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MobilitätADAC weitet Angebot trotz Interessenskonflikten immer weiter aus

06. Mai 2023, 05:00 Uhr

Der ADAC ist mit über 21 Millionen Mitgliedern Europas größter Verein. Bald könnte er größer sein als die katholische Kirche. Als Autofahrer-Lobby setzt er sich auch politisch für den Erhalt der motorisierten Mobilität ein. Er ist aber auch in anderen Branchen aktiv. Nun soll es einen Schlüsselnotdienst geben. Am Beispiel Fahrrad-Service zeigt sich aber, dass die vielen Angebote nicht immer ganz konfliktfrei sind.

Im Jahr 2022 gab es in Deutschland mit fast 83 Millionen so viele Fahrräder wie noch nie. Besonders der Absatz von Elektrofahrrädern ist in den vergangenen Jahren in Deutschland gestiegen. Dieses Geschäftsfeld hat nun auch der ADAC entdeckt. Nach einer Pilotphase bietet der ADAC Fahrradpannenhilfe an. Die Pannenhilfe ist für Mitglieder kostenlos und gilt für klassische Drahtesel ebenso wie für E-Bikes, Pedelecs, Lasten- oder Liegeräder.

Konkurrenz für den ADFC?

Das zeige, dass das Fahrrad immer mehr ein integraler Bestandteil von Mobilität werde, sagt Konrad Krause vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub ADFC Sachsen. Da sei es logisch, dass immer mehr Akteure und eben auch der ADAC Fahrrad-Dienstleistungen anböten. "Andererseits ist es natürlich auch klar, dass der ADAC immer die Autofahrer-Lobby bleiben wird. Und wir sehen das natürlich schon lieber, wenn die Leute bei uns Mitglied werden, wenn sie Service für das Fahrrad haben wollen." Zum Schluss werde bei der Frage, ob es einen Radweg oder Parkplätze geben solle, die Antwort des ADAC immer anders sein als die des ADFC, sagt Krause.

Wenn es zum Beispiel um das Tempolimit oder Tempo 30 in Städten geht, seien die Mitglieder gespalten oder aber sogar dagegen, sagt ADAC-Unternehmenssprecherin Katrin van Randenborgh. Als Interessenvertretung müsse der ADAC die Haltung seiner Mitglieder vertreten. "Wir sind ein Automobilclub, das steckt ja auch im Namen." Man nehme aber zur Kenntnis, dass sich Mobilität verändere. "Klimaschutz ist natürlich das absolut relevanteste Thema, deswegen muss sich Mobilität verändern." Man müsse aber auch feststellen: "Es gibt Menschen, die wollen weiterhin Auto fahren, die müssen auch weiterhin Auto fahren." Man stelle die Angebote breiter auf, um für jeden da zu sein, betont Randenborgh.

ADAC plant bundesweiten Schlüsseldienst

Die Bedürfnisse der Mitglieder wurden aber auch noch für andere Lebensbereiche erfragt. So gibt es mittlerweile Energieberatungen für zu Hause oder die "Medical App", mit der Mitglieder eine telemedizinische Beratung bekommen oder Medikamente in Apotheken vorbestellen können. Und nun soll noch ein bundesweiter Schlüsseldienst kommen, erzählt Katrin van Randenborgh: "Wir haben uns gefragt, unabhängig von der Mobilität: In welchen Bereichen ist denn das Sicherheitsbedürfnis der Menschen relativ hoch und in welchen Bereichen sind die Unsicherheiten groß?"

Obwohl 2020 die Rechte von Verbrauchern und Verbraucherinnen durch ein BGH-Urteil gestärkt wurden, warnt die Verbraucherzentrale regelmäßig vor Wucher und Abzocke in der Schlüsselnotdienstbranche. Auch wenn die Verbraucherzentrale lokale Dienstleister empfiehlt, um Abzocke zu vermeiden – der ADAC genießt insgesamt einen Vertrauensvorsprung.

Konkurrenz brauchen die Schlüsseldienstanbieter erstmal nicht zu fürchten. Rein personell sind die meisten Mitarbeitenden des ADAC in den Pannenhilfen und anderen Kernbereichen eingespannt. "Da haben wir natürlich auch Partner, die sehr gern mit uns zusammenarbeiten, weil wir natürlich den Zugang zu 21 Millionen Mitgliedern schaffen." Ab Herbst dieses Jahres soll der bundesweite Schlüsselnotdienst auch für Nicht-Mitglieder nutzbar sein.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 06. Mai 2023 | 06:00 Uhr

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