Klimawandel im GartenTrockenheit: Hacken, mulchen und Wasser auffangen
Trockenheit im Garten ist ein Problem. Hacken, mulchen und Wasser sparen helfen bei Dürre. Wir haben Experten gefragt, worauf sich Gärtner wegen des Klimawandels einstellen müssen und wie sie dafür sorgen können, dass das Wasser den Pflanzen auch wirklich zur Verfügung steht.
Inhalt des Artikels:
"Es müsste mal regnen!" Besorgt blicken Gärtner zum Himmel, prüfen die Wetter-App und hoffen auf Wolken, die endlich den ersehnten Regen bringen.
Viel zu trocken waren die vergangenen Monate. Die Böden sind ausgetrocknet, Bäume dürsten, Tümpel und Wasserläufe führen wenig Wasser. Mancherorts ist es verboten, Wasser aus öffentlichen Gewässern zu entnehmen. In Zukunft wird dies wohl kein Ausnahmezustand mehr sein. Statistiker prophezeien, dass wir in Mitteldeutschland mit weniger Wasser auskommen müssen.
So beeinflusst die Trockenheit die Arbeit der Gärtner
Eine bundesweite Umfrage im Auftrag des MDR Garten aus dem Jahr 2020 hat ergeben, dass viele der Befragten in der Zukunft mit Wasserproblemen rechnen. In der Zwischenzeit dürften die Zahlen wohl noch gestiegen sein.
Wir fragten: "Wie stark beeinflusst der Klimawandel jetzt schon, wie sie ihren Garten pflegen oder welche Pflanzen sie anbauen?" Während 42 Prozent sich kaum um solche Themen kümmerten, dazu jeder Zehnte unentschieden war, antwortete immerhin ein gutes Drittel der Befragten, dass sich bei ihnen Anbau und Pflege des Gartens verändert haben.
Informationen zur Umfrage
Die genaue Umfrage lautete: "Wie stark beeinflusst der Klimawandel jetzt schon, wie Sie Ihren Garten pflegen oder welche Pflanzen Sie zuhause anbauen?" mit den Antwortmöglichkeiten "Sehr stark", "Eher stark", "Unentschieden", "Weniger stark", "Gar nicht" und "Habe keine Pflanzen".
Das Meinungsforschungsinstitut Civey berücksichtigte für das Gesamtergebnis die Antworten von 5.001 Befragten aus dem gesamten Bundesgebiet ab 18 Jahren. Der Statistische Fehler lag bei 2,5 Prozent. Damit ist die maximale Abweichung der Ergebnisse, die man mithilfe der Stichprobe erzielt hat, von den realen Werten in der Grundgesamtheit gemeint. Der Befragungszeitraum war vom 21. April 2020 bis zum 22. April 2020.
Mit dem Anbau ist es kompliziert. Während Staudengärtner auf Pflanzen ausweichen können, die mit Wärme und wenig Wasser auskommen, haben es Gemüsegärtner viel schwerer. Denn Gemüse braucht immer Wasser. Trotzdem können auch Gemüsegärtner so einiges tun, um ihre Pflanzen mit ausreichend Flüssigkeit zu versorgen.
Wasser mit Regentonnen und Zisternen auffangen
Regentonnen gehören in jeden Garten und an jedes Haus. Sie lassen sich leicht mit einem Zwischenstück direkt an die Regenrinne anschließen, laufen voll, aber nicht über. Im Garten lohnt sich das Aufstellen auch an kleinen Lauben, selbst auf kleinen Dachflächen kommt einiges zusammen.
Manche wünschen sich eine Zisterne, andere fluchen, weil sie auf dem neu gekauften Grundstück verpflichtet sind eine einzubauen. Die Kosten für Strom wären höher als fürs Wasser, heißt es. Trotzdem ist eine Zisterne eine gute Idee. Wenn Trinkwasser knapp wird, kann Gießen verboten werden. In Mitteldeutschland ist es zur Zeit in einigen Kreisen verboten, Wasser aus Seen und Flüssen zu nehmen. Zudem müssen Wassertanks im Boden im Herbst nicht geleert werden. Sie können auch im Winter Wasser auffangen und sind dann im Frühling gefüllt.
Wasser im Haushalt auffangen
Auch im Haushalt fließen viele, viele Liter einfach so weg. Wer einen Eimer in die Dusche stellt, bis das Wasser warm geworden ist, oder in der Küche mit einem Topf Wasser auffängt, wenn Gemüse abgewaschen oder die Kaffeetasse ausgespült wird, gewinnt schnell genug Wasser, um Pflanzen auf Balkon, Terrasse oder im Vorgarten zu versorgen.
Den Boden pflegen: Hacken und mulchen
Hacke und Gießkanne sind in trockenen Zeiten die besten Freunde des Gärtners. Denn einfach nur zu gießen, reicht nicht aus. Die oberste Bodenschicht sollte zusätzlich gelockert werden.
