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Bisher lehnt das Bundeswirtschaftsministerium einen Gaspreisdeckel ab. Bildrechte: IMAGO/Christian Ohde

EnergiepreiseWie ein Gaspreisdeckel aussehen könnte – und welche Vorteile er hätte

04. September 2022, 07:34 Uhr

Das Modell des Gaspreisdeckels hat in der Politik nicht viele Anhänger. Auch Bundeswirtschaftsminister Habeck ist dagegen. Wir haben Wirtschaftsexperten gefragt, welche Argumente für das Modell sprechen.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hält aktuell wenig von ihm – die Stimmen für den Gaspreisdeckel werden jedoch immer lauter. Die Idee dahinter: Jeder Haushalt bekommt ein bestimmtes Grundkontingent an Erdgas, das zu einem gedeckelten Preis abgegeben wird. Wer mehr als diese Menge verbraucht, muss den jetzigen, also teureren, Preis bezahlen.

Gaspreisdeckel könnte Inflation dämpfen

Sebastian Dullien ist wissenschaftlicher Direktor am Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans-Böckler-Stiftung. Er nennt neben der finanziellen Entlastung zwei große Vorteile eines Gaspreisdeckels: "Erstens erreiche ich ganz gezielt die Haushalte, die mit Gas heizen. Und das sind die Haushalte, die jetzt in den nächsten Monaten eine besonders hohe Belastung durch die Heizkosten bekommen werden."

Der zweite Vorteil sei, dass der Gaspreisdeckel für den Grundverbrauch die Inflationsrate dämpfen würde, denn in die Inflationsrate gehe der durchschnittliche Gaspreis ein, erklärt der Konjunkturforscher. Bekommen die Verbraucherinnen und Verbraucher jetzt ihren Grundverbrauch günstiger, gehe damit weniger in die Inflationsberechnung ein.

Dulig: Gasgrundmenge von 80 Prozent

Für einen Gaspreisdeckel ist auch Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig. Er schlägt eine Gasgrundmenge von 80 Prozent vor, orientiert am Vorjahresverbrauch und Vorjahrespreis. Der Staat sollte aus Steuermitteln die Differenz bestreiten. "Und die Bedarfe, die über diese 80 Prozent hinausgehen, die müssen dann zu dem hohen Marktpreis finanziert werden", skizziert Dulig.

Mit seinem Vorschlag erkläre er sich für eine Debatte bereit, um ein konkretes Modell eines Gaspreisdeckels auf den Weg zu bringen.

Hoher Verwaltungsaufwand durch zentrale Versorger

Gegnerinnen und Gegner des Gaspreisdeckels sehen dabei aber einen hohen Verwaltungsaufwand – zum Beispiel, wenn man die Haushalte richtig erreichen möchte.

Dazu sagt Sebastian Dullien: "Das Problem ist vor allem, dass wir in Deutschland sehr viele Haushalte haben, die an einer Gaszentralheizung hängen. Das heißt, da weiß der Gasversorger heute gar nicht, wie viele Wohneinheiten oder wie viele Personen tatsächlich versorgt werden sollen. Hier müsste man eben eine Lösung finden, etwa über externe Dienstleister, nachzuvollziehen, wer da wohnt und was für einen Anspruch auf Gasgrundverbrauch die Menschen dann haben."

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DGB befürwortet Gaspreisdeckel trotz schwieriger Umsetzung

Yasmin Fahimi hält das trotzdem für kein Hindernis. Die Chefin des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) schlägt beim Gaspreisdeckel vor: Jedem Haushalt könnten 7.000 Kilowattstunden zur Verfügung stehen. Für jede weitere Person im Haushalt könnten 2.000 Kilowattstunden dazukommen.

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Dass Habeck einen solchen Deckel ablehnt, kann Fahimi nicht verstehen: "Ich vermute, dass die Sorge darin besteht, dass es gegebenenfalls in der Umsetzung etwas kompliziert sein könnte. Ich gestehe ein, das ist nichts, was man in zwei Wochen umsetzt. Aber wir wissen ja auch, dass uns diese Notlage nicht nur die nächsten Monate, sondern auch die nächsten Jahre beschäftigen wird."

Auch die Bundesregierung berät gerade, wie weitere Entlastungen wegen der hohen Energiepreise aussehen könnten. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte ein "präzises und maßgeschneidertes" Entlastungspaket angekündigt. Details nannte er noch nicht.  

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 04. September 2022 | 06:00 Uhr

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