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Das Altpapier am 24. Juli 2019Springers Gefährder

Wer eine rassistische Tat "fremdenfeindlich" nenne, gebe die Perspektive der Täter*innen wieder, kritisiert die taz (auch in eigener Sache). Außerdem auf der Agenda: Schweinejournalismus und pulversierte Kanzleramts-Festplatten. Ein Altpapier von René Martens.

Der AutorRené Martens

Die Frage, inwiefern sich von Neonazis bedrohte Journalisten von der Polizei beschützt fühlen können, ist in dieser Kolumne schon unter verschiedenen Schwerpunkten Thema gewesen. Einen neuerlichen Anlass, darüber zu diskutieren, liefert nun das ARD-Politmagazin "Fakt". Das Magazin, das vom MDR (bei dem auch das Altpapier erscheint) verantwortet wird, strahlte am Dienstagabend einen Beitrag aus, der deutlich macht, dass im Umgang mit sogenannten Todeslisten nur die Sicherheitsbehörden in drei Bundesländern angemessen reagiert haben.

Bernhard Amelung aus Freiburg steht auf einer dieser Todeslisten - auf einer, auf der sich auch der Name des ermordeten Walter Lübcke findet. In der Textfassung zum "Fakt"-Film heißt es:

"Der Lokaljournalist erfuhr davon aber erst durch das Schreiben einer Organisation, die sich für Opfer rechtsextremer Gewalt einsetzt. Er stellte daraufhin Anzeige bei der Kriminalpolizei, doch die Hilfe, die er sich erhofft hatte, sei ausgeblieben."

Amelung, Redakteur bei der Badischen Zeitung (wie auch Daniel Laufer, einer der drei Autor*innen des Magazin-Beitrags), sagt gegenüber "Fakt":

"Das wird geschäftsmäßig abgehandelt, ohne großes Interesse. Ohne auch mal zu überlegen, dass in der Vergangenheit durchaus Namen von Journalisten, von Politikern, von Aktivisten auf Listen standen, denen tatsächlich etwas passiert ist."

"Fakt" dazu:

"Die Staatsanwaltschaft kam indes zu der Einschätzung, die Veröffentlichung seiner Daten habe keinen Straftatbestand erfüllt und stellte das Verfahren ein (…) Bei der Ankündigung 'Wir kriegen euch alle' handelte es sich demnach um keine Bedrohung, da es dabei um kein konkretes Verbrechen gehe."

Auf die im letzten Satz zitierte Drohung bezieht sich auch der ebenfalls für den "Fakt"-Beitrag interviewte Jean Peters, der dem Berliner Aktionskünstlerkollektiv Peng! angehört, in einem nach der Sendung veröffentlichten Twitter-Thread:

"Die letzte Liste, von der ich durch Freunde und antifaschistische Gruppen erfuhr, nannte sich #wirkriegeneuchallee. Dort standen vor allem Journalist*innen, Politiker*innen und Aktivist*innen drauf. Wir vernetzten uns, analysierten sie, die wenigsten stellten Strafanzeigen. Warum? Die Liste wirkt sehr dilettantisch, eigentlich wie ein Copy-Paste-Quatsch, aber ich vermute, dass manche der Daten nur von der Berliner Polizei kommen können. So steht da zum Beispiel meine ehemalige Adresse, die kaum woanders vorkommt als in einem Polizeibericht. Der Eindruck war, dass die Polizei vermutlich nicht viel helfen würde."

Eine Reaktion auf den "Fakt"-Beitrag kam vom Deutschen Journalisten-Verband. Der fordert nun "die Polizeibehörden der Länder auf, die sogenannten Feindeslisten wahrscheinlich rechtsextremen Ursprungs endlich ernst zu nehmen".

Ach, mein niedlicher DJV nu wieder! Einige Polizisten nehmen diese Listen schon deshalb "ernst", weil sie selbst solche Listen erstellen - bzw. in führender Position in Organisationen mitwirken, die sie erstellen. Auch das kommt in dem "Fakt"-Beitrag ja vor (der allerdings erst gesendet wurde, nachdem der DJV seine Pressemitteilung veröffentlicht hatte), und es war im Laufe der vergangenen vier Wochen unter anderem Thema in der taz und beim NDR.

