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KlimaphänomenDrittes La Niña und warme Arktis: Empfindliche Wintereinbrüche in Europa und Asien möglich

25. November 2022, 15:02 Uhr

Der Winter in den mittleren Breitengraden Europas und Asiens könnte kälter werden, als Wettermodelle bislang vorhersagen. Gründe sind das pazifische Klimaphänomen La Niña und der noch sehr warme arktische Ozean.

Klimamodelle sagen einen milden Winter für Europa vorher, doch bereits jetzt im November hat es in Deutschland zum ersten Mal geschneit. War das ein Ausrutscher – oder ein Vorgeschmack auf die kommende kalte Jahreszeit? Dass der Winter ungewöhnlich kalt werden könnte, schreiben jetzt Forscher vom Institut für Atmosphärenphysik an der Chinesischen Akademie der Wissenschaften im Fachmagazin "Advances in Atmospheric Sciences". Grund: Zum dritten Mal in Folge tritt das Klimaphänomen La Niña auf, bei dem sich die Wassertemperaturen im Pazifik anders verteilen als sonst üblich.

La Niña verschiebt Jetstream über der Nordhalbkugel nach Norden

"Fast alle von uns untersuchten Klimamodelle sagen einen insgesamt warmen Zustand über dem größten Teil Eurasiens voraus. Das steht im Widerspruch zur bisherigen Beobachtung, dass La Niña kalte eurasische Winter begünstigt, vor allem wenn das arktische Meereis im Vergleich zum historischen Durchschnitt immer noch eine sehr geringe Ausdehnung hat", sagt Lin Wang, der als Professor an dem Institut für Atmosphärenphysik in Peking arbeitet.

Beim La Niña Muster wehen die Passatwinde entlang des Äquators im Pazifik stärker als sonst. Dadurch gelangt mehr warmes Wasser in Richtung Asien, wodurch sich die Jetstreams in der oberen Atmosphäre weiter in Richtung Norden verschieben. Deshalb könne es in La Niña-Wintern auf der Nordhalbkugel häufiger zu Kaltluftausbrüchen und starken Schneefällen kommen, so die Forscher.

Blockade-Wetterlage über dem Ural entscheidend

Zentral dabei könnten blockierende Hochdruckgebiete über dem Ural werden. Dann sammelt sich kalte Luft in Zentralsibirien. Bricht das Hoch über dem Gebirge zusammen, das Europa und Asien trennt, kann sich nach Osten hin kalte Luft in Richtung China ausbreiten und zu Kältewellen führen. Wie das Wetter in Europa dann wird, hänge allerdings auch vom Zusammenspiel mit der nordatlantischen Oszillation zusammen. Für dieses Zirkulationsmuster gebe es aber noch keine zuverlässigen Vorhersagemodelle. Hier seine bessere Modelle notwendig, so Lin Wang in einer Mitteilung.

Japanische Forscher weisen in einer weiteren Studie noch auf eine andere mögliche Ursache hin, die starke Schneefälle in Europa in Herbst und Winter begünstigt. Im Fachjournal "npj Climate and Atmospheric Science" berichten Tomonori Sato von der Hokkaido University und sein Team über Auswirkungen, die ein immer wärmerer arktischer Ozean hat. In der Region um den Nordpol war die Klimaerwärmung bislang etwa vier Mal so schnell wie auf dem übrigen Planeten. Dadurch steigt auch die Temperatur des Meerwassers, das immer später im Jahr zufriert.

Simulation: Warmes Wasser steigt über dem arktischen Ozean in die Atmosphäre auf und fällt als Schnee in Europa, Asien und Kanada wieder zu Boden. Bildrechte: Tomonori Sato

Verdunstung im arktischen Ozean führt zu stärkeren Schneefällen in Europa und Asien

Aus dem wärmeren, offenen Polarmeer steigen größere Wassermassen auf, die schließlich zu stärkeren Schneefällen in Europa und Asien führen, so die Prognose von Sato und Kollegen. Dieser Mechanismus könnte sich in den kommenden Jahren weiter verstärken. Zudem sei möglich, dass die Schneefälle weitere Auswirkungen der stark erwärmten Arktis etwas verzögern. In diesem Fall könnten solche Wintereinbrüche jedoch paradoxerweise die Vorboten kommender sommerlicher Hitzewellen sein, die wiederum das Risiko borealer Waldbrände erhöhen.

Links/Studien

(ens)

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