Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
Klima & UmweltMedizinPsychologieWeltraumGeschichteNaturwissenschaftBildung
In "Ostdeutschland" können sich meist nur Besserverdienende die sanierten Altbauviertel in den Innenstädten leisten. Bildrechte: imago/Westend61

Wissen-NewsGentrifizierung und Entmischung im ehemaligen Osten stärker als im Westen

26. September 2023, 15:50 Uhr

Großstädte auf dem Gebiet der ehemaligen DDR waren seit dem Zweiten Weltkrieg noch nie so gespalten wie jetzt, was die Verteilung im Stadtgebiet betrifft. Grund für die Segregation seien falsche Weichenstellungen in der Stadtpolitik.

Espresso-Tonic-Viertel, Eigenheimsiedlung, Platte: In ehemaligen DDR-Städten ist die Entmischung von Bevölkerungsgruppen stärker zu beobachten als in denen der alten BRD. Das geht aus einer aktuellen Buch-Veröffentlichung am Beispiel Halle (Saale) hervor, die sich unter anderem auf Forschung des Leibniz-Instituts für raumbezogene Sozialforschung in Erkner stützt. Fast alle ost- und nordostdeutschen Großstädte hätten seit der politischen Wende eine markante innerstädtische Aufwertung erfahren, in Plattenbau-Satellitenstädten käme es hingegen zu einer wachsenden Ansiedlung einkommensschwächerer Haushalte. Anders als im Westen habe das in der DDR wenig entwickelte Umland zudem einen starken Besiedlungsdruck erfahren.

In der DDR sei das Wohnen hingegen durch eine enge räumliche Nähe unterschiedlichster sozialer Schichten gekennzeichnet gewesen. Bei dem als Segregation bezeichneten Phänomen würden heute dagegen vor allem Besserverdienende zunehmend in gut sanierten innerstädtischen Altbauwohnungen oder in Reihen- und Einfamilienhäusern außerhalb der Kernstädte leben. Für einkommensschwache Haushalte blieben hingegen einfache Gründerzeitviertel und Großwohnsiedlungen.

Die Autorinnen und Autoren beschreiben als Ursache eine "Segregationsmaschine", die fortlaufend Haushalte entsprechend ihres Einkommens sortiere. Deren Grundlage seien falsche Weichenstellungen in der Stadtpolitik wie die Förderung von Neubau auf der "grünen Wiese", die Privatisierung von kommunalem Wohnraum und sozialpolitische Hartz-Reformen, kombiniert mit milliardenschwerer Förderung von Wohnungsbauinvestitionen. Nötig sei heute ein bewusstes Gegensteuern.

flo

Nachrichten

Mehr zum Thema

Kommentare

Laden ...
Alles anzeigen
Alles anzeigen