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Astronomen haben einen sterbenden sonnenähnlichen Stern beobachtet, der einen Planeten verschlingt. Dieses Schicksal droht auch der Erde, wenn sich unsere Sonne in etwa fünf Milliarden Jahren dem Ende ihres Lebens nähert. Bildrechte: International Gemini Observatory/NOIRLab/NSF/AURA/M. Garlick/M. Zamani

AstronomieSterbender Stern verschlingt Planet: So wird es der Erde in 5 Milliarden Jahren ergehen

05. Mai 2023, 13:17 Uhr

Astronomen konnten zum ersten Mal live zusehen, wie ein sterbender sonnenähnlicher Stern sich aufbläht und einen Planeten verschlingt. In fünf Milliarden Jahren wird das auch die Sonne mit der Erde tun.

Unsere 150 Millionen Kilometer Abstand von der Sonne werden leider vermutlich nicht reichen. Wenn unser Fixstern sich in etwa fünf Milliarden Jahren zum hungrigen Roten Riesen aufbläht, wird er als ersten Gang den Merkur verspeisen, als zweiten Gang die Venus, wahrscheinlich als dritten Gang die Erde und vielleicht als Dessert noch den Mars. Dass die Erde schon vorher unbewohnbar gewesen sein wird, sei dahingestellt, aber so wird der endgültige Tod unseres Planeten wohl aussehen.

Astronomen durften so einen Vorgang nun zum ersten Mal vollständig beobachten, bei einem sterbenden Stern in der Milchstraße, etwa 13.000 Lichtjahre entfernt. Die Astronomen waren also im Prinzip live dabei, nur brauchte das Signal dieser durchgehenden "Fernseh"-Übertragung eben 13.000 Jahre bis zur Erde. Schneller geht's halt nicht, das Licht.

Hundert- bis tausendmal so groß

Und wie läuft so ein Sterben und Verschlingen nun ab? Die meiste Zeit seines Lebens fusioniert ein sonnenähnlicher Stern in seinem heißen, dichten Kern Wasserstoff zu Helium, was es dem Stern ermöglicht, sich gegen das erdrückende Gewicht seiner äußeren Schichten zu stemmen.

Wenn der Wasserstoff im Kern aber zur Neige geht, dann beginnt der Stern, Helium zu Kohlenstoff zu fusionieren, und die Wasserstofffusion wandert in die äußeren Schichten des Sterns, wodurch sich diese ausdehnen. Der sonnenähnliche Stern wird zu einem Roten Riesen mit der hundert- bis tausendfachen Ausdehnung, die er zuvor hatte. (Zum Vergleich: Bei einer etwa 215-fachen Ausdehnung erreicht unsere Sonne die Erde.)

Diese Verwandlung ist leider eine schlechte Nachricht für alle Planeten im Inneren eines Sonnensystems. Wenn sich die Oberfläche des Sterns einem Planeten nähert, kommt es zur Interaktion. Ein spektakulärer Ausbruch von Energie und Material wird ausgelöst. Dieser Prozess bremst auch die Umlaufgeschwindigkeit des Planeten, so dass er schließlich in den Stern stürzt. Ende, aus, vorbei.

Die drei Phasen, wenn ein sterbender Stern, der zum Roten Riesen wird, einen Planeten verschlingt. Erst umkreist der Planet den Stern noch. Wenn der Stern größer wird, kommt es zu ersten Interaktionen mit dem Planeten. Und schließlich wird der Planet verschlungen, wobei es einen beobachtbaren, recht langen energiearmen Ausstoß gibt, den die Astronomen "rauchenden Colt" nennen. Bildrechte: International Gemini Observatory/NOIRLab/NSF/AURA/P. Marenfeld

Unser eigenes Ende wird wahrscheinlich in einem letzten Lichtblitz ausklingen, der nur ein paar Monate dauert.

Ryan Lau, Astronom

Das nun erstmals beobachtete Planeten-Verschlingen dauerte etwa 100 Tage. Die Eigenschaften der Lichtkurve und des ausgeworfenen Materials gaben den Astronomen Aufschluss über die Masse der beiden Beteiligten. Das Material bestand demnach aus etwa 33 Erdmassen Wasserstoff und etwa 0,33 Erdmassen Staub. Anhand dieser Analyse schätzte das Team, dass der Vorläuferstern etwa die 0,8 bis 1,5-fache Masse unserer Sonne hat und der verschlungene Planet ein- bis zehnmal so schwer war wie der Jupiter.

"Ich denke, diese Ergebnisse haben etwas sehr Bemerkenswertes an sich, das auf die Vergänglichkeit unserer Existenz hinweist", sagt Ryan Lau, Astronom und Mitautor der im Journal "Nature" erschienenen Studie. "Nach den Milliarden von Jahren, die die Lebensdauer unseres Sonnensystems umfasst, wird unser eigenes Ende wahrscheinlich in einem letzten Lichtblitz ausklingen, der nur ein paar Monate dauert."

Links/Studien

(rr)