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Jeder Gärtner freut sich über ein Gemüsebeet. In kleinen Gärten eignen sich Hochbeete. Bildrechte: Becker Joest Volk Verlag

Den Garten gestaltenSo werden kleine Gärten ganz groß

14. Juli 2023, 07:46 Uhr

Mit kleinen Tricks und Gestaltungselementen kann man auch kleine Gärten optisch viel größer wirken lassen. Sitzgruppen, blühende Sträucher und Hecken, eine Schaukel oder ein Spielhaus lenken den Blick des Betrachters. Auch ein handtuchgroßer Garten kann durch die Gestaltung verschiedener Gartenräume viel größer wirken. Die Architektin Tanja Minardo verrät uns ihre Tricks bei der Gartengestaltung.

Mut ist gefragt bei der Gartengestaltung, sagt die Garten- und Landschaftsarchitektin Tanja Minardo. Viele Gärtner bleiben zu sehr an der Grenze und trauen sich nicht, den Garten in die Fläche hinein zu bepflanzen oder mit Gartenelementen zu gestalten. Jeder, der den Garten betritt, sieht aber dann sofort, dass der Garten sehr klein oder sehr schmal und lang ist. Der Betrachter hat alles im Blick und wird durch nichts abgelenkt. Deshalb ist es gerade in kleinen Gärten wichtig, Räume zu gestalten, Beete in den Garten einzuarbeiten und damit die Blicke zu lenken.

Ein Garten wird dann spannend, wenn man ihn erkunden muss.

Tanja Minardo, Garten- und Landschaftsarchitektin

Eine Sitzecke, eine Dreiergruppe Strauchrosen, die den Blick ans Ende des Gartens unterbricht, schaffen diese Räume.

Architektin Tanja Minardo hat viele Tipps parat, Gärten zu gestalten. Bildrechte: Daniela Dufft

Viele Gärtner haben Angst, von der kleinen Fläche noch etwas wegzunehmen, und bleiben mit den Pflanzen möglichst nah an der Grenze. In einer Wohnung ist es klar, dass es verschiedene Räume gibt, die man unterschiedlich nutzt. Genauso lässt sich auch ein Garten gestalten. Zum Beispiel mit einem Raum zum Sitzen, einem Raum für den Nutzgarten und einer Spielecke - je nachdem, wie man den Garten nutzen möchte.

Tanja Minardo

Diese Fragen sollten Sie sich vor der Einrichtung Ihres Gartens stellen:Wie möchte ich den Garten nutzen?

Welche Gartenelemente möchte ich haben (Teich, Sitzecke, Wasserachse, Spielplatz)?

Wieviel Zeit habe ich, meinen Garten zu pflegen?

Der Trick mit dem "S"

Wer gern einen geschwungenen Garten anlegen möchte, sollte sich eine kleine Skizze zeichnen. Tanja Minardos Trick: das geschwungene "S" mit mehr oder weniger dickem Bauch wird über das ganze Gartengrundstück gezogen und schafft so Räume. Das funktioniert bei allen Gärten, egal ob sie lang und schmal oder eher breit sind.

Ein breiter Garten

Bei einem breiten Garten muss man davon ablenken, dass er nur eine geringe Tiefe hat. Der Blick muss also vor allem nach links und rechts gelenkt werden. Das gelingt beispielsweise, indem man die Seiten schwungvoll in die Fläche hineingestaltet und beispielsweise mit schönen Pflanzen oder auch Sitzgelegenheiten betont. Der Betrachter verliert so den Fokus auf die frontale, naheliegende Gartengrenze. Auch eine Grenzbepflanzung an der Stirnseite ist wichtig. Der Blick auf den blanken Zaun birgt kein Geheimnis mehr. Eine bunte, eher wilde Hecke kaschiert den Zaun und lässt das Rätsel offen, ob sich vielleicht hinter der Hecke noch etwas verbirgt. Auch ein Trick, den Garten breiter wirken zu lassen, ist es, die Perspektive zu nutzen. Die Flucht eines Gartens wird optisch verlängert, wenn die Bepflanzung nach hinten enger wird.