Auf die Oberfläche des Bodens strahlt die Sonne und lässt Wasser verdunsten, Wind bläst Feuchtigkeit davon. Dabei werden nicht nur die Oberfläche, sondern auch die tieferen Schichten des Bodens ausgetrocknet. Denn im Boden bilden sich Poren, feine Kapillaren, in denen das Wasser nach oben steigt und dort verdunsten. Wird die oberste Bodenschicht gehackt, sind die Kapillare unterbrochen und das dringend benötigte Wasser bleibt im Boden.
Aber Achtung! Hacken Sie nicht zu tief. Alles, was gelockert ist, stoppt zwar den Wasserverlust aus tieferen Schichten, trocknet aber selbst in kürzester Zeit aus. "Hacken Sie möglichst flach. So kann Regenwasser eindringen und der Boden ist vor Verdunstung geschützt", erklärt die Referentin für Pflanzenbau und ökologischen Landbau beim Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und ländlichen Raum, Steffi Knoblauch. Gleichzeitig könne nur eine wirklich dünne obere Schicht austrocknen.
Hacken Sie möglichst flach. So kann Regenwasser eindringen und der Boden ist vor Verdunstung geschützt. Gleichzeitig kann nur eine wirklich dünne obere Schicht austrocknen.
Steffi Knoblauch, Referentin für Pflanzenbau und ökologischen Landbau beim Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und ländlichen Raum
Mulchen schützt den Boden zusätzlich vor Austrocknung. Tragen Sie Rasenschnitt nicht zur Biotonne oder auf den Kompost! Verteilen Sie ihn zwischen ihren Gemüsepflanzen. Es sind wertvolle Nährstoffe, die direkt verwertet werden können, die Feuchtigkeit kommt dem Boden zugute. Häufen Sie den Mulch etwa fünf bis zehn Zentimeter hoch.
Pflanzen richtig gießen
Wird gegossen, muss es die richtige Menge sein. Wie groß die ist - dafür gibt es keine pauschale Antwort. "Mal schnell mit der Gießkanne drüber gehen, hilft nicht", sagt Gärtner Martin Krumbein aus Erfurt. Dieses Wasser dringt nicht tief in den Boden und verdunstet schnell. Die Pflanzen sind an die schnelle Wassergabe gewöhnt und damit verwöhnt. Die Wurzeln müssen sich gar nicht erst anstrengen in die Tiefe zu wachsen, um von dort das Wasser zu holen. Deshalb ist es besser, nur alle paar Tage und dann richtig zu gießen.
Die genaue Menge hängt von der Lage des Gartens, dem Boden, der Pflanzensorte und -größe, den Temperaturen und dem Wind ab. Faustregel: Auf sandigem Boden muss häufiger gegossen werden als auf lehmigem. Die Oberfläche muss speziell bei schwerem Boden gelockert werden, damit das Gießwasser überhaupt eindringen kann. Je größer die Pflanze ist, desto mehr Wasser braucht sie. Eine Zucchini verbraucht in der Wachstumsphase ein bis zwei Liter am Tag, später können es auch vier werden. Das bedeutet, alle zwei Tage muss eine ganze Gießkanne voll Wasser an die Pflanze gegossen werden.
Ob zum Gießen Gießkanne, Schlauch oder Bewässerungssysteme genutzt werden, ist Geschmacksache. Aber frische Beete sollten eher mit feiner Brause gegossen werden, so dass das Wasser wirklich zu den Saaten und Pflänzchen gelangt und nichts kaputt geht. Später muss ordentlich gegossen werden. Am besten direkt in einem Kreis um die Wurzel. Blätter sollten möglichst trocken bleiben. Sind sie feucht, steigt die Gefahr, dass die Pflanzen Blattkrankheiten bekommen oder in der Sonne verbrennen.
Säen statt pflanzen bringt robustere Pflanzen
In Gärten stammen Gemüse- und Salatpflanzen oft aus einer Gärtnerei. Sie sind im Gewächshaus aufgewachsen, wurden regelmäßig gegossen und sind verwöhnte Pflänzchen, die mit einer neuen, trockenen Umgebung ihre Schwierigkeiten haben. Wer Gemüse direkt ins Beet aussät, bekommt Pflanzen mit einem besseren Wurzelsystem. Sie wachsen langsamer, kommen aber besser in ihrer Umgebung zurecht. Bei der Aussaat ist es besonders gut, die noch vorhandene Nässe im Boden zu nutzen. Dafür müssen die Samen nicht nur in die Furche gelegt, sondern fest angedrückt und zügig mit feinkrümeligem Boden bedeckt werden, rät Steffi Knoblauch.
Wer kein Wasser im Garten hat, sollte am Tag vor einem Regen pflanzen und aussäen.
Martin Krumbein, Gemüseexperte
Quelle: MDR Garten
Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 31. Mai 2022 | 12:00 Uhr