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Auffrischungsimpfungen immer in den gleichen Arm zu spritzen, könnte ihre Wirkung leicht verbessern - darauf deuten Expermimente mit Mäusen hin. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / photothek

ImmunantwortImpfungen mit mehreren Impfdosen: Bessere Wirkung bei gleicher Einstichstelle

06. Mai 2022, 20:00 Uhr

Impfungen wirken wahrscheinlich etwas besser, wenn der Impfstoff immer in die gleiche Stelle am Körper gespritzt wird. Darauf deutet eine neue Studie mit Mäusen hin, die gegen die Grippe geimpft wurden.

Wieder in den gleichen Arm oder zur Abwechslung mal lieber den anderen? Vor dieser Wahl standen alle, die zur zweiten, dritten oder sogar vierten Corona-Impfung gegangen sind. Wer sich bei den verschiedenen Impfdosen für die immer gleiche Stelle entschieden hat, könnte dadurch einen leichten immunologischen Vorteil bekommen haben. Darauf deutet eine neue, jetzt im Fachblatt Science Immunology erschienene Studie hin.

Im Fokus der Forscher: B-Gedächtniszellen

Ein Team von US-Forschern um Masayuki Kuraoka von den Universitäten Duke und Harvard hatte Mäuse im Abstand von einem bis drei Monaten zwei Mal gegen die Grippe geimpft. Die eine Gruppe der Tiere erhielt beide Impfdosen in das gleiche Hinterbein, die andere Gruppe die Dosen in die jeweils gegenüberliegenden Beine.

Anschließend warfen die Forschenden einen genauen Blick auf die B-Gedächtniszellen. B-Zellen gehören genau wie T-Zellen zum sogenannten adaptiven Immunsystem, also dem Teil unserer Abwehrkräfte, die beim Eintreffen eines neuen Krankheitserregers erst ausgebildet werden müssen. Bestimmte Typen von B-Zellen sind dabei für die Herstellung von Antikörpern zuständig, den winzigen Eiweißen, die im Optimalfall maßgeschneidert an einen bestimmten Krankheitserreger binden und ihn dadurch verklumpen, blockieren und für die Fresszellen des Immunsystem markieren.

Mäuse: Stärkere Verbesserung der Immunantwort bei Zweitimpfungen ins gleiche Bein

Diese B-Zellen werden in Keimzentren in den Lymphknoten ausgebildet. Wird beispielsweise ein Corona-Impfstoff in Muskelgewebe gespritzt und werden dort Erkennungsmoleküle (Antigene) von Viren erzeugt, dann werden diese Antigene vor allem in die nächstgelegenen Lymphknoten gebracht und dort B-Zellen gegen genau diese Erkennungsmoleküle ausgebildet.

In der vorliegenden Studie konnten die Forscher nachweisen, dass bereits ausgebildete B-Zellen bei einer erneuten Gabe des Impfstoffs reaktiviert und weiter verbessert werden. Das geschah vor allem bei den Mäusen, die beide Impfdosen in das gleiche Bein erhielten. Hier wurden die Keimzentren besonders stark aktiviert. Auch bei den Tieren, die die Impfdosen in unterschiedliche Beine bekommen hatten, kam es zur Reaktivierung und Verbesserung der B-Gedächtniszellen, allerdings in einem etwas geringeren Umfang.

Unabhängige Forscher: Ergebnisse nicht direkt auf Menschen übertragbar

Heißt das nun, die Corona-Impfung hat schlechter gewirkt bei Menschen, die sich die Impfdosen in unterschiedliche Stellen haben spritzen lassen? Ganz klar ist das nicht. "Eine direkte Übertragung der Daten auf den Menschen oder andere Impfstoffe ist nicht möglich. Humane B-Gedächtniszellen sind wesentlich höher mutiert, was nahelegt, dass sie über lange Zeit immer wieder in Keimzentrumsreaktionen rekrutiert werden und dort mutieren", sagt die B-Zell-Forscherin Hedda Wardemann vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg, die nicht an der Studie beteiligt war.

Es ist also wahrscheinlich, dass die Reifungsprozesse in den menschlichen Lymphknoten stärker sind und wahrscheinlich auch durch Kontakt mit Krankheitserregern im Alltag immer wieder stimuliert werden. Marc Seifert, ebenfalls nicht beteiligter Immunologe an der Universität Duisburg-Essen, glaubt auch nicht an einen großen Unterschied: "Dieser Einfluss ist auf molekularer und zellulärer Ebene messbar, ist aber insgesamt mild und wahrscheinlich für den Erfolg einer sekundären Infektion oder einer Booster-Immunisierung nicht entscheidend."

Die meisten Menschen werden sowieso schon in den gleichen Arm geimpft

Trotzdem: Die Forscher glauben, weitere Studien, die das Experiment bei Menschen wiederholen, könnten durchaus wichtige Erkenntnisse bringen. Thomas Winkler, Genetiker an der Universität Erlangen-Nürnberg glaubt allerdings nicht, dass solche Studien die Praxis groß verändern würden. Denn: "Bei den allermeisten Menschen wird wohl in der Regel sowieso in denselben Arm geimpft, alleine um die Beeinträchtigung des 'bevorzugten' Arms zu vermeiden wie zum Beispiel bei Rechtshändern, die man links impft."

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(ens)

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