Einwohnerzahl steigtMerseburg erlebt Bevölkerungswachstum – entgegen dem Trendvon Stefan Rank, MDR SACHSEN-ANHALT
Im Gegensatz zu anderen Städten vergleichbarer Größe erlebt Merseburg aktuell ein Bevölkerungswachstum. Grund dafür ist vor allem der Zuzug von Menschen mit Migrationshintergrund und sowie von jungen Familien. Welche Standortfaktoren dabei eine Rolle spielen.
- Merseburg verzeichnet entgegen dem Trend ein Bevölkerungswachstum.
- Vor allem die Zuwanderung von Menschen mit Migrationshintergrund trägt zu dieser Entwicklung bei.
- Entscheidend sind unter anderem die günstige Lage der Stadt sowie die niedrigen Lebenshaltungskosten.
Inmitten des demografischen Wandels und einer schrumpfenden Bevölkerung in vielen Städten verzeichnet Merseburg im Saalekreis ein bemerkenswertes Wachstum: Statistiken des landesweiten Demografiemonitorings belegen einen Zuwachs von etwa 800 Einwohnern allein im vergangenen Jahr – für eine Stadt der Größe Merseburgs ein durchaus beachtliches Wachstum.
Zum Vergleich: Ähnlich große Städte wie Zeitz oder Naumburg haben seit Jahren mit Abwanderung zu kämpfen. Diese konnte, sieht man von Eingemeindungen ab, bis heute nicht gestoppt werden. In Merseburg eröffnen die steigenden Einwohnerzahlen und ein zunehmend jüngerer Bevölkerungsdurchschnitt neue Perspektiven, bringen aber auch bedeutende Herausforderungen mit sich.
Merseburg: Wachstum gegen den Trend
Prognosen von Merseburgs Oberbürgermeister Sebastian Müller-Bahr (CDU) zeigen, dass Merseburg in den nächsten zehn bis 15 Jahren die 40.000 Einwohner-Marke überschreiten wird – eine Entwicklung, die für eine Stadt dieser Größe bedeutsame Veränderungen mit sich bringt.
Doch wie erklärt sich dieses unerwartete Wachstum in einer Zeit, in der der demografische Wandel anderswo das Wachstum bremst? Ein bedeutender Faktor ist die Zuwanderung von Geflüchteten, die einen erheblichen Anteil der Neuankömmlinge ausmachen.
Etwa 650 der über 800 Zugezogenen aus dem vergangenen Jahr besaßen nicht die deutsche Staatsbürgerschaft. Dieses Phänomen ist insbesondere der Rolle Merseburgs als zentraler Anlaufpunkt im Saalekreis für Geflüchtete geschuldet.
Gute Lage und niedrige Lebenshaltungskosten
Nach Aussage von Oberbürgermeister Müller-Bahr hat Merseburg immer noch damit zu kämpfen, dass es drei Mal so viele Todesfälle wie Geburten gibt. "Aber wir schaffen es, diese hohen Jahrgänge durch eine stabile Geburtenrate und einen hohen Zuzug auszugleichen." Es gebe aber nicht nur einen Zuzug von Menschen mit Migrationshintergrund, sondern auch von jungen Familien.
Neben der Anziehungskraft als Verwaltungszentrum spielen aber auch die günstige Lage der Stadt sowie die wirtschaftliche Prosperität eine entscheidende Rolle. Merseburg, verkehrsgünstig zwischen den Großstädten Halle und Leipzig gelegen, bietet gute Erreichbarkeit bei vergleichsweise niedrigeren Lebenshaltungskosten. Die fortschreitende Entwicklung von Industriegebieten wie "Leuna 3" verspricht zudem eine Schaffung von bis zu 7.000 neuen Arbeitsplätzen in den nächsten zehn Jahren.
Wissenschaftler berechnen Zuzug
Oberbürgermeister Sebastian Müller-Bahr erklärt: "Wenn man neugeschaffene Arbeitsplätze in die Städteplanung einbeziehen will, dann rechnen Sozialforscher mit dem Faktor 2,1 – das heißt pro Arbeitskraft hängen immer noch 2,1 Menschen – Der Partner bzw. die Partnerin und irgendwie ein Stückchen Kind mit dran".
Sozialwissenschaftliche Prognosen gehen bei 7.000 anzunehmenden neuen Arbeitsplätzen von einem Zuzug von bis zu 15.000 Menschen aus. Dieser enorme Zuwachs erfordert massive Anpassungen in Infrastruktur und Stadtleben. Neue Wohnquartiere sollen entstehen, um dem Bedarf an Wohnraum gerecht zu werden.
Stadtteilzentrum in Merseburg-Süd geplant
In Merseburg stehen unter anderem Integrationsmaßnahmen, die Belebung der Innenstadt sowie die Förderung des sozialen Zusammenhalts auf der Agenda. Ein geplantes Stadtteilzentrum in Merseburg-Süd und die Einrichtung einer Stabsstelle für soziale Entwicklung sollen diesen Prozess dabei koordinieren und überwachen. Die Stadt Merseburg ist somit gefordert, einen umfassenden Entwicklungsprozess zu managen, um aus dieser Dynamik eine nachhaltige und florierende Stadtgemeinschaft zu formen.
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MDR (Stefan Rank, Annekathrin Queck)
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 05. Dezember 2023 | 14:40 Uhr
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