Häufige Fragen zum Thema HummelnHummeln - die Helden unter den Wildbienen
Wussten Sie, dass die Hummel auch zu den Wildbienen gehört? Hummeln liefern zwar keinen Honig, sie bestäuben aber unsere Pflanzen im Garten. Hummeln haben im Gegensatz zur Biene einen längeren Rüssel und kommen so auch an Pollen heran, den die kleinen Bienen nicht erreichen. Julia Goss ist Umweltwissenschaftlerin und leidenschaftliche Hobbyimkerin. Uns stand sie als Gesprächspartnerin zum Thema Hummeln zur Verfügung.
Mit der "Biene" assoziieren die meisten Menschen die Europäische Honigbiene (Apis mellifera), die wir Menschen als Nutztier zur Honiggewinnung und zur Bestäubung von Kulturpflanzen halten. Allerdings ist unsere Honigbiene nur eine von 550 Bienenarten in Deutschland. Es wird geschätzt, dass weltweit 20.000 Bienenarten existieren. Diese "anderen" Bienen werden unter dem Begriff Wildbienen zusammengefasst. Ihre Bedeutung für die Bestäubung von Wild- und Nutzpflanzen wurde in der Vergangenheit oft unterschätzt. Zu den bekanntesten Wildbienen zählen die Hummeln.
Wie leben Hummeln?
Um zu wissen, was Hummeln brauchen, ist es wichtig ihre Lebensweise zu kennen. Hummeln bilden wie Honigbienen einen Staat, der aus 50 bis 600 Tieren bestehen kann. Die Jungköniginnen suchen nach der Winterruhe ab Februar, März einen geeigneten Nistplatz. Dies ist eine heikle Phase für die Hummelköniginnen und somit für das heranwachsende Hummelvolk. Denn zu Beginn ist sie noch allein unterwegs und versorgt die Nachzucht selbst.
Gerade in dieser Zeit ist es wichtig, dass Hummeln Pflanzen finden, die reichlich Nektar und Pollen anbieten. Von April bis Juni wächst das Hummelvolk. Im Hochsommer legt die Königin Eier für Drohnen und Jungköniginnen ab. Arbeiterinnen werden dann nicht mehr aufgezogen. Im Laufe des Hochsommers geht das Hummelvolk dann zu Grunde und ist bis September abgestorben. Nur die Jungköniginnen suchen sich einen Platz zum Überwintern und gründen im nächsten Jahr ein neues Volk. Einzig die begatteten Jungköniginnen überwintern an geschützten Orten wie in Erdlöchern.
Kann man entkräfteten Hummeln helfen?
Oft findet man gerade im Frühjahr schwache Hummelköniginnen, die nicht mehr fliegen können und auf Gehwegen liegen. Ihnen fehlt Energie und die Kraft, bis zur nächsten Nektarpflanze zu fliegen. Mit einer frisch zubereiteten Zuckerwasserlösung können Sie den Königinnen helfen und so vielleicht ein ganzes Hummelvolk retten. Dafür wird ein halber Teelöffel Zucker in etwas warmem Wasser aufgelöst. Mit ihrem Saugrüssel kann die Hummel so schnell Energie tanken und wieder davonfliegen.
Warum sind Hummeln als Bestäuber so wichtig?
Anders als die Honigbienen fliegen Hummeln bei niedrigen Temperaturen und schlechtem Wetter aus, denn sie können ihre Körpertemperatur durch den Flügelschlag und den Körperbau erhöhen.
Aus diesem Grund sind sie zum Beispiel für die Bestäubung von Obst- und Gemüsepflanzen während einer Schlechtwetterperiode von Bedeutung. Außerdem werden Hummeln in Gewächshäusern zum Beispiel für die Tomatenbestäubung eingesetzt, da sie diese durch ihre Vibrationen besonders gut bestäuben können. In Ländern wie Australien, wo es natürlicherweise keine Hummeln gibt, muss diese Bestäubung per Hand durchgeführt werden.