Was an dem Wort "fremdenfeindlich" falsch ist

Die Berichterstattung über den Mordanschlag auf einen Eritreer im hessischen Wächtersbach wirft wieder einmal die Frage auf, warum Journalisten eine unerschütterliche Vorliebe für das Wort  "fremdenfeindlich" haben. Carolina Schwarz wird in der taz grundsätzlich:

"Medien verwenden den Begriff immer wieder in der Bemühung um einen nicht wertenden und vorsichtigen Begriff. Doch aus Angst, Rassismus zu schreiben, nutzen sie einen, der selbst Rassismus fördert. Denn sie geben die Perspektive der Täter*innen wieder. Auch die Aussagen von Donald Trump gegenüber den vier nichtweißen demokratischen Kongressabgeordneten wurde in Deutschland als "fremdenfeindlich" eingeordnet. Alle etablierten Medien gebrauchen "Fremdenfeindlichkeit" immer wieder, wenn sie eigentlich Rassismus meinen – auch die taz."

Froben Homburger (dpa) erläutert in einem Thread unter anderem, seine Agentur müsse dann, wenn die Staatsanwaltschaft den Begriff "fremdenfeindlich" benutze, dies auch entsprechend wiedergeben. Die FR-Redakteurin Marie-Sophie Adeoso argumentiert in einem weiteren Thread ähnlich wie Schwarz. Der Täter habe

"auf jemanden geschossen, den er nicht kannte, von dem er nicht wusste, ob er 'fremd' im Land ist. Konkreter: Er hätte auch auf meinen Ehemann oder meine Kinder schießen können, wenn die gestern in Wächtersbach gewesen wären. Die sind Deutsch und Schwarz. Das Motiv heißt also Rassismus, nicht Fremdenfeindlichkeit."

Der #Schweinefleisch-Trend

Als am Dienstag in Leipzig zwei kleine Kindertagesstätten unter Polizeischutz gestellt werden mussten, stand bei bild.de dazu Folgendes:

"Um mögliche Gefahren abzuwehren, stehe ein Polizeiauto vor den beiden benachbarten Einrichtungen, sagte ein Sprecher am Dienstag. Hintergrund ist, dass in den Kitas kein Schweinefleisch mehr angeboten werden soll."

Das ist aber keineswegs der "Hintergrund", wie der Bildblog aufdröselt:

"Denn Schweinefleisch wird in den Kitas schon seit über einer Woche nicht mehr angeboten, Bescheid wissen die Eltern darüber noch länger. Drohungen gab es in dieser Zeit keine, Polizeischutz erst recht nicht. Erst heute musste die Polizei eingeschaltet werden. Und wem sei Dank?"

Natürlich dank des Vorzeigeblatts des Schweine- bzw. Schweinefleischlust- bzw. Hier-bin-ich-Schwein-hier-darf’s-sein-Journalismus, denn dieses hatte

"auf der Titelseite eine für das Land völlig unbedeutende Entscheidung von zwei (!) Kitas zu einem nationalen Skandal hoch(gejazzt)",

wie es der Bildblog formuliert. Der freie Journalist Stephan Anpalagan kommentiert in einem Thread:

"Da sind also zwei Kindergärten, die #Schweinefleisch vom Speiseplan streichen, damit Kinder unterschiedlichen Glaubens gemeinsam (!) essen können. Also nochmal zum Mitschreiben: Damit Kinder, unabhängig von Herkunft und Glauben gemeinsam essen können, streicht der Träger zweier Kindergarten-Einrichtungen Schweinefleisch vom Speiseplan. Es gibt weiterhin Rind, Huhn, Lamm, Ente, Fisch, sonstige Meerestiere."

