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Das Veredeln von Obstbäumen erfordert etwas Übung, ist aber auch für Laien möglich. Bildrechte: MDR/Daniela Dufft

Für leckere FrüchteVeredeln von Obstbäumen - So funktioniert's!

Stand: 31. Januar 2023, 12:52 Uhr

Das Veredeln von Obstgehölzen ist eine uralte gärtnerische Technik. Je nach Jahreszeit gibt es unterschiedliche Verfahren. Im Spätwinter werden Edelreiser auf eine sogenannte Unterlage gesetzt. Die Technik dafür heißt Kopulation. Im Sommer wird eine andere Veredlungstechnik angewendet: die Okulation. Dabei wird eine ruhende Knospe der gewünschten Obstsorte unter die Rinde eines Baums eingesetzt.

  • Obstbäume können im Winter mit der Kopulationstechnik, im Sommer mit der Okulationstechnik veredelt werden.
  • Bei der Wahl der Unterlage und des Edelreises sollten persönliche Vorlieben, Standortbedingungen und Wuchsfreudigkeit der Unterlage in die Entscheidung einfließen.
  • Beim Veredeln muss sehr sauber gearbeitet werden.

Veredelung im Winterquartier: Werkstatt mit einjährigen Reisern, im Hintergrund Topf mit Bienenwachs Bildrechte: MDR/Matthias Haase

Zwei Techniken für die Obstbaum-Veredelung

Selbst zu veredeln ist weder schwierig, noch braucht der Gärtner dafür eine teure Ausrüstung. Auch das Grundprinzip der Veredelung ist einfach: auf einer sogenannten Unterlage, die den Wuchs des Baumes bestimmt, soll eine gewünschte Obstbaumsorte wachsen und reichlich Früchte tragen. Dafür muss die Unterlage mit einem Trieb einer anderen Sorte verbunden werden. Je nach Jahreszeit gibt es für die Veredelung zwei unterschiedliche Techniken. Im Spätwinter wird die Kopulationstechnik angewendet, im Sommer die Okulation.

Okulation oder KopulationKopulation: Beim Veredeln durch Kopulation werden zwei genau passende Schnittflächen an Unterlage und Edelreiser zusammengefügt. Edelreiser und Trieb wachsen senkrecht aufeinander. Bester Zeitpunkt für diese Veredelungstechnik ist Anfang März, in milden Wintern Ende Februar.

Okulation: Bei der Okulation wird eine ruhende Knospe mit umgebender Rinde unter die eingeschnittene Rinde der Unterlage geschoben. Aus der Knospe entwickelt sich ein Ast, der später etwas seitlich aus der Unterlage nach oben wächst. Mit dieser Technik werden Obstbäume im Sommer veredelt - in der Zeit von Juli bis August.

Zwei Techniken für die Veredelung

Warum werden Obstbäume veredelt?

Würde man einen Kirschkern in den Boden stecken, hätte der neue Baum nicht mehr die gleichen Merkmale wie die Mutterpflanze, da die Kirschblüte mit dem Pollen einer anderen Sorte bestäubt wurde. Man hätte also einen unbekannten Sämling - mit unbekannten Eigenschaften. Auch die Vermehrung über einen Steckling ist schlicht nicht möglich, da dieser keine Wurzeln bildet. Deswegen werden Obstbäume meist veredelt. Nur durch die Veredlung können Ertrag und Wachstum kontrolliert werden.

Wer im Handel einen Kirschbaum kauft, bekommt also eigentlich zwei Bäume in einem: Die Wurzeln stammen von der Unterlage, einem Obstbaum, der veredelt wurde. Das heißt, dass der Rest des Baumes zu einer anderen Sorte oder Art als die Unterlage gehört: Stamm, Krone und vor allem die Früchte zählen zu der gewünschten Obstsorte.

Was ist eine Unterlage?

