Militärbündnis25 Jahre Mitgliedschaft: Was die Nato für Polen bedeutet
Vor 25 Jahren traten Polen und Tschechien der Nato bei. Was bedeutet das für unsere östlichen Nachbarn in der Praxis? Was sagen und tun die Polen tagtäglich in puncto Verteidigung? Gehört die Nato-Mitgliedschaft zu ihren täglichen Themen, verlassen sie sich auf Amerika und die Nato oder auf sich selbst? Reporter Tomasz Sikora hat sich in Polen umgehört.
Das Summen weckt uns jede zweite Nacht auf. In der SMS, die automatisch vom Regionalen Sicherheitszentrum an alle Polen verschickt wird, liest man: "Polnische und amerikanische Flugzeuge sind im Luftraum in Stellung. Grund: Russische Raketen und Flugzeuge aktiv über Kaliningrad".
SMS als Sicherheitsfeature
Was ist der Zweck dieser SMS? Das frage ich den Ex-Leiter des polnischen Kommandos General Roman Polko: "Sie zeigt nachdrücklich, dass Polen heute die Nato braucht und davon profitiert. Es ist nicht nur der gemeinsame polnisch-amerikanische Flugdienst, sondern auch das SMS-System - ein Element des Nato-Sicherheits-Systems."
Aber die polnische Bevölkerung treffe auch selbst Vorkehrungen, so Polko: "Deshalb verlangen die Städte heute bei der Erteilung von Baugenehmigungen, dass Garagen, Tunnel, Parkhäuser oder Keller auch als Schutzräume genutzt werden sollen." Außerdem sollten die Menschen lernen, welche Lebensmittel ein langes Verfallsdatum hätten und im Keller lagern könnten.
Waffen in der Bevölkerung
Ich besuche einen der Schießstände, die nach dem russischen Angriff auf die Ukraine in Wrocław entstanden sind. Die Waffen werden von Paweł Marczak, dem Besitzer, ausgegeben. "Damals buchten die Polen die Bahnen sogar um drei Uhr morgens. Heute bringen sie ihrerseits immer öfter ihre eigenen Waffen mit", erzählt Marczak. Innerhalb von zwei Jahren ist die Zahl der Menschen mit einem Waffenschein um ein Drittel gestiegen. 800.000 Polen haben heute eine Waffe zu Hause.
Armee aus normalen Bürgern
Andere Polen haben sich den "Territorialen Verteidigungsstreitkräften" angeschlossen. Das sei eine reguläre Armee, die aber aus normalen Bürgern bestehe, die sich regelmäßig auf Übungsplätzen weiterbildeten, erklärt General Wiesław Kukuła. "Es gibt großes Interesse. Wir haben mehr Bewerber als Plätze. Und die Leute sind nach zwei Jahren Ausbildung besser als unsere ehemalige Wehrpflichtigenarmee."
Im Jahr 2024 wird Polen vier Prozent des Bruttoinlandsproduktes für das Militär ausgeben. Der höchste Prozentsatz von allen Nato-Mitgliedern.
MDR (ben)
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Bautzen | 12. März 2024 | 14:30 Uhr