Auch taz und Volksverpetzer äußern sich zu dem "Wahnsinn" (siehe letzteren Link), zu dem leider auch der MDR seinen kleinen Teil beitrug. Die Einzelperson, der wir den "Wahnsinn" zu verdanken haben, heißt Ralf Schuler, ganz gewiss einer der größten Dichter und Denker, die je an Friede Springers Brust genährt wurden. Ihm fiel zur Speiseplanreform in den beiden Kitas ein:

"Nicht nur elementare demokratische Prinzipien werden durch dieses Minderheiten-Diktat außer Kraft gesetzt, sondern auch die Trennung von Religion und Staat."

Dazu Christian Klemm im Neuen Deutschland:

"Eine Nummer kleiner macht dieser Journalist es offenbar nicht. Das hat auch die AfD bemerkt. Sie steht auf der Zuschauertribüne und spendet fleißig Beifall."

Beifall spendeten allerdings auch Twitter-Hooligans anderer Partei-Provenienz (siehe dazu ebenfalls den eben verlinkten Bildblog-Beitrag). "Das Boulevardblatt und die Rechtspartei" (gemeint ist die AfD) seien eine "Bedrohung", so Klemm - und zwar "für das friedliche Zusammenleben unterschiedlicher Religionen und Kulturen bei uns".

In eigener Sache meldeten Springers Schweinefleischfachleute gestern noch:

Nachdem BILD am Dienstag über die Entscheidung berichtet hatte, landete der Hashtag "#Schweinefleisch" deutschlandweit auf Twitter zeitweise auf Platz eins der diskutierten Themen."

Die darob in der Redaktion höchstwahrscheinlich ausgebrochene Polonäse Blankenese - Und der Reichelt fasst den Schuler von hinten an die Schultern, das hebt die Stimmung, ja da kommt Freude auf - hätte man dann doch gern gesehen.

Ibiza, nächstes Kapitel

Wenn jemand als "Head of Social Media" firmiert oder firmierte, ist sein Name naturgemäß omnipräsent, aber der Mann, der bei Sebastian Kurz so ein "Head" war, heißt allerorten nun plötzlich nur noch Arno M. Das liegt daran, dass der Mann, der seine Accounts bei Twitter, Instagram, Linkedin und Flickr gelöscht hat, etwas möglicherweise Strafrechtliches getan hat. Er hat ein paar Tage nach Bekanntwerden der Ibiza-Affäre Festplatten aus dem Bundeskanzleramt schreddern bzw. pulverisieren lassen - und zwar unter in vielerlei Hinsicht merkwürdigen Umständen:  

"Er will nicht nur dabei zusehen, sicher ist sicher, sondern die pulverisierten Reste auch wieder mitnehmen",

schreibt zum Beispiel die SZ online und im Keller auf der gedruckten Seite Drei. Fünf Autor*innen hat die SZ für den Text aufgeboten. Das Team schreibt:

"Fünf Festplatten lässt er schreddern, erst einmal, dann zweimal und dann noch ein drittes Mal (…) Der stämmige junge Mann (steht) an einem Donnerstag Mitte Mai, um 11.05 Uhr, vor einer Schreddermaschine und überwacht die Zerstörung der Datenträger. In die Besucherliste trägt er den Namen 'Walter Maisinger' ein, in einem Formular nennt er auch eine zum Namen passende E-Mail-Adresse - und in die Rubrik "Firma" schreibt der Mann: 'privat'. Nichts davon stimmt."

Das Münchener Autor*innen-Quintett bezieht sich dabei auf dem Falter (€) vorliegende "Dokumente und Videos, (…) die die Süddeutsche Zeitung und der Spiegel einsehen konnten". Es kooperieren hier also wieder jene drei Medienhäuser, die schon bei der Veröffentlichung des Ibiza-Videos zusammengearbeitet hatten.

