fünf nehmen und den Brunnenbaukosten gegenüberstellen.
Bohr-Pläne müssen bei Wasserbehörde angezeigt werden
Brunnenbauexperten gehen nach folgender Faustregel vor: Das Anlegen eines Brunnens in einem durchschnittlich großen Hausgarten lohne sich nur, wenn der Grundwasserspiegel dort höchstens sechs Meter unter der Oberfläche liegt. Sei das Grundstück dagegen sehr groß, dürfe er auch tiefer liegen. Über den Stand des Grundwasserspiegels kann sich jeder Gartenbesitzer bei der zuständigen Wasserbehörde, dem Wasserversorger oder bei einem ortsansässigen Brunnenbauer informieren. Oft reicht es auch, Nachbarn zu fragen, die vielleicht schon einen Brunnen gebaut haben.
Wer sich fürs Brunnen-Bohren entscheidet, muss das bei der Unteren Wasserbehörde, also bei der Stadt oder dem Landratsamt, anzeigen. Andernfalls drohen Bußgelder von bis zu 50.000 Euro. Ein nicht angemeldeter Gartenbrunnen zur Bewässerung gilt als Ordnungswidrigkeit. Die Wasserbehörde setzt auch das Limit der jährlichen Wasserentnahme fest.
Brunnen-Bohren macht Großbaustelle nötig
Rückt die Brunnenbaufirma dann an, wird's eine Großbaustelle. "Wir brauchen Baufreiheit", sagt Matthias Schreier, "vor allem nach oben". Er werde immer wieder gefragt, ob Brunnen in Garagen oder unter Carports gebohrt werden könnten. "Nein, das geht nicht", stellt der Brunnenmeister klar.
Das Brunnen-Bohrgerät hat einen Bohrmast, der zehn Meter in die Höhe ragt. Der Fachbetrieb bohrt bis zur wasserführenden Schicht des Grundwassers. Im Grundwasser bleibt ein gelochtes beziehungsweise geschlitztes Brunnenfilterrohr. Dieses wird mit Filterkies umgeben. Daran schließt sich ein Rohr bis zur Erdoberfläche an, durch welches das Wasser per Pumpe gefördert wird. Dieses vollwandige Rohr wird zum Bohrloch mit einer Tonsperre verschlossen. Ein solcher Brunnen liefert eine brauchbare Wassermenge, die auch den WC-Betrieb im Garten zulässt. Ein guter Brunnen bringe einen bis vier Kubikmeter pro Stunde, sagen die Schreiers. Wenn es weniger ist, lohne es sich, eine Zisterne oder einen Vorratsbehälter anzuschließen. "Wer aber nur einmal alle paar Jahre seinen Pool füllen oder einen Ziergarten gießen will, für den rechnet sich der Aufwand nicht", sagen die Schreiers übereinstimmend.
Von wegen Romantik: Gullideckel verschließt oft das Brunnenloch
Der Gartenbrunnen ist dann aber noch lange kein romantischer Schachtbrunnen mit Froschkönig am Brunnenrand. Das Loch wird ganz unromantisch meist mit einem Gullideckel verschlossen. "Da müssten sie eine Schild dran hängen, das hier ist mein Brunnen, damit ihn jemand erkennt", scherzt Sebastian Schreier. Ein historischer Schachtbrunnen werde heute nicht mehr gebaut. Die wurden damals mühsam per Hand über Jahre hinweg ausgeschachtet, wie die Schreiers erzählen. Der Märchenbrunnen ist als Modell für neu angelegte Brunnen ausgestorben. Es besteht jedoch die Möglichkeit - bei fehlendem Stromanschluss - anstatt einer elektrischen Tauchpumpe eine nostalgische oder moderne Schwengelpumpe direkt über dem Bohrloch zu installieren.
Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 05. Juni 2022 | 08:30 Uhr