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Ein Boden mit hohem Humusanteil ist prima. Hier gedeihen Pflanzen besonders gut. Bildrechte: Brigitte Goss

Im GesprächWas macht guten Boden aus?

09. April 2022, 09:00 Uhr

Agrarwissenschaftler und Buchautor Peter Laufmann kennt sich mit Boden und dem Leben darin aus. Im Interview sagt er, worauf es bei der Bodenpflege ankommt, ob Umgraben sinnvoll ist und wie man schwierige Böden verbessern kann.

von Nadine Witt, MDR Garten

Was macht eigentlich guten Boden aus?

Ein Boden soll nicht kompakt sein, er soll aber auch nicht zu lose sein, denn sonst funktioniert die Wasserversorgung nicht so gut. Im besten Fall ist er etwas krümelig: ein Mix aus Ton, Sand und Schluff - das sind die verschiedenen Korngrößen, die man auch als Bodenarten definiert. Und dann sollte ein guter Boden eine dunkle Farbe haben, das deutet darauf hin, dass viel Humus enthalten ist. Aber das ist nicht alles. Ein Boden steht auf einem Ausgangsgestein oder Ausgangssubstrat wie Kalkstein oder Löss. Auch das spielt für die Qualität des Bodens eine Rolle. In einem guten Boden ist die Versorgung mit Wasser, Sauerstoff und Nährstoffen optimal für das, was ich anpflanzen will.

Boden-Experte Peter Laufmann ist Agrarwissenschaftler. Bildrechte: Sigrid Reinichs

Woran erkenne ich, ob ich guten Boden habe?

Versuchen Sie, die Bodenart zu bestimmen: Wie viel Ton, Sand, Schluff ist drin? Vieles lässt sich erfühlen und bei genauem Hinschauen erkennen. Nehmen Sie die Erde in die Hand und zerdrücken Sie sie etwas - glänzt die Fläche? Das spricht dafür, dass viel Ton enthalten ist. Das bedeutet, es ist schwerer Boden, der schwer zu bearbeiten ist. Ist die Erde bleich? Dann sind wenig Nährstoffe enthalten oder er ist zu durchlässig und speichert schlecht Wasser.

Auch der Humusgehalt sagt viel über die Bodenqualität aus. Dafür kann man einfach mal am Boden riechen. Riecht er angenehm erdig, spricht das für ein gutes Verhältnis von Mikroorganismen. Riecht er hingegen faulig oder pilzig, bedeutet das, dass es Staunässe gab.

Was kann ich machen, um extrem schweren oder extrem durchlässigen Boden zu verbessern?

In extrem durchlässigen Böden rauscht das Wasser durch und ist weg. Diese Böden können durch regelmäßige Gaben von Kompost, Humus und Mulch verbessert werden. In extrem schweren Böden dagegen, läuft Wasser schlecht ab. Hier können Sie Sand, Humus oder Kompost untermischen. So gelangt Sauerstoff in den Boden, er wird aufgelockert. Erst dann können schwere Böden Wasser, Nährstoffe und Sauerstoff liefern.

Wie schützt man den Boden vor Trockenheit?

Das beginnt schon mit der Gestaltung des Gartens: Suchen Sie Strauch- und Baumarten aus, die wenig Wasser brauchen und zugleich den Boden vor Verdunstung schützen. Lassen Sie im Garten den Boden ganzjährig bedeckt, um die Feuchtigkeit im Boden zu halten! Das gelingt durch Mulchen, aber auch das Pflanzen von Zwischenfrüchten hilft, den Boden immer bedeckt zu halten.

Ebenfalls wichtig: Ein vernünftiges Wassermanagement. Statt ständig etwas auf die Erde zu kippen, sollte morgens oder abends in Maßen gegossen werden. Ein gemulchter Boden hält das Wasser.

Die Arbeit mit dem Boden im Garten ist wie ein Musikstück:  Wir haben als Gärtner verschiedene Noten, die wir anspielen können, und wenn wir es beherrschen, die Klaviatur richtig einzusetzen, dann können wir Nährstoff, Sauerstoff- und Wasserversorgung zu einer gelungenen Komposition zusammenführen. Dazu braucht man wie beim Instrument etwas Übung.

Agrarwissenschaftler und Buchautor Peter Laufmann

Wie ist der Boden aufgebaut? Wer wohnt da?

Der Boden ist ein Ökosystem. Das nehmen wir aber gar nicht so wahr, weil wir es nicht sehen. Zum einen findet das Leben im Dunkeln statt und wenn wir da Licht reinbringen, also den Boden aufgraben, dann haben wir das Ökosystem komplett zerstört. Und zum anderen ist das Leben im Boden sehr klein. Sämtliche Organismen, die leben, sind nicht in unserem Bewusstsein. Kleine Springschwänze, vielen Milliarden Mikroben und Pilze oder Tausendfüßer und Spinnen. Boden ist kein kompaktes Ding. Er ist ein System aus Höhlen und Gängen, mit vielen Bewohnern - ein komplexes Ökosystem.

Wie sinnvoll finden Sie umgraben?

Das ist eine Generationenfrage: Weil Luft reinkommen soll, weil wir das schon immer so gemacht haben... So ungefähr sind die Begründungen fürs regelmäßige Umgraben. Aber auch in der Landwirtschaft gibt es das pfluglose 'Umgraben! Ohne Umgraben lässt man das Ökosystem Boden mit seinen verschiedenen Schichten intakt.

Das heißt nicht, dass man gar nicht umgraben darf. Umgraben ist nötig, wenn man neue Beete anlegen und Flächen urbar machen will. Es kann auch sinnvoll sein, wenn man zum Beispiel Mist eingräbt. Aber in bestehenden Beeten reicht es, die Bodenoberfläche mit einem Sauzahn zu lockern oder zu hacken. Umgraben sollte das letzte Mittel sein. Per se ist es nicht zu empfehlen.

Woran erkenne ich, dass der Boden eine Verbesserung braucht?

Wenn man etwas anpflanzt und immer wieder wegnimmt, dann fehlt was! Dann ist Düngen sinnvoll, um das Defizit auszugleichen. Besonders geeignet sind beispielsweise Kompost oder Hornspäne. Wichtig ist, bewusst vorzugehen und nicht nach dem Gießkannenprinzip zu handeln. Lieber zu wenig düngen, als zu viel.

Profis beobachten ihren Garten genau: Brennnesseln oder Löwenzahn zeigen, dass der Boden gut mit Stickstoff versorgt ist. Rhododendron oder Heidelbeeren zeigen, ob der Boden sauer ist. Natürlich kann man auch selber den pH-Wert messen. Eine professionelle Bodenanalyse kann hilfreich sein, um zu wissen, wie der Boden beschaffen ist und welchen Nährstoffgehalt er hat.

MDR Garten

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Radiogarten | 09. April 2022 | 09:00 Uhr

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