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Bildrechte: MDR/Maik Schuntermann

MDR KLIMA-UPDATE | 04. Februar 2022Was das stürmische Wetter mit dem Klimawandel zu tun hat

04. Februar 2022, 11:16 Uhr

Wir müssen mal wieder über das Wetter reden. Aber keine Angst, es wird nur kurz – dann kommen die wirklich wichtigen Themen: KfW-Förderung, Taxonomie und die wohltuende Wirkung des Waldbadens.

von Christian Dittmar, MDR

Liebe Abonnentinnen und Abonnenten,

Sturmtiefs beherrschen aktuell unser Wetter. Erst kam "Nadia", dann "Odette" und nun ist mit "Philine" nach kurzer Zeit auch schon das "P" dran. Zum Glück ist bis auf ein paar Ausfälle im Bahn- und Straßenverkehr noch nichts Gravierendes passiert. Und laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) ist die Häufung von längeren Sturmphasen im Winter auch nicht außergewöhnlich.

Was allerdings nicht normal ist, sind mal wieder die Temperaturen. Im Januar 2022 lagen sie nach Berechnungen des DWD deutschlandweit um 3,1 Grad über dem Referenzwert der Jahre 1961 bis 1990. Für die Region Leipzig kommt der dortige DWD-Experte sogar auf rund vier Grad über dem langjährigen Mittel. Die Folge ist, dass zumindest im mitteldeutschen Flachland der sehr milde Winter direkt in den Frühling übergehen dürfte.

Dazu hat es in den vergangenen Wochen auch übermäßig geregnet – könnte man denken. Doch nach den Daten des DWD lag die Niederschlagsmenge für ganz Deutschland ungefähr im langjährigen Schnitt. Um die Grundwasserspiegel wieder ausreichend aufzufüllen, reicht das noch lange nicht. So dürften die heimischen Böden, die gerade in Mitteldeutschland besorgniserregend trocken sind, noch länger in diesem Zustand bleiben.

Wie genau es derzeit unseren Böden geht, hat meine Kollegin Fabienne von der Eltz recherchiert und dafür mit Andreas Marx vom Leipziger Umweltforschungszentrum gesprochen. Er erinnerte nochmal an die trockenen Jahre, vor allem 2018 und 2019. Erst seit 2021 erholen sich die Grundwasserstände wieder langsam. Ein Wetter wie jetzt (mit durchschnittlichen Temperaturen von fünf bis sechs Grad und leichtem Regen) ist optimal für das Grundwasser, bei Frost kann auch kein Wasser in den Boden einsinken. Das Resümee: Die letzten Wochen mit viel Regen bringen noch nicht besonders viel. Für eine Erholung der Böden müsste es eher das ganze Jahr 2022 über feucht sein.

Umstrittener Förderstopp für Häuslebauer

Auch um den Boden, in diesem Fall Grund und Boden und wie er bebaut wird, ging es zuletzt bei einer wichtigen Entscheidung von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne): die Förderung energieeffizienter Gebäude wird gestoppt. Dies dürfte auch Auswirkungen auf die Klimapolitik haben, denn der Hausbau macht 25 Prozent der Treibhausgas-Emissionen hierzulande aus. Beim Bundeswirtschaftsministerium begründete man die Entscheidung damit, dass die Förderung veraltet sei und die falschen Anreize setze.

Massive Kritik hagelte es dafür von vielerlei Seiten. Thomas Engelke, Energieexperte der Verbraucherzentrale Bundesverband, sagte etwa, dass der Förderstopp Klimaschutz und Verbrauchern schade. Die Wissenschaftlerin Claudia Kemfert sagte in ihrem "Klima-Podcast", dass der Förderstopp "überfällig" sei. Ihre Begründung: Die Effizienzstandards bei Neubauten hätten sich schon am Markt durchgesetzt. Man brauche die üppigen Förderungen deshalb nicht mehr. Inzwischen ist Habeck zurückgerudert und hat zugestanden, dass alle Anträge, die bis zum 24. Januar eingegangen sind, noch bearbeitet werden sollen. Letztlich bedeutet das auch nicht, dass es in Zukunft keine Förderung mehr geben wird, sondern eine andere.

Sind Atomkraft und Gas wirklich grün?

Auf noch höherer Ebene, nämlich von der Europäischen Union, wurde in dieser Woche eine Entscheidung getroffen, die die Klimapolitik der kommenden Jahre ebenfalls stark beeinflussen könnte. Es handelt sich um die sogenannte Taxonomie, bei der bestimmte Wirtschaftsbereiche als mehr oder weniger umweltfreundlich eingestuft werden. Das Problem dabei: auch Atomkraft und Gas sollen demnach als nachhaltig gelten. Viele Experten, auch solche, die an der Entstehung des Taxonomie-Entwurfs beteiligt waren, kritisieren diese Einordnung als "Greenwashing".

Interessanterweise stören sich die Forschenden mehr an den Sonderregeln für Gas als an denen für Atomkraft. Ihr Punkt dabei ist, dass neue Gaskraftwerke ihre CO2-Verschmutzung nicht jährlich abrechnen müssen, sondern über einen Durchschnitt, der über 20 Jahre gerechnet würde. Damit würden auch Kraftwerke als "grün" gelabelt, die noch Millionen Tonnen an CO2 ausstoßen werden – und somit wirklich klimaschützenden Technologien gleichgestellt.

Zum Schluss

Liebe Leserinnen und Leser,

diese vielen Negativnachrichten zu Klima und Umwelt können schon sehr bedrückend sein. Aber dann kommen doch auch immer mal wieder positive News, wie diese: Eine weltweite Zählung hat 9.200 bisher unentdeckte Baumarten zu Tage gefördert. Mit Sicherheit werden in den kommenden Jahren noch einige dazukommen. Wie wichtig diese stillen Dienstleister sind, vergessen wir gern mal, dabei sind sie als Holz-, Brennstoff- und Obstlieferanten, aber auch als Schattenspender in Städten oder Lebensraum für unzählige Tiere wahre Tausendsassas.

Und wenn Sie sich angesichts des grauen Wetters oder wegen der nicht enden wollenden Corona-Pandemie gerade vielleicht etwas down fühlen, dann könnten Sie es ja mal mit einem Waldbad versuchen. Die heilsame Wirkung auf Seele und Körper wurde jedenfalls schon vielfach belegt. Die Liebe zur Natur liegt uns offenbar sogar in den Genen, wie eine aktuelle Studie anhand von Zwillingen herausgefunden hat.

Ich wünsche ein angenehmes Bad und ein schönes Wochenende!

Ihr Christian Dittmar


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