Falter-Chefredakteur Florian Klenk betont im Podcast seiner Wochenzeitung, dass hier "ein enger Vertrauter" des Ex-Kanzlers bzw. ein damaliger "Beamter des Bundeskanzleramts" Dokumente habe schreddern lassen. Noch einmal die SZ:

"Ein Kanzlermitarbeiter, der unter falschem Namen Festplatten vernichten lässt, Festplatten aus dem Bundeskanzleramt, wie sich herausstellen wird - in der Woche nach dem größten Polit-Skandal des Landes seit vielen Jahrzehnten? Die vielen Fragezeichen lassen sich kaum zählen, die dieser Vorfall aufwirft."

Das sozialdemokratische Online-Magazin kontrast.at bilanziert:

"Fest steht: Die Festplatten, die Arno M. schreddern ließ, waren Staatseigentum. Das ist der Grund, warum die Schredder-Affäre strafrechtlich relevant sein könnte. Akten und offizielle Schriftverkehre sind bei einem Regierungswechsel im Staatsarchiv zu deponieren. So schreibt es das Gesetz vor. Nur unter Aufsicht ist es erlaubt, Akten zu vernichten. Wer heimlich Akten verschwinden lässt, verstößt gegen das Archiv-Gesetz, das für Akten der österreichischen Regierung gilt."

Wenn Kurz in Redaktionen anruft

Bleiben wir in Österreich. Der bisherige Kurier-Herausgeber und nun vom Journalismus in die Politik bzw. zur Partei Neos wechselnde Helmut Brandstätter (Altpapier von Dienstag) hat Oliver Das Gupta von der SZ eine Art Abschiedsinterview gegeben, in dem er "mit der Medienpolitik der gestürzten Kurz/Strache-Regierung abrechnet", wie es im Vorspann heißt. Brandstätter sagt:

"Die Methode Kurz lautet: Wir machen die Schlagzeilen selbst. Sein Team hält eigenständigen Journalismus eher für überflüssig. Stattdessen erzeugen Kurz' Presseleute Geschichten und Fotos, damit die Botschaften so dargestellt werden, dass es der Volkspartei nützt (…) Er ruft auch höchstpersönlich in Redaktionen an. In einem Fall hat Kurz bei einer Nachrichtenagentur angerufen und wollte, dass der Redakteur den Zwischentitel seines Textes ändert (…)

Es geht (…) vor allem um wirkmächtige Signale: Wir überwachen alles, wir merken alles; ihr müsst schon vorsichtig sein; wenn ihr macht, was wir wollen, habt ihr keinen Ärger. Das wird so nicht ausgesprochen, aber so lauten die Botschaften. Es gibt die Gefahr, dass diese Botschaften ankommen in einem Beruf, wo immer wieder Arbeitsplätze zur Disposition stehen. Das wissen diese Herrschaften."

Das Gupta spricht Brandstätter dann auch noch auf die von diesem oft erwähnte "Inseratenkorruption" an, ein, äh, Phänomen, das es in dieser Form hier zu Land nicht gibt. Brandstätter dazu:

"Während in unserem Land die staatliche Parteienförderung ständig erhöht wird - auch Kurz hat das getan - werden die vom digitalen Wandel ohnehin betroffenen Medien ausgehungert. Ausnahme sind die Zeitungen und Zeitschriften, die lieb schreiben. Die bekommen viele Millionen in Form von Anzeigen. Die Regierenden, nicht nur ÖVP und FPÖ, sondern auch die SPÖ, versuchen also, Medien durch öffentliche Gelder - sagen wir es freundlich - positiv zu stimmen."

Altpapierkorb (Carola Rackete, Matteo Salvini, Klaus Theweleit, Birgit Kelle, Boris Johnson, Iwona Laub, Oliver Wurm, Samuel Koch, Peter Hamm)

+++ Dass die NDR-Journalist*innen Nadia Kailouli und Jonas Schreiäg sich zur richtigen Zeit an den richtigen Ort begaben, als sie sich vor einigen Wochen mit der Sea-Watch 3 auf eine Reise machten, an deren Ende die kurzfristig eingesprungene Kapitänin Carola Rackete weltberühmt werden sollte - das kann man nach der rund 20 Minuten langen "Panorama"-Fassung, die vor rund zwei Wochen lief, nun in einer mehr als doppelt so langen Version sehen, die seit Dienstag bei dem zum Funk-Netzwerk gehörenden "Panorama"-Ableger "STRG_F" abrufbar ist. Angesichts der Länge von 44:47 kann man davon ausgehen, dass der Film in dieser Fassung bald auch im linearen Fernsehen laufen wird, denn für die Länge gibt’s ja ein paar passende Sendeplätze.