Was kann man für Hummeln tun - im eigenen Garten?
Wenn die Hummelköniginnen im Frühjahr, oft schon im Februar oder März, aus dem Winterschlaf erwachen, sind sie beinahe am Verhungern. Seit dem vergangenen Jahr haben sie keine Nahrung mehr zu sich genommen. Deshalb ist es wichtig, ihnen Nahrung zu bieten. Neben der wohl wichtigsten Quelle für Nektar und Pollen, der Salweide, kann man ihnen zum Beispiel Krokusse anbieten. Diese werden auch als Schlafplätze von einigen Arten genutzt. Winterling, Blaustern und Traubenhyazinthe werden auch sehr gern besucht.
Wie sinnvoll sind Hummelhotels?
In den nächsten Wochen werden die Königinnen Ausschau nach Nistmöglichkeiten halten. In einigen Baumärkten kann man Hummelhäuser kaufen oder es gibt einige Anleitungen zum Selbstbauen. Allerdings werden diese Hummelkästen von Hummeln nur selten angenommen. Hummeln finden in unseren Siedlungsgebieten genügend passende Stellen, sich niederzulassen. Beliebte Orte für Nester sind verlassene Mäuse- oder Vogelnester, Scheunen, Dachböden, Mauern und Felsspalten.
Welche Pflanzen bieten Hummeln Pollen und Nektar?
Möchte man seinen Garten hummelfreundlich gestalten, kann man ihnen eine Vielzahl an Pflanzenarten anbieten. Besonders wichtig ist ein hoher Anteil von früh- und spätblühenden Arten, die ein kontinuierliches Blütenangebot vom Spätwinter bis in den Herbst garantieren.
Stehen Hummeln unter Naturschutz?
Wildbienen sind stark bedroht und stehen unter Naturschutz. Laut Bund für Umwelt-und Naturschutz (BUND) gibt es in Deutschland 550 beheimatete Wildbienenarten. Davon sind laut Roter Liste mittlerweile 31 vom Aussterben bedroht, 197 gefährdet und 42 Arten stehen auf der Vorwarnliste. Die Ursachen sind menschengemacht: Monokulturen in der Landwirtschaft, der Einsatz von Pestiziden und Überdüngung. Das Schwinden der Bienen wirkt sich auf das ganze Ökosystem aus. Nutzpflanzen brauchen Bienen als Bestäuber. Auch andere Insekten wie die Schlupfwespe, aber auch Käfer und Vögel sind wiederum auf bestimmte Pflanzen und damit auf die Bienen angewiesen. Deshalb ist es so wichtig, dass die Politik klare Gesetze schafft, um die Insekten zu schützen. Aber auch im Garten oder auf dem Balkon kann für Insekten ein Nahrungsangebot oder Nistmöglichkeiten angeboten werden.
Können Hummeln stechen?
Hummeln sind in der Regel sehr friedfertig. Sie können stechen, tun das aber äußerst selten. Lediglich die Baumhummel, die gerne Nistkästen bezieht, kann ihr Nest durchaus aggressiv verteidigen. Die häufig vorkommenden Erdhummeln sind weniger auffällig und lassen sich nicht so schnell stören. Oft haben wir sogar mehrere Hummelnester in unserem Garten und merken es nur nicht.
Da Hummelvölker nur maximal 600 Individuen zählen und pro Minute vielleicht ein bis zwei Hummeln aus dem Nest fliegen, leben sie sehr unscheinbar. Honigbienenvölker können zum Vergleich aus ungefähr 50.000 Bienen im Sommer bestehen. Steht man neben einem Hummelnest kann es passieren, dass einige verwirrte Hummeln um einen herumschwirren. Das liegt daran, dass Hummeln sich an markanten Dingen in der Landschaft orientieren und plötzlich nicht mehr wissen, ob sie auch richtig sind.
Quelle: MDR Garten/Julia Goss; dd
Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 16. Mai 2021 | 08:30 Uhr