Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
Klima & UmweltMedizinPsychologieWeltraumGeschichteNaturwissenschaftBildung
Bildrechte: IMAGO / Panthermedia

KrebsforschungBrustkrebs: Der Auslöser liegt oft auf molekularer Ebene

23. Mai 2023, 09:41 Uhr

Woher kommt eigentlich Brustkrebs? Forscher in Boston haben sich auf Molekül-Ebene umgeschaut und einen Auslöser gefunden, der allein für ein Drittel der Brustkrebs-Arten verantwortlich ist.

Woher kommt eigentlich Brustkrebs, was ist der Auslöser oder Treiber für die krankhafte Veränderung von Zellen? Forscher haben jetzt zum einen herausgefunden, in welchem Zellstadium die krankhafte Veränderung von Zellen beginnt und zum anderen, was helfen könnte, den Umbau von gesunden Zellen in krankhafte zu verhindern. Und dabei spielt Östrogen eine noch viel weitreichendere Rolle, als man bisher glaubte. Bislang galt das Hormon als Katalysator für das Krebswachstum, weil es die Teilung und Zellvermehrung von Brustgewebe stimuliert, ein Prozess, der das Risiko krebserregender Mutationen birgt.

Welche Rolle das Hormon Östrogen spielt

Forscher haben jetzt aber herausgefunden, dass die Wirkung des Hormons noch viel früher einsetzt. Nämlich da, wo die Zellteilung danebengeht. Bei der Teilung von Zellen werden die genetischen Informationen kopiert. Läuft bei der DNA-Kopie etwas schief, kann es dazu kommen, dass Chromosomen in einer Zelle falsch sortiert sind und schlafende Krebsgene aktiviert werden. Bei der nächsten Zellteilung wird dann das kaputte Chromosom zwischen die beiden neuen Zellen gespannt wie eine Brücke, die aber leicht bricht. Wenn das passiert, werden die Krebs-Gene freigesetzt und können sich vermehren.

Allerdings kommen diese Genmutationsmuster nicht bei allen Krebsdiagnosen vor; und genau solche Fälle hat sich ein Forschungsteam der Harvard Medical School (Boston/USA) näher angeschaut und nach der Genom-Analyse von 780 Patientinnen festgestellt: Hier gibt es einen ganz anderen, komplexen Mechanismus, der den Krebs in Gang setzt. Versuche in der Petrischale mit Zellen, die mit der CRSPR-Genschere verändert und Östrogen ausgesetzt wurden, zeigten klar: Da wo Östrogene ins Spiel kommen, ändert sich die Art und Weise, wie Zellen ihre Chromosomen reparieren. So wird der Krebs nicht erst durch die vermehrte Bildung kranker Zellen angeschoben, die das Östrogen stimuliert hat. Östrogen sorgt schon vorher dafür, dass die DNA durcheinandergerät und Chromosomen falsch repariert werden.

Wozu ist das gut?

Aber wozu ist so eine Erkenntnis auf Molekularebene eigentlich gut? Es gibt bereits Östrogen-Medikamente, die die Brustzellen-Vermehrung verringern. Die jetzt vorgelegte Forschungsarbeit zeigt, dass diese Medikamente weit mehr können: Sie können auch verhindern, dass Östrogen krebserregende genomische Umlagerungen in den Zellen auslöst. Brustkrebstests könnten so genauer werden, wenn in der Analyse auf die Chromosomen-Anordnung geschaut wird. Werden Chromosomen-Umlagerungen entdeckt, wären das Hinweise auf eine Rückkehr des Brustkrebses.

Links/Studien

Die komplette Studie zur Zellforschung "Estrogen Receptor-Associated Chromosomal Translocations Underlie Oncogene Amplifications in Breast Cancer" lesen Sie hier.

lfw

KrebsforschungForscher finden Mittel gegen sekundären Brustkrebs in der Lunge

BrustkrebsDiagnose Krebs: Die Angst vor dem Rückfall! Was können wir tun?

mit Video

MamakarzinomBrustkrebs: Schon geringe körperliche Aktivität verringert Sterberisiko

mit Audio

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | Haptsache Gesund | 02. Februar 2023 | 21:00 Uhr

Kommentare

Laden ...
Alles anzeigen
Alles anzeigen