Gemüseanbau zu Hause Wie ein Gärtner aus Nachterstedt das Hobbygärtnern lehrt

02. April 2023, 12:01 Uhr

Frühlingszeit ist Pflanzzeit – und wenn alles klappt, dann wächst im Garten all das, was im Supermarkt mittlerweile gefühlt ein kleines Vermögen kostet: Tomaten, Gurken, Kohlrabi. Eigenes Gemüse ziehen geht auch auf dem Balkon oder auf der Terrasse, sagt ein Gärtnermeister aus Nachterstedt. In einem Kurs für Hobbygärtner und Interessierte, die es werden wollen, gibt er sein Wissen über die Fruchtfolgen für den eigenen Blumenkasten weiter.

von Tom Gräbe, MDR SACHSEN-ANHALT

• Die Preise für Lebensmittel steigen. Gemüse ist im vergangenen Jahr rund 20 Prozent teurer geworden.
• Wer selbst anbaut, spart Geld. Dafür braucht es noch nicht mal einen eigenen Garten. Ein Balkon reicht aus.
• Neben frischen Kräutern lassen sich etwa Tomatenpflanzen, Salat, Radieschen oder sogar Kohlrabi vor dem eigenen Fenster züchten.

Nahrungsmittel sind im vergangenen Jahr 21,8 Prozent teurer geworden. Das hat die Verbraucherzentrale ausgerechnet. Obst rund acht Prozent. Für Gemüse müssen Kunden im Lebensmitteleinzelhandel rund 20 Prozent mehr zahlen. Für Möhren sogar rund 37 Prozent mehr.

Für frisches Gemüse lässt sich entweder Geld investieren oder Zeit, Liebe und Arbeit – dann kostet es so gut wie nichts, weil's im eigenen Garten wächst. Jetzt, im Frühjahr, ist Planungszeit für Hobbygärtner. Und inspirieren lassen sie sich gern auch in der Gartenabteilung des Baumarkts oder in der Gärtnerei.

Gemüse wächst auch auf dem Balkon

"Der Speiseplan war so im vergangenen Jahr: Ich musste überhaupt kein Gemüse zukaufen", sagt ein Besucher in der Gärtnerei von Joachim Hofmann und seiner Familie in Nachterstedt. Der Gärtnermeister hat an einem Vormittag zu einem Seminar für Hobbygärtner eingeladen. "Obst und Gemüse für Einsteiger - mit minimalem Einsatz" hat er auf eine Tafel geschrieben. Und die steht mitten im Gewächshaus zwischen Hochbeeten, in denen Schnittlauch oder Salat wachsen. Nebenan stehen junge Kohlrabipflanzen.

Um Obst und Gemüse ernten zu können, braucht es nicht mal zwingend einen Garten, stellt Joachim Hofmann fest. Vieles wächst auch auf dem Balkon oder der Terrasse. "Wenn man selber kocht, sind Kräuter eine schöne Sache. Balkone zeigen ganz oft in Südrichtung, dann habe ich viel Sonne. Das heißt, in meinen Kräutern sind viele ätherische Öle. Und die sind super geschmackvoll."

Auch Nutzpflanzen wachsen im Blumenkasten

In Blumenkästen lassen sich so auch Nutzpflanzen ziehen, zum Beispiel Pflücksalate. Diese können sogar mehrmals geerntet werden. Und: Im Blumenkasten kann es auch eine Fruchtfolge geben. Erst Radieschen – die wachsen schnell – und dann Salate. Acht bis zehn Radieschen hätten je nach Größe des Blumenkastens Platz, so Hofmann.

Tomatenpflanzen brauchen nur wenig Platz

Auch Tomaten lassen sich gut auf dem Balkon anpflanzen. Sie wachsen nach oben und brauchen nicht viel Platz. Gärtnermeister Joachim Hoffmann empfiehlt, Eierschalen mit unter die Erde zu mischen. Das Kalzium sorgt für schöne Früchte.

Selbstgebautes Bewässerungssystem kann Arbeit ersparen

"Mit zwei Personen und fünf Tomatenpflanzen ist man da gut angesiedelt", stellt er fest. Und weil Pflanzen durstig sind und gießen im Sommer auch auf dem Balkon Arbeit machen kann, hat der Gärtnermeister noch einen Tipp: Aus einer alten Plastikflasche lässt sich ohne viel Aufwand eine Gießhilfe bauen. Eine Tröpfchenbewässerung gewissermaßen. Einfach die Flasche mit einer Nadel leicht anstechen und mit dem Deckel nach oben eingraben.

Apropos eingraben: Auch Kohlrabi wächst im Blumenkasten oder im Balkonhochbeet. Die Pflanzen brauchen aber etwas Platz. 15 bis 20 Zentimeter sollten dazwischen liegen. Dafür lassen sich dann nicht nur die Wurzelknollen ernten, auch mit den Blättern lässt sich in der Küche etwas anfangen.

Gärtnerfreuden auf kleiner Fläche

Joachim Hoffman bezeichnet sich selbst als "Pflanzoholiker". "Wenn einem die Beschäftigung mit der Natur oder mit Pflanzen so viel gibt, dass man im Prinzip auch die anderen sofort für die Pflanzoholiker bekehren will." Darum geht es ja auch beim Gemüseanbau, im Garten oder auf dem Balkon: um die Freude, Dinge wachsen zu sehen und ernten zu können.

Sich vom Balkon zu ernähren, das wird schwierig. Aber um Tomaten, Radieschen oder Kräuter selbst zu ernten, reicht es allemal. Auch ohne Garten. Und jetzt ist die Zeit, damit anzufangen.

MDR (Tom Gräbe)