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VergütungKassenärzte kritisieren Höhe der Honoraranhebung

12. Oktober 2022, 12:11 Uhr

Deutschlands Kassenärzte erhalten im kommenden Jahr zwei Prozent mehr Geld. Die Honorarsätze sind vor kurzem neu ausgehandelt worden zwischen den gesetzlichen Krankenkassen und der Kassenärztlichen Vereinigung. Die Ärzte jedoch wollten mehr, die Kassen weniger, und zwar eine Nullrunde. Gedrückt ist entsprechend die Stimmung auf beiden Seiten. Was bedeutet das für Patienten und Beitragszahler?

Einmal im Jahr werden die Honorarsätze neu ausgehandelt. Für 2023 wollte die Ärzteschaft eine Erhöhung um 2,5 Prozent sowie einen Ausgleich für die gestiegenen Energiekosten. Diese Forderung jedoch wurde von den Kassen abgelehnt und die Verhandlungen endeten mit einem Schiedsspruch, zum Nachteil der Ärzte, sagt Klaus Heckemann, der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen: "Es ist einfach ein Kollateralschaden, der hier entsteht, der sich da äußern wird, dass die Ärzte, wenn die Inflation weiter so hoch bleibt oder gar noch steigt und die Kosten steigen, dass sie dann ihr Angebot reduzieren müssen."

Kostenfaktor Geräte

Dies könne vor allem auf Fachärzte zukommen, die bei ihrer Arbeit auf Geräte angewiesen seien, die viel Energie verbrauchten. Heckemann nennt das Beispiel der Radiologen: "Zum Beispiel ein MRT-Gerät kann man nicht einfach abschalten. Das muss auch übers Wochenende laufen. Wenn man das abschaltet, dann muss das über eine längere Zeit abgeschaltet sein. Und dann kann es auch mal sein, dass hier eben zum Beispiel die Termine für solche Leistungen eingeschränkt werden müssen, weil es einfach nicht anders geht."

Kassenärzte: Inflation und Energiekosten nicht berücksichtigt

Bei den Honorarverhandlungen zwischen den Kassenärzten und den gesetzlichen Krankenkassen werden immer die Kosten der zurückliegenden zwei Jahre als Grundlage ermittelt. Das heißt: Inflation und gestiegene Energiekosten in diesem Jahr werden erst bei den Verhandlungen im nächsten Jahr berücksichtigt. Bei den gesetzlichen Krankenkassen versteht man den Unmut der Ärzte nicht. Der jetzt erzielte Abschluss von zwei Prozent übersteige die Steigerungsraten der letzten Jahre.

Außerdem müsse man auch die Lage der Beitragszahler berücksichtigen, sagt Florian Lanz vom GKV-Spitzenverband: "Im Moment ist es so, dass überall die Menschen unter steigenden Kosten leiden. Da haben wir auf der einen Seite die Ärzteschaft, wo ein Praxisbesitzer im Jahr ungefähr 215.000 Euro an Ertrag aus dieser Praxis rauszieht. Auf der anderen Seite haben wir Beitragszahler und Beitragszahlerinnen, die in der Regel deutlich weniger Geld verdienen. Und jetzt muss man sich fragen, ist es angemessen, jetzt – um die Honorare von Praxisbesitzern zu sichern – dass dafür die Beiträge ansteigen."

Beitragssatzerhöhungen unausweichlich

Die gesetzlichen Krankenkassen rechneten damit, dass im Jahr 2023 die niedergelassenen Ärzte 1,4 Milliarden Euro insgesamt mehr an Honoraren bekämen, sagt GKV-Sprecher Lanz. Das seien pro Arzt rund 11.000 Euro. Für die Beitragszahler werde das nicht ohne Folgen bleiben: "Wir werden, davon gehen wir im Moment aus, im nächsten Jahr Beitragssatzerhöhungen haben. Ein Grund dafür sind natürlich auch steigende Arzthonorare, denn jeder Euro, den ein Arzt, eine Ärztin von den Krankenkassen bekommt, muss ja vorher über Beiträge von den Krankenkassen eingenommen werden."

Unabhängig von der Diskussion um steigende Arzthonorare ist die Lage der gesetzlichen Krankenkassen schlecht. Sie haben schon vorab mit einem Defizit von rund 17 Milliarden Euro gerechnet und wollten deshalb ganz auf eine Honorarsteigerung für das nächste Jahr verzichten.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 12. Oktober 2022 | 06:00 Uhr

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