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Wenn es zu wenige Schüler gibt, können nicht mehr alle Kurse angeboten werden. Hybridunterricht könnte das verhindern. Bildrechte: Colourbox.de

DigitalisierungZu wenig Schüler in Ostsachsen: Hybridunterricht als Lösung?

02. Dezember 2022, 05:30 Uhr

Unterricht, obwohl der Lehrer in einer ganz anderen Stadt ist? Genau das wird derzeit in Ostsachsen probiert. In Niesky, Weißwasser und Görlitz kooperieren drei Schulen miteinander. Da es nicht genug Schülerinnen und Schüler für bestimmte Kurse gibt, werden die Jugendlichen per Videoübertragung an den Unterricht in einer andere Schule dazugeschaltet.

Der Physik-Leistungskurs am Friedrich-Schleiermacher-Gymnasium in Niesky ist fast schon eine intime Veranstaltung. Nur vier Schüler haben sich für diesen Kurs entschieden. Doch so könnte er eigentlich nicht stattfinden, denn in Sachsen müssen sich mindestens zehn Gymnasiasten für einen Leistungskurs entscheiden, damit er angeboten werden kann. Um diese Hürde zu umgehen, kooperiert die Schule mit einem Gymnasium in Görlitz. Anstatt vor einem Lehrer sitzen die vier Schüler in Niesky vor einem großen Bildschirm. Dort wird die Unterrichtsstunde aus Görlitz übertragen.

Geteilte Meinung zum Hybridunterricht

Die Meinung der Schüler zum Lehrmodell gehen auseinander. "Ich finde das Digitale besser, weil es zukunftsweisender ist", sagt einer der Jugendlichen, während ein anderer findet: "Präsenzunterricht mit Lehrer ist immer noch ein Ticken besser. Aber ich komme immer noch gut mit."

Immer weniger Schüler im ländlichen Raum

In Zukunft könnten Projekte wie dieses immer wichtiger werden, denn Prognosen des Statistischen Landesamts zufolge, wird es im ländlichen Sachsen in den kommenden Jahren immer weniger Schülerinnen und Schüler geben. Im schlimmsten Fall könnten dann einige Kurse gar nicht mehr angeboten werden.

Die drei Gymnasien können damit beweisen, dass auch bei kleineren Schulen im ländlichen Raum eine breite und gute Bildung angeboten werden kann.

Christian Piwarz (CDU) | Kultusminister Sachsen

Sachsens Kultusminister Christian Piwarz hofft deshalb auf einen Erfolg des Modells: "Die drei Gymnasien können damit beweisen, dass auch bei kleineren Schulen im ländlichen Raum eine breite und gute Bildung angeboten werden kann und die Schülerinnen und Schüler die gleichen Chancen haben wie in der Großstadt."

Zweijährige Testphase in Ostsachsen

Ein paar Klassenzimmer weiter findet in Niesky der Biologie-Unterricht statt. Lehrerin Stefanie Berger hat ein Tablett in der Hand und filmt damit einen Versuchsaufbau auf ihrem Schreibtisch. Denn hier ist das Friedrich-Schleiermacher-Gymnasium in der anderen Rolle, die Unterrichtseinheit wird für das Landau-Gymnasium in Weißwasser gefilmt und dort übertragen. Für die Lehrerin Berger bedeutet das Modell erstmal eine Umstellung: "Aktuell ist es aufwändiger, da man sich mit der neuen Technik auseinandersetzen muss."

Ein Mehraufwand in der Stundenvorbereitung stellt der Hybridunterricht jedoch nicht dar, sagt Berger. Seit der Corona-Zeit werden Unterrichtsmaterialien als PDF zur Verfügung gestellt werden und Bildschirmpräsentationen sind ein fester Bestandteil des Unterrichts. Das Projekt wird nun für zwei Jahre getestet, ehe es ausgewertet und gegebenenfalls ausgeweitet wird.

MDR (toz), dpa

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN | SACHSENSPIEGEL | 22. November 2022 | 19:00 Uhr