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InflationButterwegge: Angst vor Armut erreicht Mittelschicht

22. August 2022, 18:01 Uhr

Die Inflation bedroht nach Einschätzung des Armutsforschers Christoph Butterwegge immer breitere Schichten der Gesellschaft. Viele Menschen hätten kaum noch Rücklagen, die Angst vor sozialem Abstieg wachse.

Der Armutsforscher Christoph Butterwegge sieht durch die hohe Inflation zunehmend auch die Mittelschicht bedroht. Butterwege sagte MDR AKTUELL, Armut sei schon lange kein Randgruppen-Phänomen mehr. Vielmehr rage das Problem inzwischen in ganz normale Familien hinein.

Mit der aktuell starken Inflation wachsen Butterwegge zufolge bis weit in die Mitte der Gesellschaft hinein die Existenzängste. Wenn die Bruttowarmmiete die Hälfte oder mehr des Einkommens aufzehre, werde es für den restlichen Lebensunterhalt knapp und es bleibe nichts mehr zum Sparen.

Realität ist eine soziale Polarisierung – die Reichen werden reicher und die Armen immer zahlreicher.

Armutsforscher Christoph Butterwegge

Endlich ist soziale Spaltung wieder ein Thema

Deswegen werde das Armutsproblem erstmals seit langer Zeit von der Gesellschaft wieder ernst genommen. Das sei vielleicht das einzig Positive, meinte der Forscher, "dass wir wieder über die Spaltung der Gesellschaft sprechen".  

Nach Einschätzung von Butterwegge hat diese Entwicklung schon in der Corona-Pandemie begonnen. Die Rücklagen vieler Menschen seien geschrumpft, sei es durch Einkommensverluste infolge von Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit. Zwar sei die Sparquote durch den Konsumrückgang gestiegen, doch das sei nur ein Durchschnittswert und verschleiere die tatsächliche Lage: Arme und Geringverdiener könnten ohnehin nichts sparen, aber auch in der Mittelschicht bliebe immer weniger übrig. Gespart hätten in der Pandemie vor allem die Vermögenden, ihr Reichtum sei gewachsen.

Gesellschaft wird unruhiger

Butterwegge  äußerte die Befürchtung, dass wie in der Corona-Pandemie psychische Probleme zunehmen. Viele Menschen litten immer stärker unter Angst und Unsicherheit. Sie fragten sich, wie lange der Ukraine-Krieg andauere und die Energiekrise und die Preissteigerungen.  Der Armutsforscher erwartet: "Diese Zukunftsangst wie die Gesellschaft unruhiger machen."

MDR AKTUELL (ans)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 22. August 2022 | 16:30 Uhr