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Damit über viele Jahre gesundes Gemüse im Garten wächst, muss der Boden gepflegt werden. Deshalb ist es wichtig, dass die Pflanzen wechseln - in einer Saison und von Jahr zu Jahr. Bildrechte: imago/Panthermedia

Die Nährstoffe im Boden optimal nutzenSo gelingen Fruchtfolge und Fruchtwechsel im Gemüsebeet

19. Januar 2024, 10:19 Uhr

Nur ein gehaltvoller Boden sichert eine gute Ernte über viele Jahre hinweg. Darum sind Fruchtfolge und Fruchtwechsel die wichtigsten Kriterien, um den Boden zu pflegen und Bodenkrankheiten vorzubeugen. Denn umso bunter es auf dem Beet zugeht, desto gesünder und widerstandsfähiger ist der Boden.

Die Basis: ein guter Boden

"Das A und O für den Gemüseanbau ist ein guter Boden", sagt Martin Krumbein, Gemüseexperte im Lehr- und Versuchzentrum Gartenbau in Erfurt. Damit der Boden nicht müde wird und die Pflanzen optimal mit Nährstoffen versorgt werden, ist es wichtig, die Pflanzreihenfolge zu beachten.

Das gilt sowohl innerhalb einer Saison, als auch über mehrere Jahre hinweg, erklärt der Experte. Denn wenn hungrige Pflanzen immer wieder am gleichen Platz wachsen, sind die Nährstoffe im Boden irgendwann aufgebraucht. Um sich zu erholen, braucht der Boden Zeit oder zusätzlichen Dünger - zum Beispiel Humus vom Komposthaufen oder Mist von Pferd, Rind oder Schaf.

Jede gut mit organischer Masse versorgte Pflanzfläche hat ein Nährstoffdepot, mit dem der Gärtner über die Saison und danach drei Jahre lang haushalten muss. Starkzehrer leeren das Depot sehr schnell, Schwachzehrer schonen es. Mit Düngung kann man es teilweise wieder auffüllen.

Martin Krumbein | Bereichleiter für Gemüse im Lehr- und Versuchzentrum Gartenbau in Erfurt

Martin Krumbein macht beruflich viele Versuche mit Gemüse. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Abwechslung im Gemüsebeet

Für einen gesunden, vitalen Boden ist es wichtig, dass es auf dem Gemüsebeet abwechslungsreich zugeht und sich Starkzehrer mit Schwachzehrern abwechseln. So werden die Nährstoffe im Beet optimal genutzt. Nach einem hungrigen Starkzehrer sollte deshalb ein genügsamer Mittel- oder Schwachzehrer angebaut werden. Wichtig ist zudem, dass die Pflanzenfamilien jedes Jahr an einen neuen Platz umziehen, damit sich Schadorganismen im Boden, zum Beispiel Pilze, nicht etablieren und nachfolgende Pflanzen schädigen können.

Die Planung der Fruchtfolge (innerhalb einer Saison) und des Fruchtwechsels (von Jahr zu Jahr) orientiert sich immer an der Hauptkultur, die auf dem jeweiligen Beet angebaut werden soll, sagt Martin Krumbein. Die Hauptkultur braucht in der Regel die längst Zeit bis zur Reife und nimmt die größte Fläche im Beet ein. Sie hinterlässt auf dem Boden sozusagen den größten Fußabdruck. Nachdem die Wahl der Hauptkultur steht, legt man die Vor- und Nachkulturen fest.

FruchtfolgeFruchtfolge nennt man den Anbau von Gemüsepflanzen mit unterschiedlichen Bedürfnissen auf einem Beet innerhalb einer Saison.

FruchtwechselDer Fruchtwechsel ist die jährlich wechselnde Bepflanzung eines Beetes mit unterschiedlichen Gemüsearten.

Die richtige Fruchtfolge

In einer Saison möchten Gärtner so viel und so abwechslungsreich wie möglich ernten. Damit der Boden ausreichend Nährstoffe bereithält, ist es wichtig zu überlegen, in welcher Reihenfolge Gemüsearten auf dem Beet angebaut werden sollen. Sind die Frühkartoffeln geerntet, die zu den Starkzehrern gehören, dürfen weniger hungrige Salate oder Spinat ins Beet.

Denn mit zu vielen Nährstoffen wären die beiden genügsameren Gemüsearten überfordert, sie würden - vor allem in den Sommermonaten - zu viel Stickstoff aufnehmen und schließlich als Nitrat in den Blättern speichern. Ein weiteres Kriterium, das bei der Fruchtfolge zu beachten ist, ist die Zugehörigkeit zu einer Pflanzenfamilie.

In Pflanzlücken kommen nach Starkzehrern weniger hungrige Pflanzen. Nach der Kartoffel wächst der Salat oder Spinat gut. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Um Krankheiten nicht auf die nächste Pflanze zu übertragen, ist es sinnvoll, Pflanzen einer anderen Familie in eine Lücke zu setzen. Das Radieschen würde als Schwachzehrer zwar wunderbar nach dem Kohl auf ein Beet passen, gehört aber - wie der Kohl - zu den Kreuzblütlern. Spinat aus der Fuchsschwanzfamilie wäre deshalb die bessere Wahl.

