Landkreis StendalBlitzer für B189 gefordert: Angst vor Rasern in Ziegenhagen
Die Einwohner von Ziegenhagen – gelegen zwischen Stendal und Osterburg – fordern einen Blitzer für ihr Dorf. Die Ortsdurchfahrt ist die Bundesstraße 189. Autofahrer fahren teilweise viel zu schnell und ignorieren die Fußgängerampel auch bei Rot. Ende März hat das gemeindeeigene Verkehrszählgerät einen Raser registriert, der mit 170 km/h durch Ziegenhagen gebrettert ist. Die Angst der Einwohner ist seitdem wieder auf dem Siedepunkt.
- Im kleinen Ort Ziegenhagen im Landkreis Stendal ist die Angst der Anwohner vor Rasern groß.
- Seit Jahren kämpfen sie für einen Blitzer an der B189.
- Der Nachbarort Erxleben ist mit gleich zwei Blitzersäulen ausgestattet.
Wenn Gisela Türk in ihrem Wohnzimmer sitzt – ihr Haus steht in Ziegenhagen direkt an der Ortsdurchfahrt, der Bundesstraße 189 – dann geht ihr Blick beim kleinsten Motorengeräusch immer auch nach draußen. Die Rentnerin kann durchs Fenster auf die Fußgängerampel im Ort schauen. Doch auch wenn die auf Rot schaltet, fahren manche Autos weiter, noch dazu in unangemessener Geschwindigkeit.
Anwohner in Angst um ihre Kinder
Ulrike Elbershausen kennt das seit ihrer Kindheit. Sie ist in Ziegenhagen aufgewachsen, jetzt wohnt sie mit Mann und dreijährigem Sohn in ihrem Heimatdorf. Die Eltern wohnen auf der anderen Seite der B189.
Elbershausen hat Angst um das Wohlergehen ihrer Lieben. Zwei- bis dreimal täglich würde sie mit ihrem Kind die Fußgängerampel nutzen, erzählt die Mutter. "Und es ist oft so, dass wir da mit dem Laufrad oder mit dem Fahrrad stehen. Die Leute sehen das kleine Kind, ich habe schon Grün und es fahren noch ein oder zwei Leute bei Rot rüber." Das sei schon in ihrer Kindheit so gewesen. "Kindern wird hier ganz doll eingetrichtert: Auf das Grün brauchst du dich nicht zu verlassen", so Elbershausen weiter.
Die Ziegenhagener haben also gleich zwei Probleme auf ihrer Ortsdurchfahrt: zu viele Raser und zu viele Ampel-Ignoranten. Seit sieben Jahren kämpfen Ortsbürgermeister Dirk Zeidler und der Ortschaftsrat gemeinsam mit der Verbandsgemeinde für mindestens einen Blitzer, aber bisher ohne Erfolg.
Behörden lehnen Blitzer ab
Der Landesstraßenbaubetrieb lehnt jedwede bauliche Maßnahme an der B189 in Ziegenhagen ab und sieht dafür – wegen der vorhandenen Ampel – auch keine Veranlassung. Das zeigen Schreiben an den Ortsbürgermeister und den Landkreis Stendal. Letzterer wiederum kann oder will sich einen Blitzer in Ziegenhagen nicht leisten. Dagegen stünden nicht nur die Materialkosten von etwa 70.000 Euro, heißt es in einer Antwort an Ortsbürgermeister Zeidler, sondern auch der Personalaufwand inklusive Schulungen. Doch der Ortsbürgermeister fragt sich, was ein Menschenleben denn wert sei. Das könne man nicht nur rein mathematisch betrachten.
Was ist ein Menschenleben wert? Man kann das nicht nur rein mathematisch alles betrachten.
Dirk Zeidler, Ortsbürgermeister von Ziegenhagen
Erxleben mit gleich zwei Blitzern ausgestattet
Etwas neidisch schauen die Ziegenhagener ins Nachbardorf, nach Erxleben. Dort sind vor etwa sechs Jahren gleich zwei Blitzersäulen installiert worden, jeweils am Ortseingang. Die Anlage zählt mehr als zwei Millionen Fahrzeuge, die jährlich durch Erxleben fahren. Etwa 0,5 Prozent von ihnen werden wegen zu hoher Geschwindigkeit geblitzt; aber auch mit diesen geringen Zahlen würden sich die Blitzersäulen rechnen, hat Zeidler im Landkreis gehört. Das Kosten-Argument ist für ihn deswegen keines, das wirklich wirkt.
Blitzer auf der Bundesstraße 189 in StendalDrei Orte durchkreuzt die B189 zwischen Dolle (Sachsen-Anhalt) und Perleberg (Brandenburg): Erxleben, Ziegenhagen und Buchholz, alle drei im Landkreis Stendal. Nur in Ziegenhagen stehen keine Blitzer.
Durch Ziegenhagen fahren etwa 8.500 Fahrzeuge jeden Tag, so die Statistik des Verkehrszählgeräts. Das reicht den Behörden aber nicht: Eine Gemeinde muss mindestens 20.000 Einwohner haben, erst dann kann ein Blitzer stationär aufgestellt werden. Das sei die Vorgabe, sagt der Ortsbürgermeister. Die Verbandsgemeinde Rochau, zu der Ziegenhagen zählt, habe etwa 1.000 Einwohner.
Protest beim Dorffest?
Weil ihnen von offizieller Seite nicht geholfen wird, denken die Ziegenhagener darüber nach, wie sie ihrem Protest noch mehr Ausdruck verleihen können. So überlegen sie etwa, das Dorffest im Sommer einfach mal zwischenzeitlich auf die Ortsdurchfahrt zu verlegen – vielleicht zwei Stunden am Freitagnachmittag.
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MDR (Cornelia Winkler)
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 06. Juni 2023 | 08:40 Uhr
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