+++ "Ausgerechnet" Matteo Salvini, also der bekannteste Rackete-Hasser unter der Sonne, wolle das "linke" Radio Radicale (Altpapier, Altpapier) "retten", berichtet die FAZ (€) heute auf ihrer Medienseite.

+++ Was treibt Frauen wie die auf Springers rechtem Flügel stürmende Birgit Kelle "dazu, sich so explizit vom Feminismus abzugrenzen"? Das fragt Christina Mohr Klaus Theweleit in der August-Ausgabe von konkret. Er sagt: "Brauchte ich wieder Youtube für die Antwort. Stark vertreten die Frau Kelle da! Talentierte Rednerin, die 'ihr Thema' gefunden hat. Negativer, aber exakter ausgedrückt: unstillbare Rechthaberin; unbremsbare Quasselstrippe (…) Ansonsten ist das eine medial aufgebrezelte Ausgabe der 'normalen' professionellen Christenfrau, die gottseits angehalten ist, Hetero-Ehe, manndominiert, als Norm einzufordern und jede Form von 'Homo-' zu verwerfen (…) Dass sie dabei den 'Gendergagas' 'Unwissenschaftlichkeit' vorwirft mit der Bibel in der Hand als ihrem Wissenschaftsargument, macht ihre Position nicht zur stärksten. Nicht so ernst nehmen." Anlass des Interviews ist übrigens eine demnächst erscheinende Neuauflage von Theweleits Klassiker "Männerphantasien". "Angesichts der Rückkehr rechten Straßenterrors und faschistoider Positionen, die viele schon an Weimarer Verhältnisse denken lassen, sowie von Propagandafeldzügen gegen freiere Sexualitäten - Stichwort: 'Genderwahn' - sind die Analysen des Buches viel zu brennend, um es im Regal der großen Werke ins Archiv zu stellen", schreibt der Verlag Matthes & Seitz dazu.

+++ "Anfang der 1990er-Jahre", als der Ex-Journalist Boris Johnson als Korrespondent in Brüssel sein Unwesen trieb, habe man ihn "unguided missile" genannt, "weil er für den konservativen Daily Telegraph die schrägsten, meist frei erfundenen Berichte über die EU (damals hieß sie noch EG) verfasste: über eine angeblich neue Verordnung über die Größe von Präservativen, eine Vorschrift, wonach alle Fischer Haarnetze tragen müssten - oder die Regelung, dass auf britischen Autobahnen die Grünstreifen mit Statuen von EU-Politikern gesäumt werden müssten, darunter natürlich sein Lieblingsfeind Jacques Delors." Das berichtet Otmar Lahodynsky, der damals ebenfalls in Brüssel tätig war, für das österreichische Magazin Profil.

+++ Warum sich die Historikerin und Netzaktivistin Iwona Laub gezwungen sah, ihren Twitter-Account zu löschen, erzählt sie in einem Interview mit dem Mosaik-Blog. Sie hatte sich mit einem rechten "Berater" der österreichischen Sozialdemokraten angelegt.

+++ Oliver "Grundgesetz" Wurm (Altpapier, Altpapier), hatte mal wieder eine Zeitschriftenidee, und deshalb gibt’s von ihm nun im Laufe der nächsten rund zwölf Monate eine "'Magazintrilogie' zu den Olympischen Spielen 2020 (…) Das erste Heft 20.20 erscheint in Kooperation mit dem Deutschen Olympischen Sportbund genau ein Jahr vor dem Auftakt der Olympischen Spiele 2020 in Tokio. Das zweite Heft soll vier Wochen vor dem Auftakt herauskommen, ein weiteres dann 'live', während der Spiele". Die SZ berichtet.