Martin Krumbein fügt aber hinzu, dass gerade bei sehr schnellen Kulturen das Risiko für Krankheitsübertragungen eher gering ist. Der Wechsel der Pflanzenfamilie innerhalb einer Saison ist also ratsam aber kein Muss, wenn die Pflanzen gesund sind.

Den Fruchtwechsel von Jahr zu Jahr planen

Dem Fruchtwechsel des Gemüses von Jahr zu Jahr misst Gemüse-Experte Krumbein eine größere Bedeutung zu als der Fruchtfolge während der Saison. Mit dem Wechsel der Kulturen von Beet zu Beet bekommt der Boden Zeit sich zu regenerieren. Eine Anbaumethode ist die Vierfelderwirtschaft.

Die Vierfelderwirtschaft ist eine Anbaumethode auf vier Beeten in vier Jahren. Bildrechte: MDR

Im ersten Jahr werden auf dem frisch gedüngten Beet Starkzehrer angebaut, im zweiten Jahr folgt ein Mittelzehrer und im dritten Jahr ein Schwachzehrer. Bei der Vierfelderwirtschaft gönnt der Gärtner dem Beet im vierten Jahr eine Kur mit Gründünger.

Martin Krumbein | Bereichleiter für Gemüse im Lehr- und Versuchzentrum Gartenbau in Erfurt

Bevor Starkzehrer gepflanzt werden, muss die Fläche trotzdem noch mit einem zusätzlichen Dünger versorgt werden. Der Gründünger allein schafft es nicht, das Depot komplett aufzufüllen. Ein Starkzehrer nach dem anderen auf der gleichen Fläche, würde zu Bodenmüdigkeit führen, erklärt Martin Krumbein. Es wären kaum noch Nährstoffe vorhanden und die Pflanzen würden nur mickrig oder gar nicht wachsen.

Das müssen Sie über Ihre Pflanzen wissen

1. Welches Gemüse soll als Hauptkultur angebaut werden?
2. Wann wird das Gemüse gesät oder gepflanzt?
3. Wann wird das Gemüse geerntet?
4. Wie lange steht das Beet vor und nach der Hauptkultur zur freien Verfügung?
5. Welches Gemüse wächst in diesem Zeitraum und schafft es reif zu werden?

Zucchini, Kürbis, Kohl oder Rote Beete stehen lange auf dem Beet und sind deshalb Hauptkulturen. Im Mai können sie gepflanzt oder gesät werden. Vorher ist ausreichend Zeit, eine schnelle Vorkultur zu säen, zum Beispiel Radieschen oder Feldsalat, am besten auf das noch ungedüngte Gartenbeet.

Rote Beete steht lange auf dem Beet und ist eine Hauptkultur. Bildrechte: MDR/Daniela Dufft

Hauptkulturen wie Möhren, Pastinake oder Rosenkohl hingegen, müssen schon früher - im März, April - in den Boden. Eine Vorkultur im Freiland ist daher nicht sinnvoll, weil die Zeit zu kurz ist. Je nach Erntezeit der Hauptkultur kann noch eine Nachkultur gepflanzt werden. Wählen Sie einen Schwachzehrer, dem die Nährstoffe im Beet noch ausreichen und der es bis zum Saisonende schafft zu reifen.

Auch Pflanzenfamilien sollten wechseln

Wichtig ist beim Gemüseanbau über mehrere Jahre auch der Wechsel der Pflanzenfamilien von Beet zu Beet, betont Krumbein. Pflanzen der gleichen Familie sollten nicht zwei Jahre in Folge am gleichen Platz wachsen, damit sich Krankheitserreger wie etwa Pilze nicht vermehren und die nächste Pflanze befallen.

Als Beispiel nennt der Experte die Kohlschwärze. Die faulen Blätter werden durch einen Pilz im Boden verursacht, der durch feuchtes Wetter begünstigt wird. "Tritt diese Krankheit auf, sollten drei Jahre lang keine Pflanzen der gleichen Pflanzenfamilie auf dem Platz wachsen", so Krumbein.

Pflanzenfamilien* Nachtschattengewächse: Tomaten, Kartoffeln, Auberginen, Paprika
* Korbblütler: Eisbergsalat, Kopfsalat, Endiviensalat
* Kreuzblütler: Meerrettich, Blumenkohl, Senf
* Doldenblütler: Sellerie, Fenchel, Möhre
* Lauchgewächse: Knoblauch, Zwiebeln, Lauch
* Hülsenfrüchtler: Bohnen, Erbsen

Diese Pflanzen bleiben gern am gleichen Platz

Einige Pflanzen können mehrere Jahre immer wieder am gleichen Standort angebaut werden. Dazu zählen Beeren, Erdbeeren (ca. 3 Jahre), Kräuter, Rhabarber (ca. 8 Jahre), Spargel und Tomaten.

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Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 09. Mai 2021 | 08:30 Uhr

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