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Schabbat Schalom | MDR Kultur | 04.08.2023"Damit du erfährst, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt"

03. August 2023, 14:49 Uhr

Die schönen Dinge im Leben sind keinesfalls selbstverständlich. Und es tut gut, sich dafür bei Gott bedanken zu können, meint Thüringens Landesrabbiner Alexander Nachama in seiner Auslegung des Wochenabschnitts Ekew, der einen allseits bekannten Gedanken enthält: "Der Mensch lebt nicht vom Brot allein".

Im Abschnitt Ekew lesen wir einen der vielen Rückblicke von Mosche, die das fünfte Buch der Tora prägen. Es heißt: "Er ließ dich Hunger leiden und speiste dich mit Manna, der Speise, die dir und deinen Eltern unbekannt war, damit du erfährst, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt, sondern von allem, was der Ewige verordnet."

Überleben in der Wüste

Das ist ein Vers, den Sie vielleicht schon kennen, und der von den Rabbinern gerne zitiert wird. Mosche hofft, dass Israel die Großzügigkeit Gottes versteht, dass es ihm, also Gott, sein Überleben verdankt und nicht der eigenen Kraft. Denn aus eigener Kraft hätten die Israeliten wohl kaum vierzig Jahre in der Wüste überleben können.

Gott gab den Israeliten Manna in der Wüste, um sie am Leben zu erhalten. Das Volk lernte auf der einen Seite die eigenen Grenzen kennen und auf der anderen Seite die schier grenzenlose Macht Gottes.

Wie können wir den zweiten Teil des Verses heute verstehen? "Der Mensch lebt nicht vom Brot allein." Brot – das ist nach der jüdischen Tradition die Nahrungsgrundlage. So sagen wir beispielsweise das große Tischgebet nach dem Essen, wenn wir Brot gegessen haben. Brot ist in diesem Zusammenhang ein Synonym für Nahrung, man könnte auch sagen: Der Mensch lebt nicht von Nahrung allein, „sondern von allem, was der Ewige verordnet.“

Gottes Verordnungen als Hilfe nicht als Last begreifen

Gottes Verordnungen, das sind Gottes Gebote. Wenn wir es allgemein betrachten, können wir feststellen, dass viele Gebote in der Gemeinschaft viel schöner ausgeführt werden können. Beispielsweise das Schabbatgebot: Theoretisch ist es zwar möglich, den Schabbat alleine zu begehen. Aber in größerer Gesellschaft ist es doch viel schöner. Das konnten wir gerade in den letzten Jahren spüren, als es aufgrund der Corona-Pandemie nicht immer möglich war.

"Gottes Verordnungen", wie sie in diesem Vers genannt werden, umfassen unser ganzes Leben. Sie sollten keine Last, sondern eine Unterstützung sein, damit wir all die Herausforderungen, die das Leben bringen mag, meistern können. In schweren Momenten geben sie uns einen Halt, einen Anker, um die Situation zu überstehen. In schönen Momenten schenken sie uns Demut, um zu verstehen, dass unser Erfolg nicht nur unserem eigenen Einsatz, sondern auch Gott zu verdanken ist.

So mahnt uns dieser schöne Vers aus dem Wochenabschnitt, dass wir im Endeffekt beides brauchen – Brot/Nahrung und den Glauben an Gott. Gerade das Gefühl, Gott "danke" sagen zu können, ist doch ein schönes Gefühl. Es bewahrt uns davor, all die schönen Dinge im Leben als Selbstverständlichkeit abzutun. Mögen wir stets daran denken.

Schabbat Schalom!

Zur Person: Alexander NachamaGeboren 1983 in Frankfurt am Main. 2005 erhielt er von Rabbiner Zalman Schachter-Shalomi, dem Gründer der Rabbiner- und Kantorenschule "Aleph", eine Urkunde als Kantor. 2008 erhielt er einen Bachelor in Judaistik (Freie Universität Berlin), 2013 einen Master (Universität Potsdam). Ab 2007 absolvierte er eine Ausbildung am Abraham Geiger Kolleg mit Studienaufenthalten in Israel, die er 2013 mit der Ordination zum Rabbiner abschloss. 1998 - 2011 amtierte Alexander Nachama zunächst als ehrenamtlicher Vorbeter, später als Kantor in der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. In den Jahren 2012 - 2018 war er Gemeinderabbiner der Jüdischen Gemeinde zu Dresden. Seit 2018 ist er Landesrabbiner der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen.

Schabbat Schalom bei MDR KULTURDie Sendung bezieht sich auf die jüdische Tradition, die fünf Bücher Moses im Gottesdienst der Synagoge innerhalb eines Jahres einmal vollständig vorzulesen. Dabei wird die Thora in Wochenabschnitte unterteilt. Zugleich ist es häufige Praxis, die jeweiligen Wochenabschnitte auszulegen.

Bei MDR KULTUR geben die Autorinnen und Autoren alltagstaugliche Antworten auf allgemeine Lebensfragen, mit denen sie auch zur persönlichen Auseinandersetzung anregen. Zugleich ist "Schabbat Schalom" eine Einführung in die jüdische Religion, Kultur und Geschichte.

"Schabbat Schalom" ist immer freitags um 15:45 Uhr bei MDR KULTUR zu hören sowie online abrufbar bei mdr.de/religion.

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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR | 04. August 2023 | 15:45 Uhr

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