+++ Sportjournalismus (II): "In fünf Finanzierungsrunden hat The Athletic insgesamt 67,7 Millionen Dollar an Wagniskapital eingenommen und in Nordamerika bereits für spektakuläre Journalisten-Transfers gesorgt." Es geht, erneut in der SZ, um ein expandierendes amerikanisches Sportportal, das bei der Konkurrenz diverse Starschreiber abgeworben hat.

+++ Sportjournalismus (III): Für eine bisher medienjournalistisch noch nicht allzu ausführlich gewürdigte Form des Fußballjournalismus stehen Coffee-Table-Magazine wie Mundial (deren Mitarbeiter im übrigen auch unter dem Titel "Giant" einen Podcast für Spotify produzieren). Ich habe mir drei Magazine aus dieser Sub-Nische näher angeschaut.

+++ Der Querschnittsgelähmte Samuel Koch spielt die Hauptrolle in Eibe Maleen Krebs’ Spielfilm "Draußen in meinem Kopf", der heute im ZDF-Nachtprogramm zu sehen ist. "Die Ausdrucksstärke, die Koch hier in seiner durchaus schwierigen Rolle beweist, ist sehenswert. Nur mit seinen Augen, seinen Blicken und seinem großen sprachlichen Vermögen drückt er sehr viel aus, erzeugt dabei die Spannung, die auch so ein eigentlich ruhiges Kammerspiel benötigt" (Ernst Corinth, Redaktionsnetzwerk Deutschland). "Dass 'Verständnis' von Behinderung immer auch ein totalitäres Moment hat, diese Einsicht gewährt der Film auf denkbar unaufdringliche Art" (Heike Hupertz). "Wie bei den meisten anderen Beiträgen der 'Shooting Stars'-Reihe mit neueren Kinofilmen, die im Kino leider kaum jemand gesehen hat, stellt sich daher die Frage, warum das ZDF diese Kinokoproduktion der Redaktion Das kleine Fernsehspiel nicht um 20.15 Uhr zeigt" (Tilmann P. Gangloff, Stuttgarter Zeitung).

+++ Der Schriftsteller und frühere Rundfunkredakteur Peter Hamm ist im Alter von 82 Jahren gestorben. Michael Krüger ruft ihm in der FAZ nach. Thomas Steinfeld nimmt in der SZ den Tod Hamms zum Anlass, daran zu erinnern, was im Hörfunk einst möglich war: "Im Bayerischen Rundfunk gab es, beginnend im Jahr 1954, eine Abteilung mit dem Namen 'Kulturkritik'. Schon lange bevor die Abteilung im Jahr 2017 der Redaktion 'Kultur aktuell' zugeschlagen wurde, hatte das Wort den hellen Glanz verloren, den es bei ihrer Gründung besessen haben muss. 'Kulturkritik', das bedeutet in heutigen Ohren: grundsätzlich nicht einverstanden zu sein mit dem Lauf der Welt, um dafür, jedenfalls soweit es sich dabei um eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt handelt, auch noch gut bezahlt zu werden. Das war lange Zeit anders. Zur 'Kulturkritik' gehörten nicht nur die regelmäßige Berichterstattung zu kulturellen Ereignissen, nicht nur das Rezensionswesen, sondern auch der Essay und die Sondersendung, über 'Goethe und die Musik' (1986), über Franz Schuberts letzte Lebensjahre (1982) oder über den hundertsten Geburtstag von Robert Walser (1978) (…) (Diese) Sendungen (sind) lebendig geblieben, weil sie in das literarische Œuvre eines Mannes eingingen, der von 1964 bis 2002 Redakteur in dieser Abteilung war: des Lyrikers, Essayisten, Herausgebers, Dokumentarfilmers und Kulturfunktionärs Peter Hamm."

Neues Altpapier gibt es wieder am Donnerstag.