Eine Unterlage ist die Pflanze, die die Wurzel für den Baum liefert. Es gibt Unterlagen, die aus Samen gezogen werden, aber auch solche, die vegetativ oder über Steckhölzer vermehrt werden. Die Unterlage ist dafür verantwortlich, wie der Baum mit Nährstoffen und Wasser versorgt wird, wie er wächst und wie die Qualität der Früchte ist. Auch ein wilder Wurzelschössling, der aus einem Kern im Garten gewachsen ist, kann theoretisch als Unterlage genutzt werden. Da die Eigenschaften des Wildsämlings aber nicht bekannt sind, wird meist auf gezüchtete Unterlagen mit ganz bestimmten Merkmalen veredelt.

Die Kopulationstechnik: Ein frischer Trieb, zum Beispiel ein Wasserschosser, wird auf eine Unterlage gesetzt. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Die richtige Unterlage für Obstbäume finden

Obstbaum = Obstsorte + Obstbaum-Unterlage

Unterlagen mit ganz bestimmten Merkmalen werden in Baumschulen meist als wurzelnackte Stämmchen angeboten. Die beste Pflanzzeit für wurzelnackte Gehölze sind die Wintermonate, wenn die Pflanzen kein Laub tragen. Gepflanzt wird, wenn der Boden frostfrei ist.

Diese Infos braucht die Baumschule

  • Wo liegt ihr Garten - in welcher Region?
  • Wie ist der Boden?
  • Wie groß soll der Baum werden?
  • Wofür wollen Sie den Baum nutzen? Soll er viele Früchte tragen oder ein starker Baum werden, der Schatten spendet?´
  • Wann wollen Sie ernten?

Welcher Edelreiser passt auf welche Unterlage?

Veredeln Sie nur Pflanzen der gleichen Art oder nah verwandte Gehölze miteinander. Äpfel gelten als sehr einfach zu veredeln, die Triebe wachsen meist sicher auf der Unterlage an. Insgesamt gilt: Je näher die beiden Veredelungspartner verwandt sind, umso sicherer wachsen die Pflanzen zusammen.

Grundregeln für das Veredeln

Das Veredeln sollte niemals bei Regenwetter stattfinden. Ist es sehr feucht ist die Gefahr größer, dass sich an den Schnittstellen Krankheitserreger ausbreiten. Arbeiten Sie deshalb auch unbedingt mit sauberer, scharfer Technik und vermeiden Sie, die Schnittflächen mit den Fingern zu berühren! Kündigt sich eine längere Trockenperiode an, so muss der Baum zusätzlich gewässert werden.

Benötigte Materialien für die Veredelung
unbedingtaußerdem nützlich
  • Veredlungsmesser
  • Baumschere oder Rebschere
  • Verbandmaterial
  • (Bast, Veredlungsgummis, Okulations-Schnellverschlüsse, Klebebänder)
  • Handsäge oder Astsäge
  • Wundverschlussmittel
  • (Veredlungswachs, Wundverschlussmittel, verschiedene Klebebänder)
  • Teleskopschere
 
  • Leitern
 
  • Schleifsteine

Wichtig ist saubere und scharfe Technik. Bildrechte: MDR/Grit Hasselmann

Wann lohnt sich eine Veredelung?

  • Wenn die Ursorte als Klon erhalten werden soll (alle veredelten Bäume der gleichen Sorte sind genetisch identisch, wodurch Sorten über sehr lange Zeit erhalten werden können).
  • Wenn der Edelreiser nicht gut zum vorhandenen Boden passt, die Unterlage aber schon.
  • Wenn Obstsorten trotz reichem Blütenflor kaum Früchte bringen.
  • Wenn Wuchsstärke oder Widerstandskraft gegen Krankheiten gesteigert werden sollen.
  • Wenn Zierformen gewünscht sind.

Quellen: Gartenbau-Ingenieur Tom Leukefeld aus Drei Gleichen, Gartenmeistermeister Matthias Bauch

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Vormittag mit Haase und Waage | 31. Januar 2023 | 11:05 Uhr