KitaWerden Kinder häufiger krank als früher?
In den Kitas gehen viele in diesem Frühjahr viele Krankheiten herum. Auch in der Kita von dem Kind von MDR AKTUELL-Hörer Stefan Repplinger gebe es viele Infektionskrankheiten, zuletzt Scharlach. Aus seiner Elterngeneration hört er, dass das früher anders gewesen sei. Er fragt sich deshalb, ob Kinder heutzutage häufiger krank sind.
- Durch die Isolationsmaßnahmen während Corona konnten Kinder keinen Immunschutz aufbauen und die Krankheiten werden jetzt nachgeholt.
- Kinder werden nicht generell häufiger krank.
- Es gibt eine Scharlach-Welle bei Kindern, die aber normal ist.
Als Vater eines Kita-Kindes in Leipzig kann ich die Erfahrung unseres Hörers nur bestätigen. Fast im Zweiwochentakt galt es, die Betreuung des kranken Kindes zu organisieren. Ständig war etwas und das war auch bundesweit so.
Der Hauptgrund ist Corona. Es handelt sich immer noch um einen Nachholeffekt. Durch die Isolationsmaßnahmen hätten die Kinder eben keinen Immunschutz aufbauen können, sagt Burkhard Rodeck, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin: "Wenn das dann zwei oder sogar drei Jahrgänge hintereinander trifft, muss man sich nicht wundern, dass dann, wenn die Schranken wieder offen sind, diese Jahrgänge gleichzeitig betroffen sind von den Infektionen. Das erweckt den Anschein, dass es häufiger würde."
Der Anstieg der Zahlen in jüngster Zeit sei natürlich real, sagt Rodeck. Es gebe aber keinen generellen Trend, dass Kinder häufiger krank würden als früher.
Keine Zunahme an Krankheiten bei Kindern nachgewiesen
Woher kommt also der Eindruck, es wäre so? "Früher war Krankheit vielleicht auch eher ein Stück weit Normalität. Das Kind, das Schnupfen oder Husten hatte, also nicht schwerkrank war, sondern die typischen Infekte der oberen Luftwege hatte, hatte zu großen Teil keine Möglichkeit oder hat auch keinen Kinderarzt aufgesucht", erklärt Rodeck.
Heute gebe es außerdem mehr Familien ohne Anbindung an eine Großelterngenration oder an Onkels und Tanten, sagt Rodeck. "Die Unsicherheit in der Bevölkerung – also wie gehe ich mit Krankheiten im Kindesalter um – ist höher und damit auch das Aufmerksamkeitslevel. Ich denke nicht, dass wir mehr Infektionen haben. Ich denke, wir gucken genauer hin."
Eine Einschätzung, die man – Corona-Nachwirkungen ausgeklammert – beim deutschen Kita-Verband so teilt. Die Leiterin des Hauptstadtbüros, Claudia Geißler, sagt: "Wir können nicht bestätigen, dass es in den letzten Jahren vermehrte Zunahme bei den Krankheitsverläufen gab."
Mehr Kinder erkranken an Scharlach
Was es aber gab, ist eine Scharlach-Welle. Eine richtige Erklärung haben Mediziner dafür noch nicht. Außergewöhnlich sei das aber auch nicht wirklich, sagt Jakob Maske, Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte: "Solche Wellen sehen wir bei vielen anderen Erkrankungen auch und die sehen wir jedes Jahr für eine andere Erkrankung. Auch die ist zunächst mal nichts Besonderes."
Und Maske hat außerdem eine gute Nachricht für leidgeplagte Kita-Kinder und deren Eltern: "Tatsächlich haben die Kinder im Kindergartenalter inzwischen schon sehr viele Infekte nachgeholt, sodass wir eigentlich erwarten, dass wir im nächsten Jahr diesen Nachholeffekt nicht mehr sehen."
Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 26. April 2023 | 06:00 Uhr