Ein breiter Garten wirkt länger, wenn man Blicke nach rechts und links lenkt. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Ein langer Garten

Das Kunststück, einen langgezogenen Garten zu gestalten, liegt darin, den langen Schlauch zu kaschieren. Auch hier kann die Flurwirkung mit Pflanzen und Gartenelementen aufgehoben werden. Sie unterbrechen den Blick in den langen Garten, der hintere Teil bleibt wie ein Geheimnis verborgen.

Auch hier nutzt Tanja Minardo häufig das skizzierte "S" als Leitlinie durch den Garten. Das "S" hilft wieder, dass sich die Pflanzen wie ein Flussmäander durch den Garten ziehen. Der lange Schlauch wirkt zudem kürzer, wenn die Räume nach hinten etwas breiter gestaltet werden.

Lange Gärten wirken kürzer, wenn man nicht gleich bis nach hinten durchschauen kann. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Den quadratischen Garten im "Handtuchformat" gestalten

Sehr kleine, eher quadratische Gärten lassen sich optisch über die Diagonale vergrößern - das heiß durch die grobe Einteilung in Räume von links nach rechts oder umgekehrt. So entstehen gleichzeitig unterschiedliche Gartenräume, die verschieden genutzt werden können. Als Skizzierhilfe nutzt Tanja Minardo hier Vierecke, die sie in der Diagonalen anordnet. Werden die Flächen nach hinten kleiner, verlängert das automatisch den Garten.

Auch in kleinen Gärten kann man mit der Diagonalen tricksen. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Schöne Bäume und Stauden als Gestaltungselemente

Auch in kleinen Gärten sollten Bäume nicht fehlen, sagt Tanja Minardo. Wichtig sei es nur, die richtige Art zu wählen. Für kleine Gärten eignen sich kleinkronige Hochstämme wie beispielsweise der Etagenhartriegel. Werden die unteren Äste herausgenommen, ist der Baum nicht nur Blickfang in allen Jahreszeiten, sondern willkommener Schattenspender im Sommer über einer Sitzgruppe.  Auch verschiedene Sorten des japanischen Ahorns gibt es für jede Gartengröße. Unterpflanzt mit Bodendeckern ist er immer ein Blickfang, vor allem im Herbst, wenn die Blätter purpurrot leuchten.

Wer einen sonnigen Garten hat, genießt alle Freiheiten bei der Pflanzenauswahl. Egal ob Baum oder Strauch – die Auswahl ist vielfältig. Schwieriger wird es für schattige Plätze. Hier empfiehlt Tanja Minardo die Korkspindel (Pfaffenhütchen), unterpflanzt mit Waldastern, Bergenien oder Fetthenne.

Werden die unteren Äste des Etagenhartriegels herausgenommen entsteht ein schöner, schattiger Sitzbereich. Bildrechte: Daniela Dufft

Tipps kurz und knapp:

  • Wege vorsichtig einsetzen. Sie ergeben nur dort einen Sinn, wo häufig die selben Wege gegangen werden. Zum Beispiel von einer Garage zu einem Wohnhaus oder auch in einem Nutzgarten.
  • Auch mit Farben kann man Gärten gestalten. Mit kräftigen, knalligen Farben holt man Beete nach vorn. Um Tiefe in den Garten zu bringen, pflanzt man Pflanzen in Blau- und Weißtönen in den hinteren Bereich des Gartens.
  • Gartenobjekte können als Highlight gesetzt werden. Ein Sprudelstein, eine Sitzecke oder auch eine Skulptur lenken ab und ziehen den Blick des Betrachters auf sich.
  • Solitärgehölze können als Blickfang gesetzt werden. Besonders schön sind Bäume, die in allen vier Jahreszeiten ihr Antlitz wandeln. 
  • "Weniger ist mehr". Das gilt für den Kleingarten und auch für den pflegeleichten Garten. Entscheiden Sie sich lieber für viele Pflanzen der gleichen Art und Sorte. Das schafft schöne Teppiche und spart viel Arbeit bei der Pflege.
Sitzecken helfen, den Garten zu gliedern und ziehen die Blicke auf sich. Bildrechte: MDR/Michael Wenkel

Schöne Gestaltungsbeispiele Farben, Linien, Perspektiven - Gartenräume gestalten

Blautöne bringen Tiefe in den Garten. Hier wurden Edeldisteln mit Edelraute, Blauraute, weißer Gaura und Rosmarin kombiniert. In einem breiten Garten werden die blauen Pflanzen nach hinten gesetzt. So wirkt er tiefer. Bildrechte: Becker Joest Volk Verlag
Beete mit knalligen Farben wie Orange und Rot sind immer ein Blickfang im Garten. Sie holen die Beete optisch nach vorn. Ist der Garten lang, werden die knalligen Farben nach hinten gesetzt, um den Garten zu verkürzen. Bildrechte: Becker Joest Volk Verlag
Auch in einem kleinen Garten sollten Gemüsebeete nicht fehlen. Hierfür bieten sich Hochbeete an, die den Garten gleichzeitig gliedern. Innerhalb des Nutzgartens bieten sich Wege aus Rindenmulch oder Kies an. Bildrechte: Becker Joest Volk Verlag
In diesem relativ kleinen Garten wurde über die Diagonale gearbeitet. Die zwei ineinander verschachtelten Rasenflächen führen den Blick vom Haus aus zu den Staudenbeeten. Bildrechte: Becker Joest Volk Verlag
Zusätzlich wurden hier die Hochbeete ebenfalls in den Diagonalen versetzt gestaltet. Nach hinten werden die Mauern niedriger und geben dadurch zusätzlich Tiefe. Bildrechte: Becker Joest Volk Verlag
Hier sieht man schön, wie mit Gehölzen und Blühpflanzen Räume gestaltet werden können. Die Hecken wirken hier als Raumtrenner. Bildrechte: Becker Joest Volk Verlag
Auch Bäume sind eine schöne Begrenzung für Gartenräume. Der hochstämmig wachsende Feldahorn gibt den Blick auf die Sitzecke frei und grenzt dennoch ab. In dem Beet rund um die Bäume wurden zur Auflockerung unterschiedlich hohe Stauden gepflanzt: Wiesenkerbel, Akelei, Storchschnabel. Die Stauden sind zwar kein dichter Sichtschutz, erfüllen aber ihre Funktion als zusätzlicher Raumtrenner. Bildrechte: Becker Joest Volk Verlag
An so einer Skulptur bleibt der Blick haften. Verstärkt wird die Wirkung durch die weiße Mauer, die wie ein Rahmen wirkt. Bildrechte: Becker Joest Volk Verlag
Mut zur Lücke: Wer einen Ausblick auf die Landschaft oder Nachbars Garten zulassen kann, sollte diese Chance als Gestaltungselement nutzen. Die unterbrochene Hecke wirkt hier wie ein Bilderrahmen. Bildrechte: Becker Joest Volk Verlag
Auch Höhe schafft Räume und Treppen den Zugang auf die nächste Ebene. Wer mit unterschiedlichen Höhen spielt, vergrößert den Garten. Das gelingt zum Beispiel mit einem vertieften Sitzplatz, Hochbeeten oder auch wie hier mit gestuften Rasenflächen. Bildrechte: Becker Joest Volk Verlag
Ein Buch mit vielen Ideen zum Nachmachen Bildrechte: Becker Joest Volk Verlag

Buchtipp: Design für pflegeleichte Gärten - Das große Ideenbuchvon Tanja Minardo

Foto(s) von Jürgen Becker und Marianne Majerus
ISBN 978-3-938100-78-3
312 Seiten, 129 Fotos + 48 Seiten Praxisteil
Becker Joest Volk Verlag

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Radiogarten | 09. Januar 2021 | 09:10 Uhr

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